Neubeginn in Virgin River
seltenen Lächeln. Rick, ganz selbstbewusst, schenkte Mel und Joey ein hinreißendes Lächeln und meinte, dass wohl ihre ganze Familie einfach wunderschön sein müsste. Und mit seinem Charme nahm Jack Joey vollkommen für sich ein. Als er in die Küche ging, um ihnen das Essen zu holen, lehnte sie sich an Mel und flüsterte: „Du lieber Himmel, ist er ein Adonis, oder was?“
„Adonis“, bestätigte Mel.
Sie erhielten ein vorzügliches Abendessen – Lachs in Dillsoße. Jack leistete ihnen beim Essen Gesellschaft, und Mel unterhielt ihre Schwester mit Geschichten aus der Landarztpraxis, inklusive der beiden Geburten, die sie alleine betreut hatte.
Es war kurz nach sieben, als Docs Pager piepte und er ans Telefon in Jacks Küche geschickt wurde. Anschließend kam er zu Mel an den Tisch. „Die Pattersons haben angerufen. Das Baby scheint Schwierigkeiten mit der Atmung zu haben und ist wohl ein bisschen blass und blau um die Kiemen.“
„Ich komme mit Ihnen“, sagte Mel und stand sofort auf. „Ich habe das Baby entbunden. Es hatte bereits bei der Geburt Startschwierigkeiten“, erklärte sie Joey „Falls es später wird, glaubst du, dass du das Waldhaus finden wirst?“
„Klar. Gibst du mir den Schlüssel?“
Mel musste über ihre Schwester lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Hier in der Gegend braucht man keine Schlüssel, Schätzchen. Es ist offen.“
Mel fuhr mit in Docs Truck, denn sie hatte keine Lust, mit ihrem BMW auf irgendeinem vom Regen aufgeweichten Feldweg stecken zu bleiben.
Als sie ankamen, waren Sondra und ihr Mann in Panik, weil das Baby beim Atmen zu pfeifen schien. Seine Atmung war beschleunigt und flach, aber Fieber hatte der Junge nicht. Nachdem er etwas Sauerstoff erhalten hatte, ging es ihm augenblicklich besser, was jedoch nicht hieß, dass Doc und Mel sich über die Ursache seiner Beschwerden im Klaren waren. Während Mel den Kleinen in ihren Armen wiegte, saß Doc am Küchentisch bei einer Tasse Kaffee und sprach mit den Pattersons. „Er ist zu jung für Asthma oder so etwas“, erklärte er. „Es könnte eine Art allergische Reaktion sein, auf eine Infektion hindeuten, oder auch etwas Ernsteres sein – ein Problem mit dem Herzen oder der Lunge. Ihr müsst ihn morgen ins Valley Hospital in die Notaufnahme bringen, damit er dort gründlich untersucht werden kann. Ich schreibe euch auch noch den Namen eines guten Kinderarztes auf.“
„Wird denn heute Nacht alles mit ihm gut gehen?“, fragte Sondra unter Tränen.
„Ich denke schon, aber vorsichtshalber lasse ich euch den Sauerstoff da. Ihr könnt mir die Flasche morgen wieder vorbeibringen. Es wäre auch nicht verkehrt, wenn ihr heute Nacht abwechselnd bei ihm Wache haltet, rein vorsorglich. Falls es Probleme gibt, ruft mich an. Diese kleine Fremde hier“, er deutete auf Mel, „ist mit ihrer Blechkiste bei Regen auf unseren Straßen keinen Pfifferling wert. Abgesehen davon hat sie heute Besuch aus Colorado Springs bekommen.“
Zwei Stunden später setzte Doc Mel an ihrem Auto ab.
Gegen acht Uhr hatten bis auf Joey alle Gäste die Bar verlassen. Jack hatte Ricky nach Hause geschickt, Preacher räumte die Küche auf, und Jack brachte Joey eine Tasse Kaffee und setzte sich wieder zu ihr. Er fragte sie nach ihren Kindern, nach dem Beruf ihres Mannes und nach ihrem Leben in Colorado Springs. „Mel wusste nicht, dass Sie kommen, richtig?“, wechselte er dann das Thema.
„Ja, es war ein totaler Überfall. Obwohl es das nicht hätte sein sollen.“
„Sie hätten es nicht besser timen können. Irgendetwas nagt an ihr.“
„Oh“, sagte Joey „Ich hatte einfach angenommen, dass Sie Bescheid wüssten, weil meine Schwester doch erzählte, dass Sie beide …“ Sie hielt inne und blickte in ihre Kaffeetasse.
„Dass wir was?“, hakte er nach.
Joey sah wieder auf und lächelte verlegen. „Sie hat mir erzählt, dass Sie sich küssen.“
„Immer dann, wenn sie ein wenig nachgibt.“
„In einem Ort wie Virgin River …“, fragte sie, „… macht einen das nicht schon zu einem Paar?“
Er setzte sich in seinem Stuhl zurück und hoffte nur, dass keine Gäste mehr kamen. „Ja, so ungefähr. Nur, dass dabei etwas ganz Entscheidendes fehlt.“
„Also wissen Sie, ich weiß nicht, ob ich das Recht habe …“
„Mir zu sagen, wer ihr das Herz herausgerissen und auf ihm herumgetrampelt ist“, beendete er den Satz für sie.
„Ihr Ehemann“, sagte Joey tapfer und schob das Kinn vor.
Jack richtete sich
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