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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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mindestens ein paar gute Küsse …“
    „Ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht.“
    „Probier es einfach. Im schlimmsten Fall lenkt es dich von deiner Einsamkeit ab.“
    „Ist das nicht falsch? Jemanden zu benutzen, damit du nicht ständig an deinen toten Mann denken musst?“
    „Wie wär’s, wenn du es einmal anders ausdrückst? Was, wenn du dich einfach über jemanden freuen würdest, der verhindert, dass du ständig an deinen toten Mann denken musst? So etwas könnte man fast schon Glück nennen, oder?“
    „Wahrscheinlich sollte ich ihn nicht küssen“, sagte Mel und schluchzte. „Denn ich kann einfach nicht hierbleiben. Ich gehöre nicht hierher. Ich gehöre nach L. A. zu Mark.“
    Joey stieß einen langen Seufzer aus. „Es ist doch nur Küssen, Mel. Nimm es doch nicht so schwer.“
    Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte Joey zu Bill, ihrem Mann: „Ich muss zu ihr. Ich fürchte, sie steuert auf eine Krise zu.
    Mel hatte begonnen, wieder öfter an die Vergangenheit zu denken. An jenen Morgen, als die Polizei vor der Tür gestanden hatte, um ihr mitzuteilen, dass Mark tot war. Sie hatten beide während der Spätschicht im Krankenhaus gearbeitet und zuvor noch gemeinsam in der Cafeteria gegessen. Aber Mark hatte Bereitschaftsdienst, und auf der Unfallstation war viel los. Deshalb war er die ganze Nacht über dort geblieben. Der Mord geschah, als er frühmorgens auf dem Weg nach Hause gewesen war.
    Sie war in die Leichenhalle gegangen, um ihn ein letztes Mal zu sehen. Eine Zeit lang hatte man sie mit ihm allein gelassen, und sie hatte seinen kalten, leblosen Körper in die Arme genommen. Seine Brust war von drei sauberen Einschusslöchern durchsiebt. Sie hatte so lange geweint, bis man sie von ihm wegzog.
    In ihrem Kopf spulte nun ein Film ab. Er begann mit den Bildern, wie Mark auf dem Boden dieses Mini-Supermarkts lag. Dann frühmorgens die Polizei vor der Tür. Die Beerdigung. Es folgten die Nächte, in denen sie nur geweint hatte, und die langen Tage, an denen sie damit beschäftigt gewesen war, seine Sachen wegzupacken, und schließlich die langen Monate, in denen sie es nicht fertigbrachte, sich davon zu trennen. In dem Film, der sich in ihrem Kopf abspielte, sah sie sich selbst aus der Vogelperspektive. Sie lag im Bett, wie ein Fötus zusammengekauert, und hielt sich den Bauch, als hätte man ihr ein Messer hineingerammt. Dabei schluchzte sie so laut und heftig, dass sie dachte, die Nachbarn würden es hören und Hilfe rufen.
    Anstatt wie zuvor sein Foto zu betrachten und ihm nur zu sagen, dass sie ihn liebte, begann sie nun, mit seinem leblosen Abbild lange einseitige Unterhaltungen zu führen. Sie erzählte ihm, was sie den Tag über getan hatte, und immer endete es damit, dass sie barsch ausrief: „Ich liebe dich immer noch, verdammt.“ Oder eindringlich: „Ich liebe dich noch immer. Ich kann nicht damit aufhören, dich zu lieben, dich zu vermissen und zu wünschen, du kämest zurück.“
    Mel hatte immer gehofft, ihr geliebter Mark könnte aus dem Jenseits mit ihr in Kontakt treten, weil er sie doch auch so sehr liebte. Aber nie hatte es auch nur das geringste Anzeichen dafür gegeben, dass er auf irgendeine Weise zurückgekommen wäre. Als er starb, war er ganz gegangen. Er war so endgültig gegangen, dass sie mit einem Gefühl der inneren Leere zurückblieb.
    Drei Tage hintereinander wachte sie weinend auf. Jack hatte sie schon gefragt, ob irgendetwas nicht stimmte, ob es etwas gab, worüber sie reden wollte. „PMS“, gaukelte sie ihm vor. „Prämenstruelles Syndrom. Das geht wieder vorbei.“
    „Mel, habe ich dir irgendetwas getan?“, ließ er nicht locker.
    „Natürlich nicht. Es sind nur die Hormone, ehrlich.“
    Aber sie fing an, zu glauben, dass die kurze Atempause, die sie scheinbar gerade bekommen hatte, nun offiziell beendet war und sie sich wieder auf dem Weg zurück in die Dunkelheit von Kummer und Sehnsucht befand. Zurück in die totale Einsamkeit.
    Dann aber geschah etwas, das sie aus dieser Sackgasse herausriss. Sie kam gerade von Joy und der genesenden Connie zurück, mit denen sie sich wie gewöhnlich die Seifenoper angeschaut hatte, als ihr der Mietwagen vor Does Praxis ins Auge stach. Kaum hatte sie das Haus betreten, stand sie Joey von Angesicht zu Angesicht gegenüber, die sie strahlend anlächelte. Mel schnappte nach Luft, ließ ihre Tasche fallen, und schon lagen sich die beiden Schwestern in den Armen. Sie wirbelten sich gegenseitig herum und lachten und

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