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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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kerzengerade in seinem Sitz auf. Joey hatte nicht gesagt Ex-Ehemann. „Was hat er ihr angetan?“, fragte er mit einem deutlich wütenden Unterton in der Stimme.
    Joey seufzte. Wer A sagt, muss auch B sagen, dachte sie. Wenn Mel es ihm nicht erzählt hatte, hatte sie ihre Gründe. Wenn jetzt sie, Joey, Jack aufklärte, würde Mel stinksauer auf sie sein. „Er wurde bei einem bewaffneten Raubüberfall, in den er zufällig hineingeraten war, ermordet.“
    „Ermordet“, wiederholte Jack mit schwacher Stimme.
    „Er war Arzt auf der Unfallstation. Er hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und wollte frühmorgens auf dem Heimweg in einem Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hatte, noch Milch kaufen. Der Räuber geriet in Panik und schoss auf ihn. Drei Mal. Mark war sofort tot.“
    „Mein Gott“, sagte Jack. „Wann war das?“
    „Genau heute vor einem Jahr.“
    „Mein Gott“, wiederholte er, schlug sich die Hände vors Gesicht und rieb sich die Augen. „Sie weiß, dass heute sein Todestag ist?“
    „Natürlich weiß sie das. Sie ist qualvoll darauf zugesteuert.
    „In L. A.“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich daran denke, dass ich ihm schon ein paarmal ins Gesicht schlagen wollte, weil er sie so verletzt hat …“
    „Ich muss Ihnen gestehen, dass mir nicht ganz wohl zumute ist. Irgendwie fühle ich mich Mel gegenüber unloyal, denn einer der Gründe, weshalb sie nach Virgin River kam, war, dass hier keiner etwas von ihrem Schmerz wusste. Niemand sieht sie hier mitleidig an. Niemand fragt fünfzehnmal am Tag, wie es ihr geht, ob sie noch mehr abgenommen hat, ob sie endlich wieder schlafen kann … Aber irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass sie es Ihnen gesagt hat, weil …“
    „Sie ist sehr zurückhaltend“, unterbrach er Joey „Jetzt verstehe ich, warum.“
    „Und ich habe es jetzt rausgelassen. Ich weiß nicht, ob ich mich schuldig oder erleichtert fühlen soll. Wenigstens einer hier draußen, dem sie wichtig ist, sollte meiner Meinung nach wissen, was sie durchgemacht hat. Was sie noch immer durchmacht.“ Sie holte tief Luft. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie es eine Woche lang hier aushalten würde.“
    „Mel ebenso wenig.“ Jack schwieg eine Zeit lang. „Können Sie sich vorstellen, wie mutig es ist, einen tollen Job in L. A. aufzugeben und in dieses Dorf hier zu kommen, um mit einem Mann wie Doc Mullins zu arbeiten? Mel hat mir ein wenig davon erzählt, wie es in der Klinik in L. A. zuging – Stadtmedizin nennt sie es. Von einem Schlachtfeld hat sie gesprochen. Hier auf dem Land, so glaubte sie, würde sie einen richtig eintönigen und langweiligen Job verrichten. Von wegen! Erst vor Kurzem musste sie frierend auf der Ladefläche eines alten Pick-ups einer Notfall-Patientin den Infusionsbeutel über den Kopf halten – während einer rasenden Fahrt zur Klinik. Himmel, bei einem Gefecht hätte ich sie gut brauchen können.“
    „Mel war immer sehr stark, aber Marks Tod hat sie wirklich aus der Bahn geworfen. Deshalb ist sie aus L. A. fortgegangen. Sie hatte sich schon so weit in ihrem Schmerz zurückgezogen, dass sie es kaum noch fertigbrachte, zur Bank zu gehen oder einzukaufen.“
    „Und sie hasst Waffen“, fügte er hinzu. „Aber in einem kleinen Ort auf dem Land sollte man immer eine Waffe im Haus haben.“
    „Oh, herrje! Jack, ich möchte Ihnen auch sagen, dass ich Mel angefleht hatte, nicht nach Virgin River zu gehen. Ihr Vorhaben hielt ich für verrückt, weil es für Mel eine viel zu drastische Veränderung bedeuten würde“, sagte Joey. „Aber ich habe mich getäuscht – irgendetwas tut ihr anscheinend hier gut. Vielleicht das, was sie Landmedizin nennt. Vielleicht liegt es ja auch an Ihnen.“
    „Sie hat solche Phasen“, erinnerte er sich. „Manchmal ist sie sehr traurig. Aber es geht vorüber, und dann ist wieder so viel Helligkeit in ihr. Sie hätten sie sehen sollen, nachdem sie bei Doc ihr erstes Baby entbunden hatte. Sie hatte sich wie ein Champion gefühlt, hat sie mir erzählt. Ich habe noch nie jemanden so strahlen sehen.“ Bei der Erinnerung lachte er leise, aber es schwang ein leicht verdrießlicher Ton mit.
    „Wissen Sie was, ich glaube, für mich ist der Tag gelaufen. Ich werde zu Mel fahren und dort ein wenig abhängen, bis sie nach Hause kommt und ich mich um sie kümmern kann.“
    „Lassen Sie sich von Preacher fahren“, schlug Jack vor. „Vor allem nachts, bei Regen, können die Straßen hier tückisch sein, noch dazu, wenn man sie nicht

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