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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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kennt. Als Mel am ersten Abend zum Waldhaus fuhr, ist sie mit ihrem BMW im Schlamm stecken geblieben und musste rausgezogen werden.“
    „Und wie kommt Mel nach Hause?“, fragte sie.
    „Wahrscheinlich wird Doc sie heimbringen. Er hält ihren Wagen für absolut untauglich in so einer ländlichen Gegend. Vielleicht kommt sie aber auch hierher, um den BMW zu holen. Mittlerweile kommt sie auf diesen Straßen ganz gut klar, aber falls sie irgendwelche Bedenken äußert, würde ich sie rausfahren. Es würde mich aber auch nicht überraschen, wenn sie die halbe Nacht bei den Pattersons verbringt. Sie lässt ihre Patienten nicht gerne allein. Aber machen Sie sich keine Sorgen, ich werde so lange wach bleiben.“ Er ging zum Tresen hinüber, holte einen Zettel und schrieb ihr seine Nummer auf. „Rufen Sie mich an, wenn sie im Waldhaus angekommen ist. Oder auch, falls Sie irgendetwas brauchen.“
    Es war fast zehn Uhr, als Mel die Bar betrat. Sie sah Jack, der beim Feuer an einem Tisch saß, und machte ein langes Gesicht, als sie sich umsah und Joey nicht entdeckte. „Wo ist meine Schwester?“, fragte sie. „Ihr Wagen steht doch noch draußen.“
    „Ich habe Preacher gebeten, sie mit dem Truck heimzufahren. An ihrem ersten Abend hier sollte sie sich noch nicht mit diesen Straßen im Regen herumschlagen müssen.“
    „Oh, danke“, sagte sie. „Wir sehen uns dann morgen irgendwann.“
    „Mel?“, rief er. „Setz dich einen Moment zu mir.“
    „Ich sollte zu Joey fahren. Sie hat einen so weiten Weg hinter sich …“
    „Vielleicht sollten wir uns einmal unterhalten. Darüber, was mit dir los ist.“
    Seit Tagen hatte sie nun taumelnd an diesem Abgrund gestanden, immer in Gefahr, den Halt zu verlieren. Das Einzige, was sie von diesem brutalen Vorfall, der ihr Leben von einer Sekunde auf die andere verändert hatte, scheinbar ablenken konnte, war ihre Arbeit. Wenn sie sich um ihre Patienten kümmerte, konnte sie alles andere vergessen. Auch der heutige Tag, als sie Joey den Ort gezeigt hatte, die Lämmchen, die einzigartige Schönheit der Umgebung hatte sie ein wenig auf andere Gedanken gebracht. Aber das Bild kam einfach immer wieder zurück und verfolgte sie. Das Bild, wie er verblutend auf dem Boden lag, konnte sich jederzeit direkt vor ihren Augen manifestieren, und sie musste sie dann fest schließen, während sie darum betete, nicht zusammenzubrechen. Es war ganz und gar unmöglich, dass sie sich jetzt zu Jack setzen und darüber reden konnte. Was sie jetzt brauchte, war, von hier wegzukommen, nach Hause zu fahren und sich einmal richtig auszuweinen. Bei ihrer Schwester, die sie verstand.
    „Ich kann nicht“, hauchte sie.
    Jack stand auf. „Dann lass dich von mir heimfahren.“
    „Nein“, widersprach sie und hob abwehrend eine Hand. „Bitte. Ich muss jetzt los.“
    „Wieso lässt du dich nicht einfach von mir in den Arm nehmen. Vielleicht solltest du nicht allein sein.“
    Ach so! Wie der Blitz fuhr es Mel durch den Kopf. Joey hat es ihm also erzählt! Mit noch immer erhobener Hand schloss sie die Augen, wie um Jack abzuwehren. Das Blut schoss ihr ins Gesicht. „Ich möchte wirklich allein sein. Bitte, Jack.“
    Er nickte und sah ihr nach, als sie hinausging.
    Mel stieg die Verandastufen hinunter und ging auf ihren Wagen zu, aber sie schaffte es nicht. Es brach über sie herein, bevor sie dort ankam. Sie krümmte sich beinahe unter dem Schmerz der Erinnerung, dem Schmerz des Verlustes. Die Leere kehrte zurück, nahm ihr alle guten Gefühle und bedrängte sie mit schrecklichen Fragen, auf die es keine Antwort gab. Warum, warum, warum? Wie kann einem Menschen so etwas passieren? Warum hat es Mark getroffen und nicht mich?! Er hätte es verdient, ein langes Leben zu haben, um das Leben anderer zu retten. Mit seinem großen Wissen und seinem Mitgefühl war er einer der besten Notärzte in L. A.!
    Den ganzen Tag über hatte sie es geschafft, nicht zusammenzubrechen, jetzt aber, im Dunkeln, im kalten Regen, fühlte sie sich, als müsse sie auf der Stelle zu Boden sinken und dort im Schlamm so lange liegen bleiben, bis sie sterben, bis sie endlich bei ihm sein würde. Sie stolperte auf einen Baum zu, griff mit beiden Händen nach dem Stamm und taumelte vor und zurück, während laute, herzzerreißende Schreie aus ihr herausbrachen.
    Warum konnten wir nicht wenigstens ein Kind haben? Warum durften wir nicht wenigstens dieses Glück erfahren? Hätte ich ein Baby von ihm, wüsste ich, wofür ich lebe.
    Drinnen in

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