Neue Bündnisse
tun. Wenn Saidin nicht irgendwie vom Makel reingewaschen wurde, könnte Tarmon Gai'don eine bereits von Wahnsinnigen zerstörte Welt vorfinden. Was getan werden mußte, mußte getan werden.
»Das wäre wunderbar«, sagte Torval fast flüsternd, »aber wie könnte jemand anderer außer dem Schöpfer oder...« Er brach unbehaglich ab.
Rand hatte nicht erkannt, daß er einige seiner Gedanken laut ausgesprochen hatte. Narishmas, Morrs und Hopwils Augen hätten zu einem Gesicht gehören können, schimmerten plötzlich hoffnungsvoll. Dashiva wirkte wie erschlagen. Rand hoffte, daß er nicht zuviel gesagt hatte. Einige Geheimnisse mußten bewahrt werden, einschließlich dem, was er als nächstes vorhatte.
Kurz darauf lief Hopwil zu seinem Pferd, um mit Befehlen für die Adligen zum Hügelkamm zu reiten. Morr und Dashiva machten sich eilig auf die Suche nach Flinn und den anderen Asha'man, und Torval schritt davon, um mit Befehlen für Taim wieder zur Schwarzen Burg zu reisen. Narishma war der letzte Verbliebene, und eingedenk der Aes Sedai und Seanchaner schickte Rand ihn mit genauen Anweisungen, die den jungen Mann veranlaßten, die Lippen zusammenzupressen, ebenfalls fort.
»Sprecht mit niemandem«, endete Rand freundlich, während er fest Narishmas Arm umfaßte. »Und enttäuscht mich nicht. Keinesfalls.«
»Ich werde Euch nicht enttäuschen«, sagte Narishma unbewegt. Er grüßte rasch und ging ebenfalls.
Gefährlich, flüsterte eine Stimme in Rands Kopf. O ja, sehr gefährlich. Vielleicht zu gefährlich. Aber es könnte funktionieren. Vielleicht. Auf jeden Fall mußt du Torval jetzt töten. Du mußt es tun.
Weiramon betrat das Zelt des Konzils, drängte Gregorin und Tolmeran beiseite und versuchte, auch Rosana und Semaradrid beiseite zu schieben, die Rand berichten wollten, daß die Männer im Wald letztendlich weise entschieden hatten. Sie fanden ihn lachend vor, bis ihm Tränen über die Wangen liefen. Lews Therin war zurückgekommen. Oder er war tatsächlich bereits wahnsinnig. Es war auf jeden Fall ein Grund zum Lachen.
KAPITEL 7
Stärker als ein geschriebenes Gesetz
Egwene erwachte in der düsteren, kalten Dunkelheit der Nacht, erschöpft von ruhelosem Schlaf und beunruhigenden Träumen, die um so besorgniserregender waren, weil sie sich nicht an sie erinnern konnte. Ihre Träume waren ihr stets zugänglich, so klar wie gedruckte Worte auf einem Blatt Papier, und doch waren jene düster und furchterregend gewesen. Sie hatte in letzter Zeit zu viele solcher Träume gehabt. Sie erweckten in ihr den Wunsch davonzulaufen, zu entkommen, wobei sie sich niemals erinnern konnte, wovor, sich aber stets unwohl und unsicher fühlte und sogar zitterte. Wenigstens hatte sie keine Kopfschmerzen. Zumindest konnte sie sich an die Träume erinnern, die sie für bedeutsam hielt, obwohl sie nicht wußte, wie sie sie deuten sollte. Rand, der verschiedene Masken trug, bis plötzlich eines dieser falschen Gesichter keine Maske mehr war, sondern er selbst. Perrin und ein Kesselflicker, die sich mit Streitaxt und Schwert panisch einen Weg durch Brombeersträucher schlugen, sich nicht der Klippe bewußt, die unmittelbar vor ihnen lag. Und die Brombeersträucher schrien mit menschlichen Stimmen, die sie nicht vernahmen. Mat, der auf riesigen Waagschalen zwei Aes Sedai wog, und von seiner Entscheidung hing... Sie konnte nicht sagen, was davon abhing. Etwas Gewaltiges. Die Welt vielleicht. Es hatte andere Träume gegeben, die meisten von Leiden durchdrungen. In letzter Zeit waren alle ihre Träume, in denen Mat auftauchte, erschreckend und qualvoll, wie von Alpträumen geworfene Schatten, fast als wäre Mat selbst nicht ganz real. Das hatte zur Folge, daß sie um Mat bangte, der in Ebou Dar geblieben war, und daß sie schmerzlich bedauerte, ihn dorthin geschickt zu haben, ganz zu schweigen von dem armen alten Thom Merrilin. Aber sie war sich sicher, daß die vergessenen Träume noch schlimmer waren.
Der Klang leise streitender Stimmen hatte sie geweckt. Der Vollmond stand noch hoch am Himmel und warf genug Licht, daß sie zwei einander am Zelteingang gegenüberstehende Frauen ausmachen konnte.
»Die Kopfschmerzen quälen die arme Frau den ganzen Tag, und sie kommt auch nachts kaum zur Ruhe«, flüsterte Halima heftig, die Fäuste in die Hüften gestemmt. »Dies kann bis morgen warten,«
»Ich möchte nicht mit Euch streiten.« Siuans Stimme klang überaus frostig, und sie warf ihren Umhang zurück, als wolle sie sich auf einen
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