Neue Schuhe zum Dessert
Wüste, ein Bündel verdorrtes Distelgestrüpp kullerte unter den Tisch, eine Begräbnisglocke läutete. So fühlte es sich wenigstens an.
Ein Blitzlichtgewitter entlud sich in Mirandas Luftraum und verbreitete ein silbriges Licht. Eine aus der Reisegruppe machte ein Gruppenbild, zwei Reihen kichernder, ausgelassener junger Frauen, die vordere Reihe in der Hocke, wie bei einem Sportverein.
Dann bemerkten sie mich! Drei aus der Gruppe stellten sich vor mich, steckten die Köpfe zusammen und musterten mich, als wäre ich ein Tier im Zoo. »Wer ist sie …?«
Eine las das Schild. »Lily soundso. Ich glaube, sie hat auch ein Buch geschrieben.«
Ich lächelte und hoffte, dass es einladend wirkte, aber als die drei merkten, dass ich lebendig war, wichen sie erschrocken zurück.
Anton kam mir zu Hilfe. »Das ist die neue Autorin Lily Wright, und das hier ist ihr fabelhaftes neues Buch.«
Er verteilte Mimis Medizin an sie, damit sie es ansehen könnten.
»An -ton!« Ich war bestürzt.
»Was meint ihr?«, fragten sich die drei untereinander, als wäre ich taub.
»Nee«, sagten sie. »Nee.« Dann gingen sie in Richtung Ausgang und kreischten: »Ich kann es kaum fassen, dass wir Miranda England gesehen haben!«
Anton und ich wechselten Blicke. Drüben, bei Miranda, wurde anscheinend eine Conga getanzt.
Dann kam eine ältere Frau auf mich zu. Nach meinen vorherigen Enttäuschungen hatte ich es nicht ganz so eilig, ihr ein Exemplar von Mimis Medizin in die Hand zu drücken. Und ich hatte Recht …
»Können Sie mir sagen, wo hier die Heimwerkerbücher stehen?« Sie hatte was mit den Zähnen, sie schienen sich lose in ihrem Mund zu bewegen. Ein Gebiss . Vielleicht nicht ihres.
»Es tut mir Leid«, sagte ich. »Ich arbeite nicht hier.«
»Warum sitzen Sie dann hier? Wollen Sie die Leute verwirren?« Ich konnte mich kaum auf das konzentrieren, was sie sagte, weil ihre Zähne eine Art Eigenleben zu führen schienen. Es war wie in einem schlecht synchronisierten Film.
Ich erklärte es ihr.
»Sie sind also Schriftstellerin?« Fifttellelin. »Das ist ja wunderbar!«
»Meinen Sie?« Ich hatte mittlerweile Zweifel daran.
»Ja, aber sicher. Meine Enkelin schreibt auch ganz wunderbare Geschichten und würde sie gern veröffentlichen. Geben Sie mir mal Ihre Adresse, dann schicke ich Ihnen Hannahs Geschichten, und Sie gucken Sie sich an und geben Sie Ihrem Verlag, damit er sie veröffentlichen kann.«
»Ja, aber vielleicht sind sie …«
Ich unterbrach mich. Als wäre es in Zeitlupe, nahm sie eins meiner Bücher und riss die letzte Seite heraus. Ich guckte Anton entsetzt an, der ebenso entsetzt zurückstarrte. Dann gab die Großmutter der Fifttellelin mir das Blatt und einen Stift. »Bitte vollständig.« Anton lehnte sich vor. »Vielleicht möchten Sie Lilys Buch kaufen.«
Die Frau brummelte irritiert. »Ich bin Rentnerin, junger Mann. Geben Sie mir mal die Adresse, und dann mache ich mich auf die Suche nach dem Teppichknüpfbuch.«
Anton warf ihr böse Blicke hinterher. »Verrückte alte Ziege. Hier, versteck das Buch mit der rausgerissenen Seite, sonst müssen wir noch dafür bezahlen. Und dann gehen wir einfach nach Hause.«
»Nein.« Ich wäre auf immer und ewig geblieben, selbst wenn der Raum sich mit angriffslustigen Bienen gefüllt hätte und ich plötzlich mit Honig bedeckt gewesen wäre. Anton hatte mir den Termin verschafft, und ich wollte nicht undankbar sein.
»Liebste, mir zu Gefallen brauchst du nicht zu bleiben«, sagte er. »Ich gebe Otalie Bescheid, dass wir jetzt gehen.«
Selbst Antons Optimismus war verflogen. Anscheinend standen die Dinge wirklich schlecht.
Otalie kam zu mir. »Signieren Sie doch diese Exemplare, bevor Sie gehen. Wenn sie signiert sind, kann die Buchhandlung sie nicht wieder zurückschicken.«
Ich fing an zu signieren, aber Event-Ernest, der auf dem Boden kroch und Miranda die Schuhe leckte, sah mich. Er erhob sich und rannte auf mich zu. »Das reicht! Keine mehr signieren! So viele können wir gar nicht verkaufen.«
Dann gingen wir, während die anderen Champagner tranken und Miranda große Stapel von Büchern signierte, die wie biblische Türme bis in den Himmel zu ragen schienen.
41
Ende Januar war alles vorbei, ein Schuss in den Ofen. Nachdem ich einen Monat so angespannt war wie nie zuvor in meinem Leben, wurde mir klar, dass nichts geschehen war und nichts geschehen würde. Ich hatte ein Buch veröffentlicht, und außer einer winzigen Besprechung in der Irish Times ,
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