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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Wright, unsere zweite Autorin heute Abend, sie signiert ihr neues Buch Mimis Medizin .«
    »Ach ja, die holen wir gleich«, sagte er, aber dem Ton seiner Stimme nach zu urteilen, hieß das: »Aus dem Loch, wo wir sie vergraben und versiegelt haben, fünfzehn Meter tief, unter den Platten mit Nuklearabfällen.«
    Als Miranda durch die Menge zu ihrem Tisch geführt wurde, stieg der Lärmpegel, und kleine begeisterte Ausrufe waren zu hören. Anton und ich, die wir aus dem magischen Kreis ausgeschlossen waren, sahen uns an und zuckten mit den Schultern.
    »Da drüben ist dein Tisch«, sagte er. »Komm, setz dich.«
    Er führte mich zu einem kleinen, unscheinbaren Tisch, auf dem ein Schild mit meinem Namen und dem Titel meines Buches stand. Ein zu vernachlässigender Stapel Bücher wurde irgendwann gebracht.
    Während ich wartete, dass jemand zu mir kommen würde, beobachtete ich Miranda und gab mir Mühe, mir meinen Neid nicht anmerken zu lassen. Um sie herum war eine ganze Mannschaft von Mitarbeitern damit beschäftigt, riesige Stapel von ihrem Buch zu ihrem Tisch zu schleppen und sie in einer vorher geplanten Anordnung aufzubauen. Es sah aus wie eine künstlerische Nachempfindung einer Pyramide. Otalie regulierte den Besucherstrom und stellte die Fans in einer ordentlichen Schlange auf. »Schlagen Sie das Buch auf der Seite auf, auf der es signiert werden soll, und schreiben Sie Ihren Namen in der korrekten Schreibweise auf ein Post-It«, sagte sie mit laut schallender Stimme.
    »Nur das neue Buch«, sagte sie drohend. »Miranda signiert keine alten Titel, nur das neue Buch. Meine Dame …« Sie stürzte sich auf eine Frau, die eine große Plastiktüte voller Bücher dabei hatte. »Wenn Sie lauter frühere Titel in der Tüte haben, legen Sie sie bitte beiseite. Miranda hat nicht die Zeit, sie zu signieren.«
    »Aber das sind die Lieblingsbücher meiner Tochter, sie hat sie gelesen, als sie einen Nervenzusammenbruch hatte …«
    »Ihr wird ein signiertes neues Buch genauso gefallen.« Otalie nahm eins der neuen Bücher und legte es der Frau in den Arm. Ich fand das gemein von Otalie, aber obwohl die Frau ganz perplex war, tat sie genau, was Otalie gesagt hatte, und bewegte sich gehorsam mit der Schlange nach vorn.
    »Keine Widmungen«, rief Otalie den Schlangestehern zu, »keine Geburtstagswünsche, keine Sonderwünsche. Bitten Sie Miranda um nichts weiter als Ihren Namen.«
    Trotz Otalies Schreckensregime kam eine Partystimmung auf, und ich hörte manche der Kommentare, die die Fans Miranda gegenüber machten. »… Es ist unglaublich, dass ich leibhaftig vor Ihnen stehe …« »… für mich ist es, als wären Sie meine beste Freundin …« »… wissen Sie noch in Little Black Dress, wo der Freund Ihre Unterwäsche anzieht, also, das ist mir auch mal passiert, und es waren auch meine besten …«
    »Es tut mir Leid wegen der Werbefrau«, hörte ich Miranda immer wieder sagen, »ich würde gern den ganzen Abend mit Ihnen plaudern, aber sie ist so streng.«
    Ach so, guter Bulle, schlechter Bulle, jetzt verstand ich das.
    Manche Leute wischten sich die Tränen aus den Augen, als sie von ihrem Tisch weggingen, und andere, die noch anstanden, fragten: »Wie ist sie denn?«
    »Sie ist bezaubernd«, sagten sie alle. »So bezaubernd wie ihre Bücher.«
    Und immer noch kam niemand an meinen Tisch. »Geh mal zurück«, zischte ich Anton zu, »du versperrst den Blick auf mich und irritierst die Leute.«
    Er trat schnell zur Seite und stellte sich neben mich.
    Und dann …! Dann kam ein Mann auf mich zu. Er kam direkt auf mich zu, mit zielstrebigen Schritten. Ich strahlte ihn an, so glücklich war ich – mein erster Fan! »Hallo!«
    »Ja«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Ich suche die Krimiabteilung.«
    Ich erstarrte in der Bewegung, mit der ich ein Exemplar von Mimis Medizin vom Stapel nehmen wollte. Er glaubt, ich arbeite hier.
    »Die Krimiabteilung«, wiederholte er ungeduldig. »Wo ist die?«
    »Verlassen Sie am besten den Laden«, hörte ich Anton murmeln.
    »Ehm.« Ich drehte mich um. »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht fragen Sie mal bei der Information.«
    Er brummelte was von schlechter Bedienung und trottete davon.
    Drüben in Mirandas Schlange war die Stimmung noch ausgelassener geworden. Jemand hatte eine Flasche Champagner aufgemacht, aus dem Nichts brachte eine Frau Gläser zum Vorschein, und es wurde angestoßen. Aber wie in einer gespaltenen Wirklichkeit blies bei mir ein kalter Wind über die

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