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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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uns die Ponys weggenommen, und als es wieder Ponys gab, wollte ich keins, weil ich nicht wusste, ob es nicht wieder von einem Moment zum nächsten verschwinden würde.
    Aber ich bewunderte meinen Vater. Er war immer optimistisch, nichts konnte ihn lange niederdrücken. Als wir aus dem Haus in Guildford ausziehen mussten, weinte er wie ein Kind und bedeckte sein tränenüberströmtes Gesicht mit seinen dicken Fingern. »Mein schönes, schönes Haus. Fünf Schlafzimmer, drei Badezimmer«, jammerte er.
    Meine kleine Schwester Jessie und ich mussten ihn trösten. »So schön ist es doch gar nicht«, sagte ich.
    »Und die Nachbarn mögen uns nicht«, ergänzte Jessie.
    »Ja«, schniefte Dad und nahm ein Taschentuch von Jessie entgegen. »Eingebildete Börsenmakler.«
    Als er sich fünf Minuten später ins Auto setzte, hatte er sich davon überzeugt, dass er ohne das Haus besser dran war.
    Ich glaube, es war die permanente finanzielle Unsicherheit, die Mum schließlich dazu brachte, sich von ihm scheiden zu lassen, aber ich weiß, dass sie sich früher sehr geliebt haben. Sie sprachen von sich selbst als einer Einheit in der dritten Person: »Dave ’n’ Carol«. Sie nannte ihn »meinen ungeschliffenen Diamanten«, und er sie »mein vornehmes Vögelein«.
    Ich konnte mich nicht mit der Scheidung meiner Eltern abfinden. In gewisser Weise hoffe ich immer noch, dass sie wieder zusammenkommen. Mum schickte Dad zweimal weg und versöhnte sich wieder mit ihm, bis sie endgültig genug von ihm hatte, und obwohl die Scheidung vor achtzehn Jahren war, fühlt es sich immer noch wie etwas Vorübergehendes an.
    Aber als Dad Viv kennen lernte, wurde die Chance, dass sich meine Eltern wieder zusammentun würden, kleiner.
    Viv war ganz anders als Mum. Mum war nicht wirklich vornehm, ihr Vater war Arzt, aber im Vergleich zu Viv war sie fast so etwas wie eine Adelige.
    Dad hatte Viv bei einem Hunderennen kennen gelernt und sich mehrere Monate lang heimlich mit ihr getroffen, und als er sich dafür entschied, sie zu heiraten, weihte er Jessie und mich ein.
    »Sie hat ein gutes Herz«, sagte er.
    »Was meinst du damit?«
    »Sie ist wie ich.«
    »Meinst du, gewöhnlich?«
    »Ja.«
    »Oh, gut.«
    Dad hatte riesige Angst, dass Jessie und ich Viv hassen würden, was nur zu verständlich war. Nicht nur war Viv die böse Stiefmutter, sondern obendrein war ich sechzehn und Jessie vierzehn – Teenager aus zerrütteten Ehen, voller explosiver Emotionen. Wir hassten ja sogar die, die wir liebten, wie sollte es da einem Eindringling wie Viv ergehen?
    Aber Viv war eine ganz liebe Frau: warmherzig, weich, offen.
    Als Dad uns das erste Mal mit zu ihr in ihr kleines, von Zigarettenqualm durchdrungenes Haus nahm, tropfte aus einem Automotor auf dem Küchentisch Öl auf den Fußboden, und einer ihrer Söhne – Baz oder Jez – säuberte sich die Fingernägel mit einem ziselierten Messer.
    »Mann, jetzt haben wir aber Angst«, höhnte Jessie.
    Baz – oder Jez – musterte sie mit dunklem Blick, und Jessie gab vor zu stolpern und rempelte ihn an, sodass er sich mit dem Messer in den Finger schnitt.
    »Autsch!«, rief Baz oder Jez aus und schüttelte seine schmerzende Hand. »Mann. Du blöde Ziege.«
    Jessie amüsierte sich köstlich und sah ihn mit einem spöttischen Lächeln unter ihren viel zu langen Ponyfransen an. Es folgte ein angespannter Moment, und ich dachte, vielleicht würde er sie umbringen, doch dann fing er an zu lachen, und danach waren wir Freunde. Wir waren ihre vornehmen, blonden Stiefschwestern, und die beiden umschwirrten uns, stolz und beschützerisch.
    Wir hingegen hatten uns vorgestellt, dass Baz und Jez kleine Verbrecher sein würden, aber zu unserer großen Enttäuschung entdeckten wir, dass sie nur angaben. »Ihr wart nicht im Gefängnis?«, fragte Jessie enttäuscht.
    Baz schüttelte den Kopf.
    »Auch nicht in einer Besserungsanstalt?«
    Einen Moment sah es aus, als ob Jez ja sagen wollte, aber dann schüttelte er den Kopf. Nein, auch nicht in einer Besserungsanstalt.
    »Ach je«, sagte ich.
    »Aber wir haben viele Raufereien mitgemacht«, sagte Jez, begierig zu gefallen. »Wir haben alles voller Narben.« Er rollte sich schon seinen Ärmel auf.
    »Und wir sind tätowiert«, sagte Baz.
    Aber Jessie und ich schüttelten unsere vornehmen blonden Köpfe. Das beeindruckte uns nicht.
    Jessie und ich wohnten bei Mum in Kentish Town, aber die meisten Wochenenden verbrachten wir bei Viv. Das Leben mit geschiedenen Eltern war zwar

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