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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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du jetzt? Himmel, du bist doch nicht verheiratet, oder?«
    »Nein.«
    »Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    »Ist es die Kohlenschütte?«
    »Nein.« Ich musste lachen.
    »Bleib bis zum Morgen. Geh nicht.«
    »Ich muss. Kannst du mir ein Taxi bestellen?«
    »Du bist das Taxi.«
    »Gut, dann halte ich auf der Straße eins an.«
    »Mach das.«
    »Ich rufe dich an.«
    »Brauchst du nicht.«
    Ich musste wieder lachen. »Owen, unser erster Streit! Jetzt drücken wir wirklich auf die Tube.«
    4
    Das vierte, was passierte.
     
    LJK Literary Agency
    4–8 Wardour Street
    London W1
    31. März
     
    Sehr geehrte Ms Hogan,
    (Oder darf ich Sie Gemma nennen? – Ich habe das Gefühl, Sie schon zu kennen.) Vielen Dank für das Manuskript, das mir Ihre Freundin Susan Looby zusandte. Es hat meiner Assistentin und mir sehr gut gefallen.
    Selbstverständlich ist das Skript noch weit davon entfernt, ein Buch zu sein, und es müsste noch entschieden werden, was es sein soll – authentische Autobiografie oder Roman. Jedenfalls würde es mich freuen, mit Ihnen darüber zu sprechen. Bitte melden Sie sich doch, damit wir die Sache besprechen können.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Jojo Harvey
     
     
    Ist das nicht unglaublich? Es war Samstagabend, ich hatte einen schönen Tag verbracht, gedöst, Alka Seltzer in Wasser aufgelöst getrunken und an Owen gedacht, bis ich mich gut genug fühlte, um in meine Wohnung zu fahren – die übrigens anfängt, komisch zu riechen –, meine Post abzuholen, die Katze zu gießen, sehnsüchtig mein Bett zu betrachten und so weiter, und da fand ich diesen Brief. Noch bevor ich ihn aufgemacht hatte, war mein Mund so trocken wie die Wüste Gobi; jeder Brief aus London hat diese Wirkung auf mich, weil ich – unbelehrbar, wie ich bin – immer noch hoffe, dass Anton mir schreibt, um mir zu sagen, dass es alles ein schrecklicher Irrtum war und Lily sich als kahlköpfiger Wolf in Hippieklamotten entpuppt hat und er zu mir zurückkommen will. Dieser Brief hatte eine noch schlimmere Wirkung als sonst, weil auf dem Poststempel London W1 stand und ich zufälligerweise wusste (ich hatte Cody bekniet, es mir zu sagen), dass Antons Büro in dem Stadtteil lag.
    Ich mache also den Brief auf, er ist auf schönem cremefarbenen Papier geschrieben, aber er ist nicht lang genug, um ein Brief der reumütigen Bekenntnisse zu sein. Trotzdem fliegt mein Blick zu der Unterschrift, und natürlich, er ist nicht von Anton, sondern von einer Frau, die Jojo Harvey heißt, und wer um alles in der Welt ist das? Ich schlucke mehrmals, um meinen Mund wieder feucht zu kriegen, und lese den Brief, aber statt dass ich hinterher schlauer bin, bin ich noch verwirrter. Es muss ein Irrtum sein, ist mein erster Gedanke. Aber … sie hatte Susan erwähnt. Mit Nachnamen.
    Ich beschloss, Susan anzurufen. In Seattle war es mitten in der Nacht, und ich weckte sie, aber sie versicherte mir, dass es ihr nichts ausmachte. Wir waren so aufgeregt, weil wir miteinander sprachen, dass eine ganze Zeit verging, bevor wir zum eigentlichen Thema kamen.
    »Susan, hör mal zu, ich habe hier einen Brief bekommen. Ich habe ihn aufgemacht, weil er an mich adressiert war, aber irgendwie hat er mit dir zu tun.«
    »Erzähl weiter.« Sie klang neugierig. »Von wem ist er?«
    »Von einer Jojo Harvey, aus einer Literaturagentur in London.«
    Darauf war es lange Zeit ganz still. So lange, dass ich als Erste wieder sprach. »Susan? Bist du noch da?«
    »Ehm … ja.«
    »Ich dachte schon, die Leitung sei unterbrochen. Sprich mit mir.«
    »Na ja, hör zu. Sie hätte an mich schreiben sollen, nicht an dich.«
    »Dann schicke ich dir den Brief.« Es überraschte mich, dass sie so defensiv klang.
    Erst war es wieder still, dann sprudelte sie los. »Ich muss dir etwas sagen, Gemma, und wahrscheinlich bist du sauer, wenigstens zu Anfang, und es tut mir Leid, dass du es so erfährst.«
    Das sind die schlimmsten Wörter der Welt – dieser Satz: »Ich muss dir etwas sagen.« Es ist nie etwas Gutes, wie: »Du hast vier Kilo abgenommen, anscheinend hast du das noch nicht bemerkt, aber einer muss es dir doch sagen«, oder: »Ein exzentrischer Millionär hat dir gerade eine lebensverändernde Summe Geld hinterlassen und wollte es einfach so, ohne etwas zu sagen, auf dein Konto überweisen, aber als gute Freundin hielt ich es für meine Pflicht, es dir mitzuteilen.« Es ist immer eine schlechte Nachricht. Mein Magen war ein einziges Knäuel. »Was ist los, Susan? Was?«
    »Seit ich

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