Neue Schuhe zum Dessert
Journalisten, Kosmetikfirmen, Burgen. In der winzigen Sekunde zwischen zwei Telefonaten rief Cody an. »Cody Cooper alias Kofi Annan am Apparat, um zu vermitteln. Susan sagt, du sprichst nicht mehr mit ihr.«
»Das stimmt. Was sie gemacht hat, ist das Schlimmste, was man mir je angetan hat.«
»Das ist nicht wahr, du bis so theatralisch. Versuch es mal mit Schwulsein, Gemma. Ich will dir mal was sagen, und ich möchte, dass du mir gut zuhörst: Eine Literaturagentur ist daran interessiert, dich zu vertreten, und du hast nicht mal ein Buch geschrieben. Weißt du eigentlich, was du für ein Glück hast? Andere Leute schreiben Bücher und opfern ihre ganze Zeit, vergießen ihr Herzblut, und sie kriegen trotzdem keinen Agenten. Aber dir ist einer in den Schoß gefallen.«
Ich zuckte die Achseln.
»Hast du gerade die Achseln gezuckt?«
»Manchmal machst du mir Angst.«
»Mädel, das beruht auf Gegenseitigkeit.«
»Wovon redest du?«
»Von dir. Dass du nichts mehr unternimmst.«
»He, und wer ist jetzt theatralisch? Du weißt genau, dass ich viel arbeite. Meine Arbeit ist anspruchsvoll, und ich mache sie sehr gut, auch wenn ich es selbst sage.«
»Das stimmt, du scheffelst Geld für die bösen Zwillinge, damit sie sich ihr Bauernhaus in der Normandie kaufen können, oder was immer es diese Woche ist. Und was hast du davon?«
»Ich verdiene gut, und, Cody, nenn sie bitte nicht die bösen Zwillinge, manchmal hören sie nämlich mit.«
»Mach dich selbstständig.«
Jeder in dieser Branche hat den Traum, sich selbstständig zu machen. Aber dazu braucht man Geld und Kunden, und F&F haben mich auf einen Vertrag festgenagelt, der es mir verbietet, von den jetzigen Kunden welche mitzunehmen. Außerdem hätte ich Angst, dass F&F mir das Wasser abgraben würden.
»Vielleicht später mal.«
»Und in der Zwischenzeit rufst du diese Agentenfrau an. Wenn du deine Sinne beisammen hast.«
»Und wenn das jetzt veröffentlicht wird und die ganze Welt liest, wie mein Vater meine Mutter verlassen hat?«
»Du kannst die Einzelheiten ändern.«
»Sie erkennen sich trotzdem wieder.«
»Ich weiß auch nicht auf alles eine Antwort. Du wirst schon einen Weg finden.«
Ich schwieg, und Cody sagte: »Noch eins. Die Agentin ist auch Lilys Agentin.«
»Lily Wrights?«
»Wie viele Lilys kennen wir?«
»Warum hat Susan die genommen?«
»Weil sie keine Ahnung hatte, wie sie einen Agenten finden sollte. Die Frau ist die einzige, von der sie je gehört hatte, deshalb hat sie ihren Dad gebeten, Lilys Mam nach dem Namen von Lilys Agentin zu fragen.«
»Herr im Himmel …«
»Ruf sie an.«
»Wenn sie mich wirklich will, wird sie sich melden.«
»Das macht sie nicht. Sie hat viel zu tun und ist sehr gefragt.«
»Dann eben nicht.«
Ich würde Jojo Harvey nicht anrufen. Wenn es sich ergeben sollte, dann würde es sich von allein ergeben.
6
Na gut, ich rief sie an. Am Montag darauf – nach einer voll aktiven Lesley-Lattimore-Woche – gab ich nach, und nachdem ich lange genug darauf gewartet hatte, dass das, was passieren sollte, auch passierte, griff ich zum Telefon und rief Jojo Harvey an.
Es war Montagmorgen, ich hatte das Wochenende damit zugebracht, in Irland rumzufahren und nach einer blöden turmbewehrten Burg Ausschau zu halten, und jetzt musste etwas geschehen .
Jojo brauchte einen Augenblick, um sich an mich zu erinnern, aber als es ihr einfiel, sagte sie: »Kommen Sie doch mal vorbei.«
»Das geht nicht so leicht«, entgegnete ich, »ich lebe in Irland.«
Sie sagte nicht, dass sie nach Dublin kommen würde, um mit mir zu sprechen, und auch nicht, dass sie einen Flug nach London bezahlen würde. So dringend wollte sie mich nun doch nicht sehen – ich vermutete, dass sie meinen Anruf nur angenommen hatte, weil sie eigentlich einen anderen erwartet hatte – und das löste unerwartet Verunsicherung in mir aus.
Allerdings weigerte ich mich, selbst zu entscheiden, ob ich fahren würde. Wieder hatte ich die Einstellung, dass es geschehen würde, wenn es geschehen sollte. In einem Versuch, dem Schicksal nachzuhelfen und zu erreichen, dass Francis & Frances mich geschäftlich nach London schickten, stellte ich mich vor ihr Büro und sagte laut: »Mein Gott, ich hasse London, ich bin ja so froh, dass ich nie nach London muss, wegen der Arbeit. Dabei sind die Gelegenheiten nahezu unbegrenzt, wenn man mal drüber nachdenkt, denn haufenweise britische Stars wollen in Irland heiraten, aber schon der Gedanke, nach London
Weitere Kostenlose Bücher