Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
ist.«
    »Da bin ich noch im Büro. Und wo sollen wir uns treffen? Und sage bitte nicht Kehoes. Du bist jung, du kennst dich aus, du weißt, was hip ist, und da möchte ich hin.«
    »Überallhin?«
    »Wie gesagt, ich komme nicht oft raus.«
    Nachdenkliches Schweigen. »Wir sind in Dublin, nicht in Manhattan, es gibt nicht so viele tolle Bars.«
    »Ich weiß, Entschuldigung.« Ich versuchte zu erklären. »Ich möchte gern in eine Bar, in der ich komplett die Orientierung verliere. Besonders auf dem Weg zum Klo. Ich möchte einfach das Gefühl haben, dass ich lebendig bin, verstehst du?«
    »Vielleicht ins Crash? Da gibt es jede Menge Spiegel und Stufen, und die Leute stolpern dauernd und rennen gegen die verspiegelten Wände.«
    Klang ausgezeichnet. Ich wollte es sowieso für meine Arbeit ausprobieren.
    »Acht Uhr, Freitagabend, im Crash. Sei pünktlich«, sagte ich. Ich stolperte die Eingangsstufen ins Crash runter und entdeckte Owen sofort; er sah nicht so gut aus wie in meiner Erinnerung, als ich ihn an jenem schrecklichen Morgen auf dem Fußboden in meinem Schlafzimmer vorgefunden hatte – wahrscheinlich hatte ich da noch die Taucherbrille aufgehabt. Also, er sah nicht schlecht aus, er war nur nicht der wahnsinnig junge, süße Boy-Band-Typ, der mir die ganze Zeit vorgeschwebt hatte.
    Trotzdem … »Dein Hemd gefällt mir«, sagte ich. Es hatte ein Bild von einem Cadillac auf einer Straße in der Wüste vorne drauf. Sehr cool. »Deine Haare auch.« Sie glänzten und standen kunstvoll gestylt in die Höhe. Offenkundig hatte er sich damit Mühe gegeben.
    »Danke«, sagte er, schwieg und fuhr dann fort: »Ich habe Spezialzeug reingetan, weil ich einen guten Eindruck machen wollte. Zu viel Information?«
    »Nein.«
    »Kann ich dir was zu trinken holen?«
    »Ich nehme ein Glas Weißwein.« Ich machte es mir auf der Couch bequem. »Aber nach jedem Glas Wein trinke ich ein Mineralwasser, und bevor ich aus dem Haus bin, habe ich ein Glas Milch getrunken, um meinen Magen zu präparieren, damit ich mich nicht wieder zum Gespött meiner Mitmenschen mache, so wie beim letzten Mal. Zu viel Information?«
    »Ehm, nein.« Er ging zur Bar, und auf der Rückseite seines Hemds sah man den gleichen Wüsten-Highway, nur dass der Cadillac von hinten zu sehen war.
    Dann brauste der Cadillac wieder auf mich zu. »Hier, dein Wein.«
    Er hob sein Glas. »Auf Gemma und ihren großen Ausgehabend.«
    Wir stießen miteinander an, setzten die Gläser ab und schwiegen verlegen. »Und wie … ehm … geht es der Kohlenschütte?«, fragte Owen.
    Aber es war zu spät, ich fiel schon über ihn her. »Owen, das war eine Verlegenheitspause, und aus Gründen, die ich jetzt nicht erklären kann, will ich keine Zeit mit Verlegenheitspausen verschwenden. Wir müssen das Ganze auf der Überholspur anlaufen lassen. Wir haben nicht die Zeit, uns auf natürliche Weise kennen zu lernen, deswegen müssen wir es vorantreiben. Ich weiß, es klingt verrückt, aber könnten wir die ersten drei Monate nicht einfach überspringen oder so, und mit der behaglichen Phase anfangen, wo wir zu Hause bleiben und Videos gucken?«
    Er sah mich aufmerksam an, und zu meiner Erleichterung sagte er: »Wo ich dich ohne Make-up gesehen habe?«
    »Ja, du hast es erfasst. Und wir schlafen nicht mehr jede Nacht miteinander.« Da schoss mir die Röte ins Gesicht, eine unkontrollierbare Waldbrandröte, weil mir bewusst wurde, dass wir noch gar nicht miteinander geschlafen hatten. Bisher.
    »O nein.« Ich legte die Hände auf meine feuerroten Wangen. »Entschuldige bitte.«
    Ich wollte nach Hause. In meinem Zustand sollte ich nicht draußen rumlaufen, und ich fürchtete mich vor meiner eigenen Dreistigkeit. So war ich nicht, was war hier los?
    »Entschuldige«, sagte ich wieder. »Ich bin nicht verrückt, es ist nur … es ist alles zu viel.«
    In dem Moment stand der Abend auf Messers Schneide, aber dann machte sich Erleichterung in Owens Miene breit, und er fing sogar an zu lachen. »Vom letzten Mal weiß ich, wie du wirklich bist – du bist wild .«
    Ich lächelte schwach, so ganz glücklich war ich nicht bei der Vorstellung, als Wilde durchzugehen, andererseits, wenn er ohnehin dachte, ich sei verrückt, dann müsste ich mir nicht solche Mühe geben, normal zu erscheinen.
    »Dann wollen wir mal anfangen«, sagte er. »Erzähl mir von Gemma.«
    Obwohl ich die Idee aufgebracht hatte, war ich jetzt verlegen. »Ich bin zweiunddreißig, Einzelkind, ich organisiere Events, was

Weitere Kostenlose Bücher