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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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geschickt zu werden, um Management-Agenturen unsere Produkte vorzustellen, ist mir regelrecht zuwider.«
    Aber sie machten einen Doppel-Bluff – ich weiß nicht, warum ich überrascht war – und verkündeten am Mittwochmorgen, dass Andrea nach London geschickt würde. Arschgeigen. Offensichtlich sind sie Ehrengäste bei den bösen Kräften. Wahrscheinlich haben sie sogar Vielfliegerpässe. Und ich hatte die Botschaft verstanden: Es sollte nicht sein. Vagisses.
    Also rief ich Cody an und fragte: »Wie ist das Leben in deinem Schweigeorden?«
    »Nicht übel. Wir kriegen guten Porridge.«
    Er schnalzte mit der Zunge, und ich wusste, dass er die Augen verdrehte.
    »Hast du in nächster Zeit vor, nach London zu fliegen?«, fragte ich.
    »Nein. Du anscheinend schon, wenn ich das richtig sehe.«
    Ich gab klein bei. »Könnte sein. Kannst du mitkommen?«
    »Wenn das heißt, dass du diese Agentenfrau triffst, dann ja. Wann?«
    »Nächste Woche? Sagen wir Mittwoch?«
    »Ist gut, ich habe dann Migräne. Jetzt ruf Susan an.«
     
    AN:  [email protected]
VON:  [email protected]
THEMA:  Danke und sorry
     
    Ich treffe mich nächsten Mittwoch mit Jojo Harvey, und danke, danke, danke, dass du das eingefädelt hast. Du hast Recht, ich hätte nie etwas unternommen, wenn es mir überlassen gewesen wäre. Es tut mir sehr Leid, dass ich deine Anrufe nicht beantwortet habe, ich wollte nicht gemein sein, ich war einfach nur verwirrt. Cody fliegt mit, er nimmt sich Migräne und ich mir meine monatliche Unpässlichkeit. Ich rufe dich an, wenn es mal nicht mitten in der Nacht in Seattle ist.
    Alles, alles Liebe und noch viel mehr von deiner dankbaren Freundin
    Gemma
     
    Seit der Nacht, in der ich mich aus Owens Bett geschlichen hatte, hatte er nicht wieder angerufen, und das fand ich wirklich komisch. Manche Leute würden sagen, ich hätte »ihm gegeben, was er wollte«, warum sollte er sich also wieder melden. Und ich stimme zu, dass die erste Nacht, die ich mit einem Mann verbringe, eine heikle Sache ist – ich bin darauf eingestellt, dass die Machtverhältnisse sich wandeln und der Mann sich zurückzieht und unnahbar wird, während ich das Gefühl habe, etwas aufgegeben zu haben. Aber bei Owen – ich weiß nicht, warum – war es mir so was von gleichgültig, dass ich ihn ganz locker vom Hocker anrief.
    »Owen, hier ist Gemma. Lass uns Freitagabend ausgehen.« Als hätten wir uns in bestem Einvernehmen getrennt.
    »Du bist ja ganz schön mutig.«
    »Normalerweise bin ich nicht so«, gab ich zu. »Du hast diese Wirkung auf mich. Also, wie sieht es aus?«
    »Wirst du dich wieder mitten in der Nacht davonmachen?«
    »Ja, aber ich habe einen Grund. Wenn wir uns sehen, erkläre ich ihn dir.«
    Dem konnte er natürlich nicht widerstehen, und am Freitagabend stolperte ich wieder einmal die verspiegelten Stufen ins Crash runter.
    »Déjà vu«, strahlte ich. »Dein Hemd gefällt mir.« Ein anderes, aber auch cool.
    Er lächelte nicht, aber ich grinste so lange, bis er nicht mehr konnte und sein ausdruckloses Gesicht verzog. Dann überraschte er sich selbst, indem er aufstand, mich in den Arm nahm und küsste. Ein sehr schöner Kuss, der länger dauerte, als wir gedacht hatten, und erst aufhörte, als jemand rief: »Geht ins Hotel.«
    »Was hast du also für eine Entschuldigung dafür, dass du mitten in der Nacht abhaust?«
    »Keine schlechte. Besorg mir was zu trinken, und ich erzähl es dir.«
    Ich erzählte ihm die ganze Geschichte, besonders, dass Mam nachts nicht allein bleiben konnte, weil sie einen ihrer simulierten Herzanfälle haben könnte. »Fairerweise muss ich sagen, dass sie sich sehr bemüht, nicht zu sehr zu klammern, aber wir haben das Schlimmste noch nicht überstanden. Aber jetzt verstehst du, dass mein Weglaufen nichts mit dir persönlich zu tun hatte, oder?«
    »Ich wollte nicht, dass du weggehst.« Irgendwie klang er schmollend und sexy zugleich.
    Und angesichts der Umstände fand ich es nett, darauf zu erwidern: »Und ich wollte nicht weggehen.«
    Es war ein flirthafter Abend mit Berührungen und Händchenhalten und bedeutungsvollen Blicken, und wir betranken uns beide. Wir blieben im Crash, bis sie zumachten, und als wir auf der Straße eng beieinander standen, sagte er: »Und jetzt? Eine andere Bar?«
    »Lass uns zu dir gehen«, sagte ich und fummelte, ganz die kesse Verführerin, an einem Hemdknopf.
    »Und wirst du wieder mitten in der Nacht abhauen?«
    »Ja.«
    »Dann will ich es

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