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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gut aussehend. Es war so ungewöhnlich, dass ich laut lachen musste: Jemand baggerte mich an! In einem irischen Nachtclub!
    Jetzt kam er zu mir herüber. Volltreffer, ich hatte einen Volltreffer gelandet!
    Ich kannte ihn, aber ich konnte ihn nicht einordnen. Er war mir so vertraut, es war zum Verzweifeln, wer um alles in der Welt … ach so, natürlich, Johnny aus der Apotheke. In freier Wildbahn. Ich hatte plötzlich ein angenehm warmes Gefühl im Bauch, aber das konnte genauso gut der Wein sein.
    »Wer kümmert sich jetzt um die Apotheke?«, rief ich zu ihm hinüber.
    »Wer kümmert sich jetzt um die Mammy?«
    Wir lachten voller Einverständnis.
    Mit einem Nicken auf mein Glas sagte er munter: »Ich würde Ihnen gern einen Drink spendieren, Gemma, aber bei den ganzen Medikamenten sollten Sie keinen Alkohol trinken.«
    »Die sind nicht für mich, Sie Dummkopf. Die sind für meine Mammy.« Ich war mehr beschwipst, als ich gedacht hatte.
    »Ich weiß.« Er zwinkerte.
    »Ich weiß, dass Sie das wissen.« Ich zwinkerte zurück.
    »’tschuldigung.« Owen zwängte sich an den Tisch, sein Gesicht umwölkt, und stieß Johnny mit dem Ellbogen an, sodass der sein Bier verschüttete.
    »Also dann.« Johnnys Blick sagte: »Ihr junger Freund ist wohl ein bisschen besoffen«, und er ging zu seinen Freunden zurück. »Hat mich gefreut, Sie zu sehen.«
    »Wer war das, verdammt?«, fragte Owen mit finsterer Miene.
    »Jemand, auf den ich scharf bin.« Was sollte das denn jetzt? Das war nicht nötig gewesen – selbst wenn es der Wahrheit entsprach.
    Und es könnte der Wahrheit entsprechen.
    Owen sah mich verstört an. »Ich mag dich sehr, Gemma, aber der ganze Ärger mit dir lohnt sich nicht.«
    »Ärger mit mir ?« Wütend sagte ich: »Mit deinen ganzen Comebacks übertriffst du noch Frank Sinatra. Betrunken«, ich zählte an meinen Fingern auf, »unreif. Uneinsichtig.« Ich machte eine Pause. »Und das bin ich. Normalerweise bin ich ganz anders.«
    Ich sprach nicht weiter, plötzlich füllten sich meine Augen mit Tränen. »Ich weiß nicht, Owen, werde ich langsam verrückt? Ich mag es nicht, wie ich bin, wenn wir zusammen sind.«
    »Ich auch nicht.«
    »Verpiss dich.«
    »Verpiss du dich«, sagte er und nahm mein Gesicht mit seltsamer Zärtlichkeit in seine Hände. Er küsste mich auf den Mund – er konnte so gut küssen –, und dann küsste er meine Tränen weg.
    12
    Die Woche von Lesley Lattimores Party war eine sieben Tage währende Hölle. Als Gott die Welt erschuf, hat er bestimmt nicht so schwer gearbeitet wie ich, davon bin ich überzeugt.
     
    Der erste Tag
    Ich stand mitten in der Nacht auf, um nach Offaly zu fahren. Es gab noch massenhaft zu tun, angefangen bei der Außenbeleuchtung, die die Burg in ein funkelndes Juwel verwandeln würde, das man vom Weltraum aus sehen konnte.
    Alles ging seinen Gang, bis Lesley es sich in den Kopf setzte, dass sie die Außenmauern der Burg rosa angestrichen haben wollte. Ich fragte den Besitzer, Mr Evans-Black, und der sagte mir, ich könne ihn mal. Einfach so. Dabei war er eigentlich nicht der Typ, er war ein sehr aufrechter Anglo-Ire. »Haut ab«, kreischte er, »haut bloß ab, ihr irischen Banausen, und lasst meine schöne Burg in Frieden.« Er verbarg sein Gesicht in den Händen und wimmerte: »Ich kann nicht mehr raus aus dem Vertrag, oder?«
    Ich ging zu Lesley und sagte es ihr. »Dann silber«, entschied sie. »Wenn er rosa nicht will. Fragen Sie ihn, machen Sie schon.«
    Und ich? Ich musste es tun. Obwohl die Möglichkeit bestand, dass es ihn umbringen würde, musste ich es tun, weil es zu meiner Arbeit gehörte.
    Als ich Lesley dann erklären musste, dass silber ebenso inakzeptabel war, sagte sie von oben herab: »Gut, dann nehmen wir eben eine andere Burg.«
    Es dauerte sehr lange, und ich musste mein ganzes diplomatisches Geschick aufwenden, um sie davon abzubringen, denn nicht nur war es schon ziemlich spät, es hatte sich auch herumgesprochen …
     
    Der zweite Tag
    Ich stand mitten in der Nacht auf, um nach Offaly zu fahren. Mein Leben wäre um vieles leichter gewesen, wenn ich einfach die Woche über dort hätte wohnen können, aber das war ausgeschlossen. Mam war unter keinen Umständen damit einverstanden. Es gab Unmengen zu tun – das Kleid, die Blumen, die Musik –, das Ganze war ein bisschen so wie eine Hochzeit. Bis hin zu den hysterischen Anfällen. Wir hatten eine Ankleideprobe vor Ort, Lesleys Kleid mit den spitz zulaufenden Ärmeln, die spitzen

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