ihm – ich behaupte nicht, dass es gut war, aber es passierte regelmäßig.
»Soll ich dir mal was erzählen?«, sagte ich bei unserem nächsten Treffen.
»Anton will dich zurückhaben.«
»Nein. Ich schreibe ein Buch.«
»Wirklich? Komme ich drin vor?«
»Nein.« Ich lachte.
»Warum nicht?«
»Warum solltest du?«
»Weil ich dein Freund bin.«
Ich lachte wieder. »Wirklich?«
Er schwieg und lächelte weiter, aber schon etwas verhaltener. »Was bin ich denn sonst? Seit sechs Wochen treffen wir uns in Bars und rufen uns an, und du hast regelmäßigen Kontakt mit Onkel Willi und den Zwillingen.«
»Du bist nicht mein Freund, du bist mein … du bist mein Hobby .«
»Aha.« Das Lächeln war vollends erloschen.
»Guck mich nicht so an«, sagte ich eilig. »Ich bin auch nicht deine Freundin.«
»Das ist mir neu.«
»Nein, nein!«, sagte ich mit Überzeugung. »Ich bin deine Erfahrung mit einer älteren Frau. Deine Frau für gewisse Stunden, wenn dir das besser gefällt. Deine Initiierung oder so. Das ist in Ordnung«, fügte ich hinzu. »Es macht mir nichts aus.«
»Ich bin also nur ein Knackarsch in deinen Augen.«
»Nein«, protestierte ich. »Du bist doch nicht nur ein Knackarsch für mich – was für ein toller Ausdruck – nein, Onkel Willi und die Zwillinge finde ich auch ganz toll.«
Er stand auf und ging. Ich verstand das, aber ich stand nicht auf, um ihm nachzulaufen. Inzwischen kannte ich das Ritual – er stapfte davon und kam fünf Minuten später zurück. Ich trank meinen Wein und dachte so lange an ein paar schöne Dinge – und hier war er schon, er kam zur Tür herein und zu meinem Tisch herüber.
»Du großer Dummkopf«, sagte ich. »Setz dich und trink dein Glas leer. Chips?«
»Danke«, sagte er brummig.
»Was hast du denn?«, fragte ich ihn freundlich.
»Du nimmst mich nicht ernst.«
Ich sah ihn erstaunt an. »Natürlich nicht. Aber du mich auch nicht.«
»Aber vielleicht fange ich damit an.«
»Bloß nicht«, sagte ich. »Das wäre ja schrecklich.«
»Warum?«
»Erstens!«, begann ich und zählte es an den Fingern ab. »Für mich sind alle Männer Schweine. Zweitens. Immer wenn ich Dinge aufzählen will, werde ich von meinem Nagellack abgelenkt. Und drittens, jetzt habe ich den Faden verloren – Mann! Und drittens! Für mich sind alle Männer Schweine. Es gibt keine Hoffnung für uns. Außerdem bist du zu jung für mich. Wir haben keine Zukunft. Mein Vater war jünger als meine Mutter, und da siehst du, was passiert ist.«
»Sie waren fünfunddreißig Jahre verheiratet!«, rief er.
»Hör mir zu«, sagte ich. »Ich bin zurzeit beziehungsunfähig. Und du auch. Du siehst doch, jedes Mal, wenn wir uns sehen, gibt es Streit. Das liegt daran, dass wir ziemlich kaputt sind. Nur vorübergehend kaputt, aber trotzdem. Außerdem hast du deine Beziehung noch nicht überwunden.«
»Soll ich mir eine suchen, die altersmäßig besser zu mir passt?«
»Keineswegs. Also, ja, natürlich. Nur jetzt noch nicht.«
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[email protected]THEMA: Es spricht sich rum
Frances kam in mein Büro und sagte: Ich habe gehört, Sie schreiben ein Buch.
Verdammt, wer hat das ausgeplaudert?
Wir verklagen Sie, nur damit Sie das wissen, sagte sie. Wir verklagen Sie bis zum letzten Penny.
Aber sie heißen natürlich nicht Frances und Francis. Alle wirklichen Menschen in dem Buch sind verändert, und meine fiktiven Chefs heißen Gabrielle und Gabriel und werden zärtlich Böser Bulle und Besonders Böser Bulle genannt.
Ich halte dich auf dem Laufenden …
Alles Liebe
Gemma
10
Am Sonntag machte ich den Wocheneinkauf und trieb mich vor den Regalen mit den Frühstücksflocken herum. Ich hatte vorgehabt, Mam von ihrem heiß geliebten Porridge wegzubringen und an feste Nahrung, wie zum Beispiel Fruit ’n’ Fibre, zu gewöhnen, doch stattdessen hatte ich selbst meine Leidenschaft für Porridge entdeckt: Nahrung als Trost, in der Mikrowelle zuzubereiten und in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Gerade hatte ich dem Verlangen nachgegeben und eine Packung mit Bananengeschmack aus dem Regal genommen, als ich bemerkte, wie ein Mann bei den CocoPops freundlich lächelnd zu mir herübersah.
Aber er war keiner von diesen Aufreißertypen, er war heiße Ware – also, im richtigen Alter und gut aussehend. Es war so ungewöhnlich, dass ich laut lachen musste: Jemand baggerte mich an! In einem irischen Supermarkt! Da staunt ihr in San