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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schuhe, der spitze Hut. Aber als sie sich vor dem Spiegel hin und her drehte, legte sie den Finger an den Mund und sagte nachdenklich: »Etwas fehlt noch.«
    »Es sieht fabelhaft aus«, schrie ich und ahnte schon, dass sich der Höllenschlund gleich öffnen würde, »es fehlt nichts.«
    »O doch«, sagte sie und drehte sich hin und her, wie ein kleines Mädchen. Es war entsetzlich, besonders, da sie sich im Spiegel beguckte und das offensichtlich genoss. »Jetzt weiß ich es! Ich will ein Haarteil, eine Kaskade von kleinen Locken, über den ganzen Rücken, bis zur Taille.«
    Die Designerin und ich wechselten verzweifelte Blicke, dann räusperte sich die Designerin und wagte einzuwerfen, dass der spitze Hut die Größe eines Eimers haben müsste, um auf der Lockenpracht sitzen zu bleiben. Lesleys Reaktion darauf war, sich zu mir umzudrehen und mich anzufauchen: »Kümmern Sie sich darum. Wofür bezahle ich Sie denn?«
    In meinem Kopf antwortete ich: »Überlassen Sie es ruhig mir. Ich bastle ein bisschen an den physikalischen Gesetzen rum, vielleicht kann ich mal ein Wort bei dem netten Mr Newton einlegen.«
    Lesley lachte leise und sagte: »Sie hassen mich, Gemma, oder? Sie finden, dass ich ein verwöhntes Gör bin, sagen Sie schon, so ist es doch.«
    Aber ich machte nur große Augen und entgegnete: »Was denken Sie denn, Lesley? Das ist mein Job . Wenn ich das persönlich nehmen wollte, hätte ich mir eine andere Arbeit suchen müssen.«
    Aber was ich eigentlich erwidern wollte, war: »Jawohl, ich hasse Sie, ich hasse Sie, ich hasse Sie aus tiefstem Herzen! Ich bedaure, dass ich diesen Auftrag angenommen habe, kein Geld der Welt ist dies alles wert, und ich sage Ihnen eins, so spitz Ihr Hut und Ihre Ärmel und Ihre Schuhe auch sein mögen, sie sind längst nicht so spitz wie Ihre Nase. Wissen Sie, wie wir Sie nennen? Hexengesicht, so heißen Sie bei uns. Wenn Sie auf mich zugestürzt kommen, denke ich jedes Mal, jemand hat mit einer Axt nach mir geworfen. Ach ja, und obwohl ich manchmal neidisch bin, weil Ihr Dad so großzügig mit Ihnen ist, möchte ich um nichts in der Welt mit Ihnen tauschen.«
    Doch das sagte ich nicht. Ich bin fantastisch. Wenn jemand sich ein Bein brechen würde, das mit einer Stahlplatte geschient werden müsste, könnte er ein Stück von meinem stählernen Nacken nehmen. Ich bin einfach fantastisch.
    Zu meinem Stress kam noch hinzu, dass ich zu viel zu tun hatte, um noch Zeit zum Schreiben zu haben. Und ich hatte richtige Entzugserscheinungen. Es war wie damals, als ich das Rauchen aufgab. Ich dachte die ganze Zeit daran und hatte deswegen ziemlich schlechte Laune.
    Ist das gemeint, wenn die Leute von einem zerquälten Künstler sprechen?
     
    Der dritte Tag
    Ich stand mitten in der Nacht auf, um nach Offaly zu fahren. Der Friseur, der Lesleys Lockenkaskade herstellen würde, war gekommen, und ich überwachte die Handwerker, die die Wände mit enormen Stoffbahnen aus rosa Seide verhängten, als ich plötzlich eine schallende Stimme hörte, die rief: »Da ist ja die Frau, die mein ganzes Geld ausgibt.«
    Ich drehte mich um. Himmel, da war Wads! Und Mrs Wads, das Wrack nach dem Zusammenprall von zu viel Geld und zu viel Tranquilizer.
    Wads war fett und grinste über das ganze Gesicht – man sah ihm an, dass er stolz war auf seine Gönnerhaftigkeit und sein schulterklopfendes Gehabe. Er war Furcht erregend; ich spürte, dass seine launige Art im Bruchteil einer Sekunde umschwenken konnte und er seinen »Männern« befehlen würde, seinen Widersacher in ein dunkles Verlies zu sperren und ihm »eine Lektion zu erteilen«.
    »Mr Lattimore, ich bin erfreut, Sie kennen zu lernen«, log ich.
    »Sagen Sie mir, wirft dieses Partyorgansieren ordentlich was ab?«, fragte er. Ich hätte wetten mögen, sollte er je die Königin treffen, würde er sie fragen, ob das Monarchentum ordentlich was abwirft.
    Ich kicherte nervös. »Da fragen Sie die Falsche.«
    »Wen sollte ich sonst fragen?«
    O nein.
    »Die beiden? Francis und Frances?«, sagte er. »Die bösen Zwillinge? Die streichen den ganzen Gewinn ein?«
    Was sollte ich sagen?
    »So ist es, Mr Lattimore.«
    »Das mit dem Mister können Sie ruhig bleiben lassen, bei mir brauchen Sie nicht so förmlich zu sein.«
    »Wenn Sie meinen, Wads.«
    Mrs Wads libriumtrübe Augen flackerten einen kurzen Moment verdutzt auf, es folgte eine pikante kleine Pause, dann sprach Wads. »Der Name«, sagte er mit unheilvoller Gemessenheit, »ist Larry.«
    O nein, gleich

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