Neue Schuhe zum Dessert
wen nehmen wir denn mal …?«
Magda hatte etwas an sich, das zu Vertraulichkeiten ermunterte. »Weißt du, Magda, ich habe schon einen Freund. Nur dass der verheiratet ist.«
»Mein Gott, wie aufregend.« Dann sah sie Jojos Gesicht. »Nicht aufregend? Komm, setz dich.«
Selbstverständlich standen sie unmittelbar vor einem Fenstersitz, der genau die richtige Größe hatte, als wäre er eigens für Jojo und Magda konstruiert worden. Eine der Nichten tauchte aus dem Nichts auf, und Magda trug ihr auf, eine Flasche Champagner zu bringen, die sie zusammen tranken, während Jojo ihre Geschichte mit Mark erzählte.
»Und er ist der Mann für dich?«, fragte Magda, als Jojo geendet hatte.
»Ich weiß es nicht. Ich glaube schon, aber wie kann man es mit Sicherheit wissen?«
»Weißt du, wie ich weiß, ob ein Mann der Richtige für mich ist? Er hat schreckliche Schuhe an. Solche, mit denen es mir peinlich wäre, in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Auch wenn er in jeder anderen Hinsicht völlig vorzeigbar ist, die Schuhe sind immer furchtbar. Und daran erkenne ich ihn.«
»Wenn es nur so leicht wäre.« Und die ganze Angelegenheit bekam ihre eigene Dynamik, bemerkte Jojo. Anscheinend konnten sie und Mark ihre Sache nicht länger für sich behalten. Mark hatte Jim Sweetman eingeweiht. Und jetzt das – obwohl sie Magda über die Maßen bewunderte, kannte sie sie doch kaum, und jetzt hatte sie sich ihr vorbehaltlos anvertraut.
Am folgenden Tag, in der Wohnung von Becky und Andy Andy machte die Tür auf und starrte sie entgeistert an. »Jojo, du kannst aufstehen? Du musst einen Magen haben wie ein Elefant! Wir sind völlig hinüber!«
»Ich bin gegangen, als ich mich noch auf den Beinen halten konnte.« Sie ging hinter ihm in die Wohnung. »Wo ist Becky?«
»Im Bad und kotzt.«
»So genau wollte ich es gar nicht wissen. Hör mal zu, du!« Sie zeigte auf Andy. »Du bist ein Mann.«
»Heute nicht. Sonst schon, aber heute bin ich ein Wrack. Diese verdammten Wyatts.«
»Mark hat nächste Woche Geburtstag. Was kann ich ihm schenken? Was gefällt Männern?«
»Außerordentlicher Sex mit einer gefährlichen Frau.«
»Das kriegt er ja sowieso. Eine andere Idee, bitte.«
»Manschettenknöpfe?«
»Nein.«
»Handschellen?«
»Nein.«
»Brieftasche?«
»Nein.«
»Was zum Anziehen?«
»Nein. Alle diese Sachen würde Cassie sehen, und so beschränkt kann sie gar nicht sein.«
»Ich weiß nicht«, sagte Andy. »Isst sie nicht auch Käse, obwohl sie davon Migräne bekommt? Ein Backgammon-Spiel?«
»Nein.«
»Ein Buch?« Andy meinte das als Witz, aber plötzlich war Jojo ganz aufgeregt. »Das ist ein toller Einfall. Eine Erstausgabe vielleicht. Er verehrt John Steinbeck. Wie wär’s mit einer Erstausgabe von Früchte des Zorns ?«
Becky kam wieder ins Zimmer, aschfahl im Gesicht und ganz still. Sie schlich sich zum Sofa und legte sich flach auf den Rücken. »Ich habe gekotzt.«
»Wieso erzählst du uns das?«, fragte Jojo. »Denkst du, du hast eine Medaille verdient?«
»Ich wollte es euch nur mitteilen. Aber wenn du ihm eine Erstausgabe schenkst, kannst du keine Widmung reinschreiben, weil seine Frau es sehen könnte.«
»Du hast gelauscht!«, sagte Andy.
»Ich kann gleichzeitig kotzen und zuhören.«
»Sie will meine Meinung wissen. Als Mann. Und sie kann was in das Buch schreiben, wenn er es im Büro stehen hat.«
»Kinder, hört auf zu streiten. Ich würde nie in eine Erstausgabe etwas reinschreiben. So.«
Becky stieß Andy mit den Zehenspitzen an. »Hol mir was, damit die Schmerzen weggehen.«
»Bitte.«
»Bitte. Sieh mich an«, sagte sie zu Jojo. »Im Schlafanzug um drei Uhr nachmittags, mörderische Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, unbegründete Angst. Diese Wyatt-Schwestern wissen, wie man eine richtige Party schmeißt.«
»Es war großartig. Sah Marina nicht süß aus in ihrem kleinen Kostüm?«
»Und Mazie in ihrem weißen Kleid?«
»Und Magnolia in ihrem Pussy-Galore-Aufzug?«
»Aber Magda …« Sie gaben bewundernde Pfiffe von sich, während Andy in der Küche etwas brummelte, und Jojo in vernichtendem Ton rief: »Aber rein platonisch.«
Andy kam mit einer Hand voll Aspirin ins Zimmer. »Anscheinend waren fünf Gandalfs da.«
»Ich glaube, einer von denen war ein Dumbledore«, sagte Becky. »Es gab haufenweise Männer. Klasse Party zum Anbaggern, wenn man allein war.« Sie wandte sich an Jojo: »Und? Ich weiß, dass du nicht allein bist, aber die Männer gestern Abend wussten es
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