Neue Schuhe zum Dessert
nicht. Also? Hast du jemanden gefunden?«
»Es ging. Ich habe mit Gandalf einen Klammerblues getanzt und mit einer Mutter Oberin meine Saturday-Night-Fever-Vorstellung gegeben, und dann hat mich ein Airfreshener zum Essen eingeladen.«
»Airfreshener? Welche Sorte?«
»Eine von diesen Kiefern, die man sich an den Rückspiegel hängen kann.«
»Der? Ich dachte, der war ein Weihnachtsbaum. Sah er gut aus?«
»Das konnte ich nicht richtig erkennen. Er hatte so ein Hakending auf dem Gesicht.«
»Und ich habe mitbekommen, wie du mit König Knut getanzt hast.«
Jojo schüttelte den Kopf.
»Doch. Ich habe dich gesehen. Ich war zwar sturzbesoffen, aber ich weiß noch, dass ich gedacht habe, die zwei meinen es ernst.«
»Nein. Ich hatte mich nur in seinem Netz verheddert. Wir haben nicht getanzt, ich habe nur versucht, mich zu befreien.«
18
Montagmorgen, Sichtung der Post
Ein Brief war mit dem Hinweis »privat« versehen, und Jojo glaubte, die Handschrift zu erkennen. Sie riss den Umschlag auf und nahm den Brief heraus. »O nein!«
Liebe Jojo,
es fällt mir nicht leicht, das zu schreiben, aber ich habe mich entschieden, nicht mehr zu arbeiten. Ich weiß, dass ich es versprochen habe. Ich habe es auch ernst gemeint, damals, aber ich hatte nicht erwartet, dass ich Stella so sehr lieben würde, und der Gedanke, sie bei einer Kinderfrau zu lassen, ist mir unerträglich. Wenn du mal in diese Situation kommst, wirst du verstehen, was ich meine.
Ich weiß, dass du bei Manoj in den besten Händen bist, und hoffe, dass wir befreundet bleiben können.
Mit ganz lieben Grüßen
Louisa und Stella
Jojo liebte Louisa. Louisa war ihre Komplizin, ihre rechte Hand, die sie nie enttäuschte. Wenigstens war das so, bis die Geburt ihres Kindes sie ihres Verstandes beraubt hatte. Dies war keine gute Nachricht. Sie ging sofort zu Mark.
»Louisa kommt nicht zurück.«
»Aha.«
»Wusstest du das?«
»Ich hatte es vermutet. So etwas passiert.«
»Sie hat hoch und heilig versprochen, dass sie zurückkommen würde.«
»Ich bin mir sicher, sie hat es ehrlich gemeint.«
»Das stimmt«, musste Jojo zugeben.
»Sollen wir die Stelle ausschreiben, oder möchtest du Manoj behalten?«
»Manoj ist in Ordnung. Nein, um ehrlich zu sein, er ist sehr gut«, gab sie zögernd zu. »Es ist nur so – Louisa war meine Freundin. Sie wusste über uns Bescheid. Jetzt kann ich mit niemandem darüber sprechen. Na, ich könnte ja zu Jim Sweetman gehen«, fügte sie hinzu.
Mark sagte nichts. Er schwieg und ertrug die Stille, Jojo war diejenige, die nachgab.
»He, du hast doch am Freitag Geburtstag.« Sie versuchte, unbeschwert zu klingen. »Wir können uns treffen, acht Uhr abends, in meinem Bett, da bekommst du ein besonderes Geschenk.«
Es dauerte eine Sekunde zu lang, bevor er sprach. »Es geht nicht.« Er klang gequält. »Cassie hat was vorbereitet.«
»Ach. Was denn?«
»Ein Abend in einem Hotel auf dem Land. Weymouth Manor oder so. Es tut mir Leid.«
Jojo riss sich zusammen. »Komm schon Mark, sie ist schließlich deine Frau.«
»Geht Sonntag?«
»Klar.«
Sie ging wieder in ihr Büro und teilte Manoj mit, dass er übernommen werden würde. Er war so glücklich, dass er fast geweint hätte. »Du wirst es nicht bereuen«, sagte er mit bebender Stimme.
»Ich bereue es jetzt schon. Reiß dich zusammen. Hat jemand angerufen?«
»Gemma Hogan. Sie wollte wissen, ob du ihr Buch schon verkauft hast.«
Jojo verdrehte die Augen. Gemma Hogan war eine Irin, die haufenweise E-Mails an ihre Freundin geschickt hatte, in denen sie in allen Einzelheiten berichtete, dass ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte. Als das Bündel auf Jojos Schreibtisch landete, war es alles andere als ein Buch, aber es war unterhaltsam und lustig geschrieben, sodass Jojo halbwegs interessiert war.
Sie hatten also ein Treffen vereinbart – und es war die seltsamste Besprechung, die Jojo bisher gehabt hatte: Jeder andere Autor, der je zu ihr gekommen war, wollte unbedingt veröffentlicht werden. Aber Gemma war ganz anders, und als Jojo klar wurde, dass sie angeboten hatte, eine Frau zu vertreten, die weder ein Buch geschrieben hatte noch Wert darauf legte, veröffentlicht zu werden, beendete sie die Besprechung ziemlich abrupt. Sie dachte, sie würde nie wieder von ihr hören, aber ein paar Wochen später rief Gemma an und erklärte, sie hätte jetzt angefangen, das Buch zu schreiben – und kaum war ein weiterer Monat vergangen, da lag das fertige
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