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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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befreit bist«, sagte ich zu Anton. »Mach dir keine Sorgen. Ich rufe an.«
    Mit diesem großzügigen Angebot legte ich auf.
    Ich würde Zulema erneut bestechen.
     
    Jetzt zu Zulema. Zulema war unser Aupair. Sie war Teil unserer heilen neuen Welt – neues Haus, mein neues Buch, und so weiter. Sie war eine große, gut aussehende, willensstarke Latina, die vor drei Wochen aus Venezuela gekommen war.
    Ich hatte schreckliche Angst vor ihr. Anton auch. Und selbst Emas Dauergrinsen war in Zulemas Gegenwart etwas getrübt.
    Ihr Eintritt in unser Leben sollte ursprünglich mit dem Ende der Bauarbeiten an unserem Haus zusammenfallen. Wir hatten gehofft, sie in einem schönen, hausschwammfreien Haus willkommen heißen zu können, und als sich herausstellte, dass das Haus bei ihrer Ankunft noch immer eine Baustelle sein würde, rief ich sie an und wollte sie überreden, ihre Ankunft hinauszuschieben. Aber sie hielt an der Vereinbarung fest wie ein Marschflugkörper mit per Computer festgelegter Flugroute. »Ich komme.«
    »Ja, aber Zulema, das Haus ist buchstäblich eine Baustelle …«
    »Ich komme.«
    Anton und ich liefen wie kopflose Hühner umher und richteten das hintere Schlafzimmer für sie her – das einzige Schlafzimmer, in dem die Wände intakt waren. Wir gaben ihr unser schmiedeeisernes Bett und unseren besten Bettbezug, und eigentlich sah es ganz hübsch aus, viel hübscher als unser Zimmer oder Emas. Aber Zulema warf einen Blick auf das Baugerüst um das Haus und die Staubschicht auf allem und verkündete: »Sie wohnen wie die Tiere. Ich wohne nicht hier.«
    In erschreckend kurzer Zeit hatte sie sich einen Liebhaber genommen – er hieß Bloggers (keine Ahnung, warum er so hieß) und hatte eine hübsche Wohnung in Cricklewood – und war zu ihm gezogen. »Ob wir wohl auch da einziehen können?«, fragte Anton.
    Zulema war eine große Hilfe. Eine schrecklich große Hilfe. Den ganzen Tag bewachte sie Ema, sodass ich ganz und gar meine Ruhe hatte und schreiben konnte, aber ich vermisste Ema und verabscheute eigentlich das Konzept des Aupair. Die an Ausbeutung grenzende geringe Summe, die wir ihr bezahlten, ließ mich vor Scham erröten, obwohl wir ihr wesentlich mehr als das Übliche zahlten, wie ich in der Krabbelgruppe erfuhr, als ich meine Schuldgefühle mit Nicky besprechen wollte. (Nicky und Simon hatten ihr heiß ersehntes Kind drei Monate nach Ema bekommen.) Sie sagte: »Simon und ich geben unserem Aupair-Mädchen die Hälfte von dem, was ihr eurem gebt, und sie kann sich glücklich schätzen. Überleg doch mal, Zulema lernt Englisch, sie arbeitet – legal – in London, ihr tut ihr einen Gefallen!«
    Weil Zulema nicht bei uns wohnte, hatte ich nicht automatisch einen Babysitter, aber das war mir ziemlich egal. Es war eine enorme Erleichterung, dass sie nicht bei mir wohnte. Wie hätte ich mich je entspannen können? Wenn man mit einem Fremden zusammenlebt, ist das immer anstrengend, selbst wenn es ein reizender Mensch ist. Und das war Zulema nicht. Sie arbeitete viel, kein Zweifel. Sie war sehr verantwortungsbewusst, zugegeben. Auch ehrlich, abgesehen davon, dass sie mein Gloomaway-Duschgel benutzte. (Und das brauchte ich dringend. Nur so konnte ich mich überwinden, in das düstere Badezimmer zu gehen.) Aber es machte keinen Spaß mit ihr. Nicht im Entferntesten. Jedes Mal, wenn ich sie in ihrer dunklen Schönheit mit den dichten schwarzen Augenbrauen sah, verfinsterte sich meine Stimmung. »Zulema«, rief ich.
    Sie machte die Tür zu meinem Arbeitszimmer auf. Sie sah ungehalten aus. »Ich gebe Ema Essen.«
    »Ja, danke.« Ema schob sich zwischen Zulemas Beinen hindurch und zwinkerte mir zu – war es ein verschwörerisches Zwinkern? Sie war noch keine zwei Jahre alt und damit noch viel zu jung, um verschwörerisch zu zwinkern –, dann schob sie ab. »Zulema, würden Sie bitte Macko anrufen. Und ihn anflehen zu kommen.«
    »Was geben Sie mir?«
    »Ehm, Geld? Zwanzig Pfund?« Ich sollte ihr kein Geld anbieten, wir waren selbst so knapp bei Kasse …
    »Ich möchte Super-line Corrector von Prescriptives.«
    Ich sah sie eindringlich an. Meine ganz besondere Nachtcreme. Und ganz neu. Aber hatte ich eine Wahl?
    »Ist gut.« Wenn das so weiter ging, hatte sie mir bald alle meine Kosmetika abgeluchst.
    Innerhalb weniger Sekunden war sie zurück.
    »Er sagt, er kommt.«
    »Hat er es ernst gemeint?«
    Sie zuckte die Schultern und starrte mich an. Was bedeutete es ihr schon? »Ich nehme mir Super-line

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