Neue Schuhe zum Dessert
Corrector.«
»Ist in Ordnung.«
Zulema stapfte nach oben, um sich meine Nachtcreme von meinem Nachttisch zu holen, und ich starrte wieder auf meinen Schreibtisch. Vielleicht kämen sie heute. Einen Moment lang gestattete ich mir zu hoffen, und meine Stimmung hob sich. Dann fiel mein Blick auf Book News , und ich musste wieder an Gemmas fantastischen Vertrag denken – es war mir vorübergehend entfallen –, und meine Stimmung sank erneut auf den Tiefpunkt. Himmel, was für ein Tag.
Missgelaunt machte ich meine andere Post auf und hoffte, dass keine verrückten Briefe dabei waren. Seit ich eine »erfolgreiche Autorin« war, bekam ich pro Tag eine miese Sendung.
Ich erhielt Briefe von Menschen, die Geld wollten, Briefe von Menschen, die mir mitteilten, über weiße Magie zu schreiben, sei des Teufels und ich würde dafür bestraft (diese Briefe wurden mit grüner Tinte abgefasst), Briefe von Menschen, die sagten, sie hätten »ein sehr interessantes Leben« und seien bereit, mir ihre Lebensgeschichte zu verkaufen – üblicherweise boten sie mir die Hälfte des Gewinns –, Briefe von Menschen, die mich einluden, das Wochenende mit ihnen zu verbringen. »Zwar habe ich nicht viel, aber ich bin bereit, auf dem Fußboden zu schlafen, und Sie können mein Bett haben. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört ein Clock Tower, der eine exakte Nachbildung, wenn auch kleiner, von Big Ben ist, und vor sechs Monaten hat ein Marks & Spencer aufgemacht – wenn das nicht vornehm ist!«, Briefe von Menschen, die mir ihre Manuskripte schickten und mich baten, für deren Veröffentlichung zu sorgen.
Jeder Tag war anders. Gestern war ein Brief von einer Hilary gekommen, die damals mit mir in Kentish Town zur Schule gegangen war. Sie gehörte zu einer zickigen Dreiergruppe, die mir das Leben zur Hölle gemacht hatten. Wir waren gerade aus Guildford gekommen, und ich war zutiefst unglücklich und hatte Angst, dass Mum Dad verlassen könnte. Hilary und ihre beiden dicken Freundinnen fanden, dass ich eine »eingebildete Kuh« sei, und fingen an, mich »Ihre Majestät« zu nennen. Wenn ich in der Klasse etwas sagen wollte, stimmte Hilary einen Chor an mit »Oh, La-di-dah«.
Das erwähnte sie in ihrem Brief allerdings nicht. Stattdessen gratulierte sie mir zu meinem Erfolg mit Mimis Medizin und sagte, sie würde sich gern mit mir treffen.
»Ja, weil du jetzt berühmt bist«, hatte Anton gehöhnt, obwohl er wegen der Betäubung gar nicht richtig sprechen konnte. »Sag ihr, sie soll sich verpissen. Oder ich mach das, wenn du willst.«
»Wir machen gar nichts«, sagte ich, warf den Brief in den Papierkorb und dachte: Wie seltsam die Menschen doch sind. Hatte Hilary wirklich geglaubt, ich würde mich mit ihr treffen wollen? Kannte sie kein Schamgefühl?
Ich wollte Nicky anrufen und sie fragen. Zu Nicky war Hilary auch gemein gewesen. Dann beschloss ich, Nicky nicht anzurufen. Sie und Simon luden uns dauernd zum Essen ein, und das war mir schrecklich peinlich, denn jetzt hatten wir zwar ein Haus, aber wir konnte ihre Gastfreundschaft immer noch nicht erwidern. Ich nahm mir wieder meine Post vor.
Heute war es ein Brief von einer Frau namens Beth, die mir einen Monat zuvor ein Manuskript geschickt hatte mit der Bitte, ich möge es an meine Lektorin weiterleiten, was ich getan hatte. Anscheinend hatte es Tania nicht genügend gefallen, denn jetzt bekam ich zwei böse Seiten, auf denen ich als egoistische Person beschimpft wurde. Vielen Dank, sagte Beth. Wie nett von mir, ihre Chance einer Veröffentlichung zu vernichten, wo ich doch alles hatte. Sie habe den Eindruck gehabt, ich sei ein guter Mensch, aber, hallo, wie sie sich geirrt habe. Sie würde nie wieder, so lange sie lebte, eins meiner Bücher kaufen, und sie würde allen Menschen erzählen, was für ein gemeiner Mensch ich sei. Ich wusste, dass ich nicht für den Rückschlag in Beths Karriere verantwortlich war, dennoch bekümmerte mich ihre Attacke und verunsicherte mich. Und nachdem ich die Post zu Ende durchgesehen hatte, war es Zeit – o nein! – mit dem Schreiben anzufangen.
Mein neues Buch handelte von einem Mann und einer Frau, die in ihrer Kindheit befreundet gewesen waren und sich in Das Wiedersehen wiedergetroffen hatten. Vor fast dreißig Jahren, als sie beide fünf Jahre alt waren, waren sie Zeugen eines Mordes geworden. Damals hatten sie nicht verstanden, was sie gesehen hatten, aber ihre Wiederbegegnung hatte tief verschüttete Erinnerungen wachgerufen. Sie
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