Neue Schuhe zum Dessert
Fantastisch. Spitze.«
Spitze, genau. Wozu sollte sie Gemma erzählen, dass ihr Buch die Funktion eines literarischen Heftpflasters haben würde, denn schließlich konnte es auch noch gut enden.
LILY
24
BOOK NEWS, 5. AUGUST
Neuerwerbungen
Tania Teal von Dalkin Emery hat Jagd auf Regenbogen gekauft, einen Erstlingsroman der irischen Autorin Gemma Hogan. Jojo Harvey, Agentin bei Lipman Haigh, konnte das Buch für angeblich sechzigtausend Pfund verkaufen. Der Roman wird als Kreuzung zwischen Miranda England und Bridie O’Connor beschrieben und wird im nächsten Mai als Originaltaschenbuch erscheinen.
Ich blätterte in Book News – jede Entschuldigung, nicht zu schreiben, war mir recht –, als die Wörter »Gemma« und »Hogan« mich ansprangen, meine Aufmerksamkeit forderten und mir dann einen Schlag in die Magengrube versetzten. Ich schüttelte das Blatt und las den Artikel richtig, dann las ich ihn noch einmal, während kleine Schockwellen mich durchrieselten. Gemma. Buch. Meine Agentin. Meine Lektorin. Viel Geld.
Mit angsterfülltem Herzen starrte ich die schwarzen Buchstaben an, bis sie vor meinen Augen zu tanzen begannen. Es könnte viele irische Gemma Hogans geben, der Name war nicht so ungewöhnlich, aber ich wusste es sofort: Das war meine Gemma. Sie hatte oft davon gesprochen, dass sie ein Buch schreiben wollte, und jetzt hatte sie meine Agentin und meine Lektorin, das war einfach zu viel des Zufalls. Doch wie hatte sie das hingekriegt? Es war so schon schwierig genug, ein Buch veröffentlicht zu bekommen, ohne dass man sich den Agenten und den Verlag aussuchen konnte. Sie musste sich der schwarzen Magie verschrieben haben. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen: Das war eine Botschaft, so wie der Pferdekopf in Der Pate .
Ich habe eine sehr gute Intuition, ja sogar Vorahnungen, und ich wusste, dass wir auffliegen würden. Obwohl ich einen Vergeltungsschlag erwartete, war inzwischen doch so viel Zeit vergangen, dass ich angefangen hatte zu hoffen, Gemma hätte ihr eigenes Leben wieder aufgenommen und mir vielleicht sogar verziehen. Aber ich hatte mich geirrt: Die ganze Zeit über hatte sie ihre Rache geplant. Zwar wusste ich nicht genau, wie sie mein Leben ruinieren würde, darüber konnte ich keine genauen Angaben machen, aber ich wusste, dass dies der Anfang vom Ende war.
Im Bruchteil einer Sekunde sah ich, wie mein ganzes Leben zusammenbrach. Gemma hasste mich. Sie würde der ganzen Welt erzählen, was ich ihr angetan hatte, und alle Menschen gegen mich aufhetzen.
Und dann das Geld! Sechzigtausend! Verglichen mit den miesen viertausend, die ich bekommen hatte. Ihr Buch musste berauschend sein. Meine Karriere war am Ende, sie würde mich an den Rand drängen, mit ihrem Meisterwerk, das sechzigtausend Pfund wert war.
Ich ging zum Telefon, pustete mit zitternden Lippen den Staub davon ab und rief Anton an.
»Gemma hat ein Buch geschrieben.«
»Gemma Hogan?«
»Es kommt noch schlimmer. Rate mal, wer ihre Agentin ist. Jojo. Und ihre Lektorin. Tania.«
»Das kann doch nicht wahr sein.«
»Es stimmt aber. Es steht in Book News .«
Schweigen. Dann: »Himmel, das ist ein Warnschuss vor den Bug. Wie der Pferdekopf in Der Pate .«
»Genau das habe ich auch gedacht.«
»Ruf Jojo an und versuch herauszufinden, was da gespielt wird. Es muss von uns handeln, meinst du nicht?«
»Ja, und das Allerschlimmste.« Ich brachte die Wörter kaum über meine Lippen, so groß war meine Eifersucht. »Sie hat einen riesigen Vorschuss bekommen.«
»Wie viel?«
»Du glaubst es nie …«
»Wie viel?«
»Sechzigtausend.«
Anton sagte lange Zeit gar nichts, dann hörte ich seine unterdrückte Stimme.
»Was?« Ich schrie beinah.
»Ich habe mir die Falsche ausgesucht!«
»Sehr witzig«, sagte ich sauer.
Ich rief Jojo an. Obwohl ich auf der Stelle wissen wollte, was los war, schaffte ich es, höflich zu sein und »Wie geht es?« zu fragen, und dann sagte ich in einem bemüht lässigen Ton, obwohl meine Stimme fast erstickt klang: »Ehm, ich habe gerade in Book News gelesen, dass Sie eine neue Autorin haben, Gemma Hogan. Und da habe ich mich …«
»Ja, Sie kennen sie«, sagte Jojo.
Scheiße. Scheiße, Scheiße. SCHEISSE. »Sind Sie sich sicher? Sie lebt in Dublin und ist in der Werbebranche, hat eine Liza-Minnelli-Frisur.«
»Genau die.«
Ich überlegte kurz, ob ich weinen sollte.
»Ja«, sagte Jojo, »sie hat mich gebeten, Ihnen Grüße auszurichten. Vor Ewigkeiten. Ich hatte das vergessen, tut
Weitere Kostenlose Bücher