Neue Schuhe zum Dessert
gehört?«
»Jaja, ich habe dich gehört. Ich bin bloß so glücklich, vielleicht muss ich mich übergeben.«
Den Rest des Tages saß ich in meinem Arbeitszimmer und versuchte zu schreiben, während eine Mannschaft von Handwerkern in meinem Haus lärmte und hämmerte und sich gegenseitig als »Drecksau« betitelte. Ich seufzte glücklich. Alles war in schönster Ordnung.
Als Anton von der Arbeit kam, guckte er sich verstohlen um und murmelte: »Ist sie noch hier?«
Er meinte Zulema.
»Sie ist nach Hause gegangen, aber die Handwerker sind noch da.«
»Himmel!« Er war beeindruckt. Bisher waren sie an den wenigen Tagen, an denen sie gekommen waren, gegen vier wieder abgehauen.
»Ich habe einen Vorschlag«, sagte ich, »aber er wird dir nicht gefallen.«
Er sah mich misstrauisch an.
»Wo sie jetzt schon mal hier sind, sollten wir mit ihnen reden«, sagte ich. »Das hat eine größere Wirkung, als wenn wir es am Telefon machen. Wir müssen sie loben, dass sie so gute Arbeit machen.« Ich hatte einen Artikel darüber gelesen, wie man seine Mitarbeiter behandeln sollte. »Und dann müssen wir sie, also, wir müssen ihnen Angst machen, dass sie die Arbeit auch beenden. So nach dem Prinzip guter Bulle, böser Bulle. Was meinst du?«
»Wenn ich der gute Bulle sein kann.«
»Leider nicht.«
»Mist.«
»Komm schon.« Ich ging voran in unser Wohnzimmer, wo die Handwerker auf den neuen Fensterstürzen saßen und Tee tranken, um sie herum knöchelhoch der Zucker.
»Macko, Bonzo, Tommo, Spazzo.« Ich nickte jedem freundlich zu. (Ich war mir ziemlich sicher, dass sie so hießen.) »Schönen Dank, dass Sie wieder angefangen haben und die alten Fensterstürze ausgebaut haben. Die sind jetzt, ja … sie sind fertig ausgebaut. Wenn Sie die neuen so schnell einbauen, wie Sie die alten ausgebaut haben, dann sind wir sehr zufrieden.«
Dann schob ich Anton nach vorn. »Sie wissen ja, Sie hätten schon vor drei Wochen fertig sein sollen«, sagte er streng, dann schien ihn der Mut zu verlassen. Er fasste sich an den Kopf und sagte: »Bitte, wir werden hier noch verrückt. Wir haben ein kleines Kind. Ehm, danke.«
Wir gingen aus dem Zimmer, und als wir die Tür hinter uns zuzogen, brach lautes Gelächter los. Ich machte die Tür mit Schwung wieder auf. Macko wischte sich die Augen und sagte: »Die armen Scheißer.«
Wir machten die Tür wieder zu. Anton und ich musterten uns prüfend. Ich sprach als Erste. »Na«, sagte ich, »das war doch sehr wirkungsvoll.«
Anton und ich lagen im Bett. Es war erst acht, aber wir waren in dem kleinen Schlafzimmer, dem einzigen Zimmer im Haus, in dem die Wände heil waren. Vor drei Wochen hatten wir den Fernseher in das Zimmer gestellt, und seitdem lebten wir praktisch hier. Und weil es keine Sitzgelegenheiten gab, lagen wir im Bett.
Ich blätterte in dem Jo-Malone-Katalog und wünschte mir, ich könnte in die glänzenden Fotos klettern und darin leben, in dieser heiteren, wohl duftenden, staubfreien Welt. Anton guckte sich eine Sit-Com an, weil er einen Vertrag mit Chloe Drew, der jungen, scharfen Hauptdarstellerin, aufsetzte, und Ema stapfte selbstbewusst durchs Zimmer, bekleidet mit einer einteiligen Hemdhose und ihren rosa Gummistiefeln, die sie heiß und innig liebte und mit denen sie sogar schlief. Ihre runden Oberschenkel sahen gummihaft weich aus, wie aus Latex.
»Ema, du siehst aus wie ein Zirkusringer«, sagte Anton, als er kurz vom Fernseher zu ihr blickte. »Du brauchst nur noch einen geschwungenen Schnauzbart.«
Ema hatte ihre Lieblingsdinge bei sich – Jessie, ihren geliebten Schraubenschlüssel, einen Plüschhund, den Viv, Baz und Jez ihr geschenkt hatten und der auch Jessie hieß, und einen alten Mokassin von Anton – auch er hörte auf den Namen Jessie –, und trug sie von einer Zimmerecke in die andere, wo sie sie nach einem Prinzip ordnete, das nur sie verstand. »Dinky«, sagte sie.
Ihr Haar wuchs etwas unordentlich, zwei längere Strähnen umrahmten ihr Gesicht, während es hinten und auf dem Kopf kürzer war, und damit sah sie etwas merkwürdig aus – manchmal fast wie Paul Weller –, aber sie war das süßeste Kind. Ich hätte ihr unablässig zusehen können.
Ich wartete, bis Antons Sendung vorbei war, dann zeigte ich ihm den Artikel über Gemma in Book News. Ich beobachtete Anton, während er las, und versuchte seine Reaktion einzuschätzen.
»Was hältst du davon?«, fragte ich. »Und bitte, sei nicht so optimistisch und sage, dass es nichts
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