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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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waren beide verheiratet, aber als sie begannen, die Ereignisse der Vergangenheit zu erforschen, kamen sie sich näher. Das führte dazu, dass ihre jeweiligen Ehen in die Krise gerieten. Es war nicht der Stoff, über den ich schreiben wollte, aber es war das, was meine Finger immer weiter schrieben.
    Ich blickte streng auf meinen Bildschirm, als Zeichen, dass es mir ernst war, und fing an. Ich gab mir Mühe. Ich tippte Wörter, ja, es waren zweifellos Wörter – aber taugten sie auch?
    Ich gähnte. Ich fühlte mich schläfrig und konnte mich nicht konzentrieren, ich war letzte Nacht mehrmals auf gewesen. Und die Nacht davor. Und die Nacht davor …
    Meistens wachte Ema zwei- oder dreimal auf, und obwohl Anton und ich uns eigentlich mit dem Aufstehen abwechselten, sah es so aus, dass meistens ich aufstand. Das lag teils an mir, weil ich selbst nachsehen musste, dass bei ihr alles in Ordnung war, und teils an ihr, weil sie mitten in der Nacht mich haben wollte, und nicht Anton.
    Gleich würde ich mir einen Kaffee machen. Sobald Zulema ausgegangen war. Ich ertrug es nicht, in der ›Küche‹ neben ihr zu stehen und mich mit ihr zu unterhalten, während ich darauf wartete, dass das Wasser kochte. Ich lauschte auf Geräusche, die ihren Abgang signalisierten. Am liebsten hätte ich meinen Kopf auf den Tisch gelegt und wäre eingenickt, aber Zulema hätte mich ertappt, und sie dachte ohnehin, dass ich ein bedauernswertes Geschöpf sei.
    Dann hörte ich, wie sie mit Ema das Haus verließ. Ich hastete in die Küche und machte mir einen Kaffee, dann ging ich wieder an die »Arbeit«.
    Als mein Wörterzähler sagte, dass ich fünfhundert Wörter geschrieben hatte, hörte ich auf. Aber tief in meinem Herzen wusste ich, dass vierhundertfünfundsiebzig der Wörter Quatsch waren. Wenn dieses Buch nur nicht unbedingt ein trauriges sein wollte.
    Auf der Suche nach Rat – oder wenigstens Ablenkung – rief ich Miranda an. Ja, Miranda England, die Miranda. Als wir sie bei dem katastrophalen Signierabend gesehen hatten, war sie für mich so weit entfernt und unerreichbar wie die Sterne. Aber bei einigen von Dalkin Emerys Einladungen – eine Verkaufskonferenz und eine Autorenparty – waren wir uns wiederbegegnet, und da war sie viel herzlicher gewesen. Anton sagte, sie sei nur freundlich, weil ich jetzt Erfolg hatte, und vielleicht war da was dran. Aber sie war anders, als ich sie mir anfangs vorgestellt hatte, und als ich erfuhr, dass sie verzweifelt versuchte, schwanger zu werden, wurde sie für mich menschlicher.
    Sie war dann auch schwanger geworden und hatte sich vom Schreiben frei genommen, um die Gefahr einer Fehlgeburt abzuwenden, aber sie war trotzdem in der Lage, sich etwas über meine Schreibblockade anzuhören.
    »Ich komme nicht weiter«, sagte ich und erklärte das Problem.
    »Schreib eine Sexszene«, riet sie mir, »das mache ich in so einem Fall immer.« Aber das konnte ich nicht, Dad würde vielleicht das Buch lesen.
    Plötzlich hörte ich Stimmen und einen Lastwagen mit lautem Motor. Dann klingelte es auch schon an der Tür, Stimmen waren im Vorgarten zu hören. Männerstimmen. Laute, teerige, zementverstaubte Stimmen. Ich dachte, ich hätte das Wort Drecksau gehört. War es möglich …?
    Ich guckte durch mein kleines Fenster. Sie waren da! Macko und seine Leute waren endlich gekommen, um mein Haus in Ordnung zu bringen!
    »Miranda, ich muss aufhören! Vielen Dank.«
    Es hatte sich gelohnt, mein Tönungsmittel und meine Nachtcreme dafür herzugeben. Ich hätte Zulema küssen mögen, wenn ich nicht Angst gehabt hätte, zu einer Salzsäule zu erstarren.
    Ich machte die Tür auf und ließ die Mad Paddys hereinkommen. Weil sie alle so gleich aussahen, war ich mir nie sicher, wie viele es gab, aber heute waren es anscheinend vier. Vor der Tür stand ein Pick-up mit laufendem Motor, und auf der Ladefläche lagen große, dicke Holzbalken – die schwer erhältlichen Fensterstürze! Die Mad Paddys kommandierten sich gegenseitig mit lauten Stimmen herum, trugen die Fensterstürze ins Haus, wobei sie den Putz aus der Wand und Stücke aus der Deckenkehlung brachen. (Der unersetzlichen Originaldeckenkehlung, aber in dem Moment war ich so glücklich, dass ich darüber hinwegsah.)
    Ich rief Anton an. »Sie sind da! Mit den Fensterstürzen! Sie nehmen die alten gerade raus, während wir sprechen! Sie schlagen enorme Löcher in die Wände!«
    Schweigen. Länger anhaltendes Schweigen. »Anton? Hast du mich

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