Neue Schuhe zum Dessert
ein netter Mensch.
Die nächste Besprechung war auch eine mit zwei Sternen.
Zutiefst enttäuscht, von einer eifrigen Leserin im Nordwesten.
Ich mochte Mimis Medizin sehr, obwohl es nicht die Sorte Buch ist, die ich normalerweise gern lese. (Ich bin ein Fan von Joanne Harris, Sebastian Faulkes und Louis de Bernieres.) Ich gebe zu, dass ich mich darauf gefreut hatte, ein neues Buch von Lily Wright zu lesen, weil ich das Gefühl hatte, dass Mimis Medizin viel versprechend war. Als ich es am Flughafen (auf meinem Weg zu einem Kunstseminar-Wochenende in Florenz) entdeckte, kaufte ich es. Aber meine Hoffnungen wurden enttäuscht. Glasklar ist kein gutes Buch, und ich weiß auch nicht, womit ich es vergleichen kann. Es ist fast so schlecht (natürlich nicht ganz so schlecht) wie populäre Frauenliteratur. Es hat nur einen Stern verdient, aber ich gebe ihm zwei, und zwar deshalb, weil es nicht zur populären Frauenliteratur gehört!
»Anton«, rief ich kläglich. »ANTON!«
In Windeseile schlidderte er auf dem verstreuten Zucker herbei, und ich zeigte ihm die Besprechungen. »Wenn jetzt alle Glasklar hassen?«, fragte ich. »Wenn niemand es kauft? Dann gibt Dalkin Emery mir keinen neuen Vertrag, und wir sind aufgeschmissen! Mein neues Buch taugt ja auch nichts!«
»Moment mal«, sagte er. »Mimis Medizin hat genauso schlechte Besprechungen bekommen.«
»Ja, aber von irgendwelchen Kritikern. Nicht von wirklichen Menschen, nicht von Lesern!«
Jetzt verstand ich auch, warum Tania so aufgeregt war, als es um den neuen Umschlag ging. Sie hatten im Verlag Angst, dass die Leser eine Fortsetzung von Mimis Medizin erwarten könnten – wie bei den dreien offensichtlich geschehen.
Ich geriet in Panik, im Mund hatte ich einen metallischen Geschmack.
Diese schreckliche Situation konnte nicht Gemma herbeigeführt haben – es sei denn, die hatte alle drei Besprechungen selbst geschrieben –, aber ich gab ihr trotzdem die Schuld.
»Glasklar muss sich richtig gut verkaufen«, sprudelte es aus mir heraus. »Wenn es sich nicht verkauft, dann bekomme ich keinen neuen Vertrag. Und wenn ich keinen neuen Vertrag habe, dann haben wir nicht das Geld für die nächste Rate.«
Wir würden das Haus verlieren! In mir zog sich alles vor Entsetzen zusammen. Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen. In aller Ruhe fing Anton an, mir vorzubeten: »Glasklar ist ein großartiges Buch. Dalkin Emery macht massenhaft Werbung dafür. Es wird ein großer Erfolg werden. Bei Dalkin Emery haben sie gesagt, dass es einer ihrer Weihnachtstitel sein wird. Im nächsten Monat meldet Jojo sich beim Verlag, und sie werden dir einen neuen Vertrag mit einem großen Vorschuss anbieten. Alles wird gut. Alles ist gut.«
Teil Drei
Jojo
Seit dem Tag, als Olga und Richie Jojo und Mark bei Antonio’s beim Lunch überrascht hatten, hatte Jojo die Befürchtung, dass alle im Büro von ihr und Mark wussten. Doch abgesehen davon, dass der Stänkerer Richie sie häufig Schlampe nannte und es dann leugnete, behandelte niemand sie anders als sonst.
Im Gegenteil, ohne dass sie nachgebohrt hätte, versicherten ihr sowohl Dan Swann als auch Jocelyn Forsyth, dass sie, wenn es im November so weit war, Jojo ihre Stimmen geben würden. Da Mark ohnehin für sie war, brauchte sie nur noch eine weitere Stimme. Wen sollte sie umwerben? Jim Sweetman? Warum die Zeit verschwenden? Seit dem Tag, als Cassie ins Büro gekommen war, hatte es zwischen ihnen ganz schön geknirscht. Außerdem hatte er sich schon vor Ewigkeiten mit Richie Gant verbündet. Aber die kluge Frau gibt nach, und Jojo sah keinen Grund, warum sie nicht freundlich zu Jim sein sollte. Aber nicht zu freundlich, sie wollte nicht bedürftig wirken, klar.
Olga Fisher? Obwohl Jojo ihr den Lunch mit Richie Gant vermasselt hatte, konnte es nicht schaden, wenn sie sich ein wenig bemühte. Also kaufte sie Olga ein Video über die Paarungsgewohnheiten der Königspinguine und verkniff sich jegliche Bemerkung über Frauensolidarität. Olga gehörte nicht zu dieser Sorte Frauen.
Und Nicholas und Cam in Edinburgh? Sie hatte sie natürlich schon oft gesehen, aber es war nie zu einem freundschaftlichen Umgang gekommen. Die beiden reisten nur selten nach London, und wenn, dann blieben sie gerade lange genug, um allen klar zu machen, wie sehr sie London verabscheuten. »Warum«, beklagten sie sich immer, »können diese Besprechungen nicht in Edinburgh stattfinden?«
Sie waren ein schwieriges Gespann. Nicholas war
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