Neue Schuhe zum Dessert
leeren Händen gekommen sind.«
»Wirklich? Habe ich eine Chance?« Sie grinste.
»Na ja, wir müssen uns die Dokumentationen von allen Kandidaten ansehen – Gott, gibt es was Langweiligeres? –, aber wir mögen Sie. Oder?« Er drehte sich zu Cam um.
»Och ja, wir mögen Sie ganz gern.«
»Ich bin nicht scheußlich?«
»Nein. Auch nicht gräulich oder abscheulich oder monströs. Im Gegenteil, Sie sind ziemlich aromatisch.«
»Und malerisch.«
»Genau. Und außerdem von berückender natürlicher Schönheit. Genießen Sie Ihr sexy Wochenende mit dem sexy Mark Avery.«
Als das Flugzeug am Sonntagabend in Heathrow landete, war Jojo glücklich. Nach dem heiklen Beginn war ihr Treffen mit den Partnern in Edinburgh bestmöglich verlaufen.
Montagmorgen, Anfang November
AN: Jojo.harvey@LIPMAN_HAIGH.co
VON: Mark.avery@LIPMAN_HAIGH.co
THEMA: Neuigkeiten. Möglicherweise schlechte
Jocelyn hat den Termin für sein Ausscheiden auf Januar verschoben. Er hat vor siebenunddreißig Jahren im Januar bei Lipman Haigh angefangen, und als Traditionalist möchte er mit einer schönen runden Zahl aufhören.
AN: Mark.avery@LIPMAN_HAIGH.co
VON: Jojo.harvey@LIPMAN_HAIGH.co
THEMA: Siebenunddreißig ist keine schöne runde Zahl
!
J xxx
Diese Briten, dachte Jojo, die spinnen doch.
AN: Jojo.harvey@LIPMAN_HAIGH.co
VON: Mark.avery@LIPMAN_HAIGH.co
THEMA: Neuigkeiten. Möglicherweise schlechte
Das bedeutet, dass die Entscheidung, wer der neue Partner wird, auch erst im Januar stattfindet.
Jojo stierte auf ihren Bildschirm. »So ein Mist.« Sie war völlig auf November eingestellt. Ihr Leben lief zwar weiter, aber trotzdem war es komplett auf diesen Termin ausgerichtet.
Montagabend, in Jojos Wohnung
»Was machen wir jetzt?«, fragte Mark.
»Womit?«
»Mit uns.«
Jojo versank in Gedanken. »Wir haben abgemacht, wir warten bis nach der Entscheidung. Daran hat sich nichts geändert. Wir verschieben den Termin um ein paar Monate.«
»Warum sollen wir warten? Im Büro weiß jeder Bescheid, was wir Richie Großmaul zu verdanken haben.«
»Ich dachte, wir sind uns einig.«
»Ich bin es leid, zu warten, wo alle es schon wissen.«
»Aber du hast doch schon im Sommer gesagt – selbst wenn jeder weiß, dass wir eine Affäre haben, ist das nicht so schlimm, wie wenn du deine Frau verlässt und mit mir zusammenziehst. Komm schon«, versuchte sie ihn aufzumuntern. »Es dauert nicht mehr lange.«
Aber er wollte sich nicht überreden lassen. Er war sauer auf sie und ließ sie das auch spüren.
»Du warst es doch, der bis nach der Entscheidung warten wollte«, sagte sie.
»Aber jetzt wissen es alle, das ist doch zwecklos. Ich gehe nach Hause.«
Sie hörte, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. O Mann, dachte sie. Das war kein gutes Gefühl. Und ihr lag noch etwas anderes auf der Seele …
Mittwochmorgen
Jojo schaltete den Computer an. Sie war besorgt. Die neue Bestsellerliste erschien jeden Mittwochmorgen um neun Uhr, und Lily Wrights neues Buch bereitete ihr einiges Unbehagen. Nach dem Überraschungserfolg von Mimis Medizin hatten alle erwartet, dass das neue Buch genauso abheben würde, und in einigen besonders optimistischen Besprechungen der Marketingabteilung bei Dalkin Emery war die Rede von einem Platz eins auf der Weihnachtsbestsellerliste gewesen.
Anfangs zumindest hatte Jojo nagende Zweifel gehabt. Glasklar war so ganz anders als Mimis Medizin . (Es war ein ausgezeichnetes Buch, das ein sozialkritisches Thema intelligent und einfühlsam behandelte. Aber es war extrem realistisch, im Gegensatz zu Mimis Medizin , das der reine Eskapismus war.)
Tania hatte Glasklar direkt von Lily bekommen, ohne dass Jojo es gesehen hatte, und als Jojo mit einbezogen wurde, waren die beiden schon handelseinig – ein bisschen ungehörig von Tania. Hätte Jojo es gesehen, hätte sie womöglich von einer Veröffentlichung abgeraten und vielleicht vorgeschlagen, dass Lily sich ein Jahr Zeit ließ und ein neues Buch schrieb. Aber diese Gelegenheit hatte sie nicht.
Außerdem war Tania begeistert von Glasklar – und Tania wusste, wovon sie sprach. Noch wichtiger war, dass sie eine große Werbekampagne und einen Werbeetat hinter sich gebracht hatte; offensichtlich stand Dalkin Emery geschlossen hinter dem Projekt. Im Mai, kurz nachdem Tania das Buch angenommen hatte und Jojo an einer Marketingbesprechung teilgenommen hatte, schwärmten alle dermaßen von dem Buch,
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