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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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dem staubigen Regalbrett und wunderte mich, dass all die kleinen Wörter so viel Geld einbrachten, mit dem wir unser Haus bezahlen konnten …
    Das Ganze war ein Wunder, von dem unglücklichen Beginn des Buches bis zu seinem unwahrscheinlichen Erfolg. Anton fotografierte mich mit dem Scheck in der Hand – wie einen, der im Lotto gewonnen hat –, dann sagte ich dem Scheck adieu, denn das meiste war schon vergeben. An die Bank, an die Handwerker, an die Kreditkartenfirma …
    »Du und ich, wir sind die einzigen Menschen, die einen Scheck über einhundertfünfzigtausend Pfund kriegen und zwei Tage später genauso viel haben wie vorher«, sagte ich zu Anton.
    »Aber wir haben es für gute Sachen ausgegeben«, erwiderte er. »Guck doch nur – wie verantwortungsvolle Erwachsene haben wir die erste Rate für unser Haus bezahlt. Jetzt nimmt die Bank es uns nicht wieder weg.«
    Ich zuckte zusammen. Mit mir konnte man nicht gut solche Witze machen.
    »Entschuldigung.« Es war ihm aufgefallen. »Jugendlicher Übermut.«
    »Und unsere nächste Rate ist wann fällig?«
    »Am dreißigsten November, wenn du deinen neuen Vertrag mit Dalkin Emery unterschrieben hast.« Er schwieg, und ich fühlte, wie eine depressive Wolke sich auf ihn senkte. Aber nicht jetzt. Nicht, wenn wir allen Grund zur Freude hatten!
    »Es macht mich krank, dass die ganze Last auf deinen Schultern liegt«, sagte er unglücklich.
    »Sei nicht so«, sagte ich bittend. »Nicht heute. Nimm dir einen Tag frei.«
     
    »Ich bin deprimiert!«
    Miranda England war am Telefon.
    »Das sind die Hormone«, beruhigte ich sie. »Das passiert, wenn du schwanger bist.«
    »Es liegt nicht an den Hormonen, sondern an dem beschissenen Amazon. Ich war gerade im Netz – ich weiß nicht, warum ich mir das antue –, und mein neues Buch kriegt im Durchschnitt nur dreieinhalb Sterne. Das davor hat fünf. Und die Besprechungen der Leser sind so gemein!«
    »Oje«, sagte ich schlapp. »Die können wirklich schrecklich sein.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte sie finster. »Ich habe mir auch Mimis Medizin angeguckt. Alle lieben dich. Fast alle Besprechungen geben dir fünf Sterne. Wahrscheinlich würden sie dir sechs geben, wenn das ginge.«
     
    Ich hätte es nicht tun sollen.
    Nachdem wir aufgelegt hatten, klickte ich Amazon an, guckte bei Mimis Medizin nach und verbrachte ein paar glückliche Minuten damit, Seite um Seite voll des glühenden Lobes mit fünf Sternen für Mimis Medizin zu lesen.
    Hochmut kommt vor dem Fall; ich hätte hier aufhören sollen, aber ich wollte nachsehen, ob schon jemand über Glasklar geschrieben hatte. Es kam zwar erst Ende Oktober in die Buchhandlungen, aber schon jetzt gab es das Buch an den Flughäfen.
    Ich tippte also »Glasklar« und stellte aufgeregt fest, dass es schon Besprechungen gab. Drei nur, aber immerhin.
    Dann sah ich die Überschrift der ersten Besprechungen. Dünn wie Pisse, stand da. Dünn wie Pisse, von einer Leserin in Darlington.
    Sie hatte mir einen Stern von fünf möglichen gegeben. Wenigstens hatte sie mir einen gegeben, dachte ich und klammerte mich an einen Strohhalm. Dann las ich weiter.
     
    Ich habe dem Buch einen Stern gegeben, weil es nicht möglich ist, keinen Stern zu vergeben.
     
    Oh.
     
    Über Mimis Medizin habe ich herzlich gelacht, aber bei diesem Scheißdreck gibt es keinen Grund zum Lachen. Ich habe das Buch auf dem Flughafen gekauft, als ich auf dem Weg in den Urlaub war, und ich wünschte, ich hätte das Geld nicht ausgegeben und mir stattdessen einmal mehr Sex am Strand gekauft.
     
    O nein. O Gott. Mit klopfendem Herzen ging ich zur nächsten Besprechung, in der Hoffnung, dass sie freundlicher sein würde. Es war eine mit zwei Sternen.
     
    Danach brauchte ich Antidepressiva, von einer Leserin in Norfolk.
    Als ich Mimis Medizin las, war ich mitten in einer Depression und hatte das Haus seit sechs Monaten nicht verlassen. Es hat mich so sehr aufgemuntert, dass ich danach wieder zu den Weight Watchers gehen konnte. Deswegen war ich hoch erfreut, als ich erfuhr, dass Lily Wright ein neues Buch geschrieben hatte. Ich bat eine Nachbarin, es für mich zu kaufen, als sie zu ihrer Mum nach Jersey flog. Ich hoffte, dass ich nach der Lektüre in der Lage sein würde, einen Teilzeitjob zu übernehmen. Haben Sie es gelesen? Es ist so deprimierend. Es hat mich schrecklich zurückgeworfen. Ich habe dem Buch zwei Sterne gegeben, obwohl ich es überhaupt nicht gern gelesen habe, aber ich bin ja

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