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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hinzu. »Ich glaube, das machen sie da nicht. Aber sie föhnen es, so wie du es magst.«
    »Damit es Fülle bekommt«, sagte ich besorgt.
    »Ja, damit es Fülle bekommt, das habe ich ihr gesagt.«
    »Und was ist mit den Nägeln? Ich kann sie mir nicht selbst lackieren, ich beschmiere mich immer mit Nagellack.«
    »Ich kann Blanaid bitten, noch einen Termin für Maniküre zu vereinbaren. Oder ich mache es.«
    »Du, Anton Carolan?«
    »Ja, ich. Als kleiner Junge habe ich meine Zinnsoldaten ziemlich gut angemalt. Damals haben mich alle für komisch gehalten, aber ich wusste, dass es sich irgendwann mal auszahlen würde. Außerdem habe ich die Furry Freak Brothers auf mein Auto gemalt. Ich hatte mir das Bein gebrochen und konnte nicht mit dem Rad auf der Straße sein, deshalb habe ich angefangen zu malen. Ich kann dir die Nägel lackieren.«
    »Sehr gut!«
    Der Stiefelkauf ging ohne Schwierigkeiten über die Bühne – es war unser Glückstag –, und wir machten uns auf den Weg. Im Erdgeschoss kamen wir durch die Kosmetikabteilung und wurden von einem Mädchen angehalten, das fragte, ob ich mein Make-up erneuert haben wollte. Ich eilte weiter; ich sah das Tageslicht. Diese Frauen machten mir Angst, obwohl sie mich normalerweise übersahen.
    »Lily«, rief Anton, »möchtest du dich schminken lassen?«
    Ich schüttelte erregt den Kopf und sagte tonlos »Nein!«
    »Komm doch mal«, redete er mir zu. »Lass uns mal sehen, was sie …« Er guckte auf das Namensschild. »… was Ruby anzubieten hat.«
    Gegen meinen Willen saß ich plötzlich auf einem hohen Hocker, während Ruby mir mit einem Wattebällchen über das Gesicht fuhr und die Vorübergehenden schmunzelten.
    »Sie haben gute Haut«, sagte Ruby.
    »Das stimmt«, sagte Anton und strahlte. »Das ist größtenteils mein Verdienst. Ich kaufe ihr die Sachen.«
    »Welche Produkte benutzen Sie normalerweise?«, fragte Ruby.
    »Jo Malone«, antwortete Anton. »Prescriptives oder Clinique. Aber die Sachen von Clinique kaufe ich nicht für sie, die bekommt sie als Proben von ihrer Freundin Irina.«
    »Ich trage eine helle Grundierung auf«, sagte Ruby.
    »Gut«, sagte ich. Eine Grundierung, hell oder dunkel, war gut. Mitten im Kaufhaus zu sitzen, mit einem nackten Gesicht, war zu schrecklich. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit würde jemand vorbeikommen, den ich kannte. Gemma, schoss es mir durch den Kopf, obwohl Gemma in Dublin lebte.
    »Du siehst hübsch aus, Schatz«, sagte Anton zu mir, und zu Ruby: »Sie ist am Freitag in Elevenses , wahrscheinlich trägt sie dieses Top. Haben Sie etwas, was ihre Schultern glänzend macht?«
    Ruby holte eine funkelnde Dose und eine dicke Make-up-Bürste zum Vorschein und behandelte meine Schultern damit.
    »Das müssen wir nehmen«, sagte Anton. »Und das rosa Zeug und den dünnen Lidstrich, damit Lily das zu Hause selbst machen kann.« Zu mir sagte er: »Das ist eine Investition.«
    Ich sah ihn an. Es war keine Investition, aber ich war in der richtigen Stimmung und sah darüber hinweg.
    »Möchtest du sonst noch etwas?«, fragte er.
    »Vielleicht die Grundierung«, sagte ich zaghaft. »Und ich mochte das Lipgloss.«
    »Also die beiden«, sagte Anton. »Und legen Sie den Mascara dazu, warum auch nicht? – Sie hat sich solche Mühe gegeben«, sagte Anton leise zu mir, als Ruby sich hinkauerte und die Sachen aus dem Schrank holte. »Es wäre eine Gemeinheit, nichts zu kaufen.«
    Bevor Ruby unsere Tüte zumachte, warf sie ein paar Proben hinein.
    »Das ist ja fantastisch«, sagte Anton. »Das ist so freundlich von Ihnen.«
    »Oh.« Ruby schien von dem Ausmaß seiner Dankbarkeit überrascht. »Möchten Sie noch ein paar?« Sie nahm eine ganze Hand voll und warf sie in die Tüte. Ich lächelte vor mich hin.
    Anton war so arglos, und ich liebte es, zu sehen, wie die Menschen ihn liebten. Er flirtete ohne Unterlass, aber nie mit Berechnung.
    Ruby reichte uns die glänzende Tüte, und wir verließen das Geschäft.
    Ich war in Hochstimmung: Ich hatte eingekauft, ich sah gut aus, ich gefiel mir in meinem neuen, staubfreien Staat.
    »Ich habe gar keine Lust, nach Hause zu gehen.«
    »Wir gehen auch nicht nach Hause. Zulema macht heute Dienst. Und wir, du und ich, wir gehen aus.«
    Er nahm mich mit in einen Club in Soho, wo er alle zu kennen schien, aber wir setzten uns in eine abgeschiedene, ledergepolsterte Nische, wo niemand uns behelligte. Anton fragte mich nicht, was ich trinken wollte, es bestand kein Zweifel, dass wir Champagner

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