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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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bestellen würden. Da saß ich, in meinen neuen, glänzenden Sachen und mit meinem neuen, glänzenden Gesicht, und vergaß, vorübergehend wenigstens, unser kaputtes Haus, den knirschenden Zucker auf den Fußböden und die bedrohliche Lage, die Gemma heraufbeschworen hatte.
     
    Der hippe Friseur in Soho gab meinem Haar wunderbare Fülle, Anton lackierte mir die Nägel, und meine neuen Sachen und die Stiefel waren perfekt.
    Ich entdeckte erst in letzter Minute, dass ich in Elevenses auftreten sollte, weil sie eine Sendung über Raubüberfälle machten. Es ging überhaupt nicht um mich oder mein Buch, ich sollte nur erzählen, wie schlimm der Überfall gewesen war.
    »Mussten Sie anschließend ins Krankenhaus?«, fragte eine der verständnisvollen Damen, die mich interviewten, in einem übertrieben teilnahmsvollen Ton.
    »Nein.«
    »Nein? Oje.« Sie war so enttäuscht, dass ich erzählte, ich hätte Angst vor einer Fehlgeburt gehabt, und das machte sie etwas glücklicher.
    Anschließend hatte ich eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter von Viv, Baz und Jez, die erklärten, sie seien sehr stolz auf mich, und eine von Debs, in der sie sagte: »Ich weiß ja, dass ihr knapp bei Kasse seid, aber musstest du wirklich ein Hemd mit Löchern tragen?« Womit sie mein fabelhaftes Top meinte.
    »Hahaha«, lachte sie dann.
    28
    Im September nahm unser Schicksal positive wie negative Wendungen.
    Anton und Mikey hatten den Sommer über einen großen, bombigen Deal zusammengebastelt – ein scharfes Drehbuch, Finanzierung von drei verlässlichen Quellen, Zusagen von der jungen, angesagten Schauspielerin Chloe Drew und dem megahippen Regisseur Sureta Pavel. Dieser Vertrag würde Eye-Kon groß machen, alles fügte sich zufrieden stellend, die Verträge waren unterschriftsreif, als das Drehbuch plötzlich in Hollywood Interesse erregte. Bevor man piep sagen konnte, war das Drehbuch zurückgezogen, und das ganze Vertragswerk brach zusammen wie ein Kartenhaus. Anton stürzte in eine tiefe Depression.
    Seine Verzweiflung mitzuerleben war richtig beängstigend, denn sein Normalzustand war ja der des unverbesserlichen Optimisten. Aber es waren zu viele fehlgeschlagene Versuche, und er konnte sich nicht wieder berappeln. Er sprach davon, dass er ein Versager sei und dass er mich und Ema enttäuscht habe, und er fing an, von einem beruflichen Neuanfang zu sprechen. »Vielleicht als Barkeeper«, sagte er, »oder Imker.«
    Das Positive an seiner finsteren, grüblerischen Verzweiflung war, dass es die Handwerker anzuspornen schien. Wir mussten sie gar nicht mehr antreiben, sie bauten drei der vier Fensterstürze ein und fingen sogar an, das Schlafzimmer zu verputzen.
    Anton blieb seinem Büro eine ganze Woche fern. »Ich kann es nicht mehr sehen«, sagte er. »Es ist so schwer, gutes Material zu bekommen, und das war unsere große Chance. Ich habe das Gefühl, dass es nie klappen wird.«
    Er verbrachte viel Zeit mit Ema. Irgendwie war es ihm gelungen, Zulema abzuschütteln. Ich vermutete – aber ich fragte ihn nicht –, dass er sie dafür bezahlt hatte, dass sie nicht kam.
    Anton stand an der Tür zu meinem Arbeitszimmer und sah zu, wie ich tippte. Mehrere Emotionen spiegelten sich auf seinem Gesicht wider. »Du arbeitest so viel«, sagte er, dann rief er: »Ema, wo bist du?«
    Ema stapfte herein, sie trug einen durchgehenden, rot-blau-gestreiften Anzug mit Knöpfen. Anton sah sie zärtlich an.
    »Du siehst aus wie ein ungarischer Gewichtheber.« Dann, ohne den Blick von ihr zu wenden: »So gegen 1953.«
    Da wusste ich, dass er dabei war, sich zu berappeln.
     
    Aber er wurde nicht mehr der Alte. Er machte zahllose Bemerkungen darüber, wie viel ich arbeitete, dass alles Geld, das reinkam, von mir verdient wurde und dass wir ohne mich und meine Arbeit nichts hätten.
    Das machte mir Angst, denn obwohl zu dem Zeitpunkt tatsächlich unser ganzes Einkommen von mir kam, betrachtete ich diesen Zustand nicht als dauerhaft. Im Gegenteil, ich hatte Anton mit all seinen Ideen und seiner Energie als denjenigen gesehen, der eines Tages genug Geld verdienen würde, um unser Einkommen zu sichern. Das Gefühl, dass alles von mir abhing – vom Haus bis zum Essen –, war mir nicht geheuer.
    Am letzten Septembertag traf mein erster Scheck für die Tantiemen für Mimis Medizin ein. Er wies eine so lächerlich hohe Summe aus – einhundertfünzigtausend Pfund – dass er mir wie ein Scherzartikel vorkam.
    Ich weinte vor Stolz. Ich nahm Mimis Medizin von

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