Neue Schuhe zum Dessert
dass auch Jojo sich hatte anstecken lassen. Sie gaben haufenweise Geld dafür aus, alle – die Buchhändler, die Leser – liebten Lily, und Glasklar war ein großartiges Buch. Es würde klappen.
Doch in letzter Minute waren Bedenken aufgekommen. Im August hatten zwei Supermarktketten, nachdem ihre Einkäufer Glasklar gelesen und festgestellt hatten, wie sehr es sich von Mimis Medizin unterschied, ihre Bestellungen halbiert. Dann war Dalkin Emery plötzlich wegen des Umschlags – der dem ersten sehr ähnlich war – in Panik geraten und hatte ihn durch einen neuen, ernsteren ersetzt.
Das Erscheinungsdatum war der fünfundzwanzigste Oktober gewesen. Erste Meldungen aus den Buchhandlungen lauteten, dass der Verkauf langsam anlief, aber diese Internetliste war der eigentliche Test.
Jojo ging die ersten zehn Titel durch: nichts. Die ersten zwanzig: nichts. Eamonn Farrell stand auf Platz 44, Marjorie Franks, eine ihrer Thrillerautorinnen, hielt seit längerem Platz 61. Aber wo war Lily? Sie ging weiter runter, weiter und weiter – und dann entdeckte sie sie, auf Platz 168. In der ersten Woche seit dem Erscheinen waren klägliche 347 Exemplare verkauft worden. Verdammt. Glasklar hätte gleich in den Top Ten landen sollen, doch anscheinend lag es wie Blei in den Regalen.
»Mimis Medizin hat auch lange gebraucht«, erinnerte Manoj sie.
»Mimis Medizin hatte keine Werbekampagne von zweihunderttausend Pfund hinter sich.«
Sie rief sofort Patrick Pilkington-Smythe, den Marketingleiter bei Dalkin Emery an, um für mehr Werbung zu plädieren. »Wir brauchen mehr Anzeigen in den Printmedien, besonders in den Sonntagszeitungen in der Zeit vor Weihnachten. Und der Preis muss runtergesetzt werden.«
»Immer langsam. Wir wollen nicht gleich wie aufgescheuchte Hühner rumlaufen«, sagte Patrick gedehnt. »Es ist noch früh. Viele neue Bücher auf dem Markt.« Gut, da mochte er Recht haben. Von September an gab es immer eine Hardcover-Schwemme auf dem Buchmarkt, alles Titel, die rechtzeitig für die Booker-Prize-Nominierungen erschienen. Ganz abgesehen von den Biografien über jede drittrangige Berühmtheit im Land, von denen man sich erhoffte, dass sie als Weihnachtsgeschenk gekauft würden. »Vor Weihnachten wird es besser.«
Jojo hatte vorgehabt, mit den Verhandlungen von Lilys neuem Vertrag eine Woche nach Erscheinen von Glasklar zu beginnen – also jetzt –, wenn alles nach Plan gegangen wäre und Lilys Stern im Zenit gestanden hätte. Jojo hatte gehofft, sie würde praktisch im Schlaf verhandeln können und müsste sich mit Dalkin Emery nur darüber einigen, ob Lilys Vorschuss obszön hoch oder nur unanständig hoch sein würde. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Das Gute war, dass Lily im Begriff war, auf eine dreiwöchige Lesereise zu gehen. Das müsste den Verkauf ankurbeln.
Sie rief Tania Teal an. Sie bemühte sich um einen optimistischen und selbstbewussten Ton und sagte: »Zeit, Tacheles zu reden. Lily Wrights neuer Vertrag. Wir können jetzt abschließen.«
»Was abschließen?«
Mist. Jojo blieb ruhig. »Ihren neuen Vertrag.«
»Ja natürlich. Ich verstehe. Sagtest du nicht, sie schreibt an einem neuen Buch? Es ist wahrscheinlich am besten, wenn ich mal einen Blick drauf werfen würde. Ich meine, bevor wir eine Summe vereinbaren.«
Das war nicht die begeisterte Reaktion, die Jojo sich erhofft hatte. War das wirklich dieselbe Person, die ihr im Mai Tag und Nacht in den Ohren gelegen hatte, weil sie einen neuen Vertrag unterschreiben wollte?
Aber sie ließ sich nicht verdrießen und sagte: »Sieben Kapitel von Lily Wrights fabelhaftem neuem Buch sind schon auf dem Weg zu dir, per Kurier. Zück schon mal das Scheckbuch!«
Mittwochabend
Nach der Arbeit traf sie sich mit Becky auf eine Pizza.
Kaum hatten sie sich gesetzt, sagte Jojo: »Soll ich dir mal was verraten? Ich bin überfällig.«
Becky wurde ganz still. »Wie lange?«
»Drei Tage. Ich weiß, das ist nichts, aber ich habe meine Periode immer sehr regelmäßig. Und ich fühle mich komisch.«
»Inwiefern komisch?«
»Irgendwie … schwindlig. Und ich habe keine Lust zu rauchen.«
»Oh, Mann.« Becky biss sich auf die Fingerknöchel. »Hast du einen Test machen lassen?«
»Heute Morgen. Negativ. Aber es ist noch früh, vielleicht zu früh.«
»Ist es denn möglich?«
»Mmmm, wir benutzen Kondome, aber es kann immer auch schief gehen. Und wir haben in der Mitte des Zyklus miteinander geschlafen. Wie leicht man sich die Daten
Weitere Kostenlose Bücher