Neue Schuhe zum Dessert
gefunden hätten.
Als ich ins Schlafzimmer ging, fiel mir auf, dass der Papierkorb in der Zeit meiner Abwesenheit nicht geleert worden war – offensichtlich war Irina meine Privatsphäre heilig.
Scheiße. Antons Brief war noch da, eine Ecke lugte aus dem Papierkorb. Ich sah ihn an, wusste nicht, was ich damit machen sollte, dann nahm ich ihn rasch und steckte ihn wieder in die Schublade mit meiner Unterwäsche. Es beunruhigte mich, dass ich den Brief nicht loswurde.
Bevor ich Jojo Ein zauberhaftes Leben gab, wollte ich es bei jemandem ausprobieren, der mir nicht schmeicheln würde, und Irina war bestens dafür geeignet. Sie las es an einem Nachmittag, dann gab sie mir das Manuskript mit unbewegter Miene zurück. »Mir gefällt nicht«, erklärte sie.
»Gut, gut«, sagte ich ermutigend.
»So viel Hoffnung. Aber anderen Leuten gefällt bestimmt.«
»Ja«, sagte ich glücklich. »Das denke ich auch.«
Gemma
Mit einem Mal war der Frühling da, und das Leben war gut. Dad war wieder zu Hause bei Mam, mein Buch würde bald erscheinen – schon jetzt war es in den Buchhandlungen an den Flughäfen, aber es war zu früh, um sagen zu können, wie es lief –, und da ich jetzt nicht mehr Mams Umzug finanzieren musste, hatte ich genug Zaster, um meine Kreditkarte auszulösen, mein Auto zu verkaufen und ein neues zu kaufen, das nicht den geballten Zorn der Männerwelt hervorrief.
Vielleicht konnte ich demnächst das tun, was Jojo getan hatte, und mich selbstständig machen. Aber weil ich auch schreiben wollte, beschloss ich, vorerst nichts zu unternehmen.
Der einzige Wermutstropfen waren meine Schuldgefühle gegenüber Johnny, dem Apotheker, was bedeutete, dass ich nicht an seinem Laden vorbeifuhr. Aber man zeige mir einen Menschen, dessen Leben völlig sorgenfrei ist, und ich zeige ihm einen Toten.
Im April, ein paar Wochen bevor mein Buch erscheinen würde, machte ich doch noch Urlaub in Antigua. Andrea kam statt Owen mit. Dann sagte Cody, er würde vielleicht auch gern kommen, und Trevor und Jennifer ebenfalls, vielleicht auch Sylvie und Niall, dann beschloss Susan, von Seattle aus dazuzukommen, und plötzlich waren wir acht. So gesehen, war eine Woche längst nicht mehr lang genug, also buchten wir noch eine Woche zusätzlich.
Noch bevor wir Dublin verließen, gab es große Aufregung. In der Buchhandlung am Flughafen drängten wir sieben uns vor ein paar ausgestellten Exemplaren von Jagd auf Regenbogen und sagten: »Ich habe gehört, das soll ein fantastisches Buch sein«, und: »Also, ich würde das Buch kaufen und es im Urlaub lesen.« Als eine Frau das Buch kaufte, sprach Cody sie an und erzählte ihr, ich sei die Autorin, und obwohl sie offensichtlich annahm, dass nichts davon wahr war, erlaubte sie mir, das Buch zu signieren, und hatte auch nichts dagegen, dass ich eine Träne zerdrückte und dass Cody das Ereignis auf Video festhielt.
Als wir an unserem Ferienort ankamen, lag eine Frau am Pool – nicht die gleiche wie am Flughafen – und las Jagd auf Regenbogen . Und sechshundertsiebenundvierzig Frauen lasen Mimis Medizin , aber das machte mir nichts aus. Ich gebe zwar zu, dass es mir jedes Mal, wenn ich jemanden mit dem Buch sah, einen kleinen Stich versetzte, aber das war nichts, womit ich nicht umgehen konnte.
Wir trafen uns mit Susan, die einen Tag zuvor aus Seattle eingetroffen war, und die nächsten beiden Wochen amüsierten wir uns vortrefflich. Die Sonne schien, wir verstanden uns untereinander prächtig, man fand immer jemanden, der mit einem spielte, aber es gab genug Platz, wenn man sich mal »zurückziehen« (schreckliches Wort) wollte. Es gab ein Spa, drei Restaurants, Wassersport und jede Menge Markenalkoholika. Ich ließ mir mehrmals Gesichtsmassagen machen, ging schnorcheln, las sechs Bücher und versuchte es mit Surfen, aber da haben sie mir erklärt, ich solle es noch mal versuchen, wenn ich nicht mit Gratis-Piña-coladas zugeknallt sei. Wir lernten lauter nette Leute kennen, und Susan, Trevor und Jennifer kamen voll auf ihre Kosten. Die meisten Nächte tanzten wir in der Disko mit mieser Musik bis zum Sonnenaufgang, aber – und das war das Beste – wir hatten am nächsten Tag keinen dicken Kopf. (Das lag an den Spirituosen.)
Dieser Urlaub war für mich der Wendepunkt. Ich glaube, ich hatte vergessen, wie man glücklich ist, und hier habe ich es wieder entdeckt. An unserem letzten Abend, als wir in der Bar am Strand saßen, dem Rauschen der Wellen zuhörten und eine kleine
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