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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Brise uns Abkühlung brachte, begriff ich, dass ich endlich frei war von der Bitterkeit, die ich so lange für Lily und Anton gehegt hatte. Und ich wollte auch nicht mehr zu Colette ins Büro fahren und sie verhöhnen. Im Gegenteil, ich hatte Verständnis für sie: Mit zwei Kindern konnte das Leben nicht leicht für sie sein, und sie musste richtig viel Pech mit Männern gehabt haben  – mehr noch als ich –, wenn sie fand, dass mein Dad ein guter Fang war. (Bei allem Respekt, er ist ein netter Mann, aber wirklich .) Ich konnte sogar meinem Dad verzeihen. Ich atmete Wohlbefinden ein und Ruhe aus und empfand Wohlwollen für meine Mitmenschen.
    Ich betrachtete die Menschen um mich herum – Andrea, Cody, Susan, Sylvie, Jennifer, Trevor, Niall und einen Kerl aus Birmingham, dessen Namen ich mir nicht gemerkt hatte und der da war, weil er glaubte, er könne bei Jennifer landen –, und ich dachte, das ist das, was ich brauche: gute Freunde, die ich liebe und von denen ich geliebt werde. Ich bin gesund, ich habe eine gut bezahlte Stelle, ich habe ein Buch geschrieben, vor mir liegt eine hoffnungsvolle Zukunft, und ich bin umgeben von Menschen, die mich lieben. Ich bin heil und vollständig.
    Ich versuchte Cody zu erklärten, wie es mir ging. »Na klar«, sagte er, »du bist mit Gratis-Piña-coladas zugeknallt.« (Es war unser Ferienslogan geworden.)
    »Du bist mit den Männern fertig«, sagte er. »Das ist nicht gut.«
    Ich versuchte zu erklären, dass ich mit ihnen nicht fertig war, sondern lediglich meine Prioritäten neu geordnet hatte, aber das gelang mir nicht besonders gut, was wahrscheinlich daran lag, dass ich mit Gratis-Piña-coladas zugeknallt war. Aber es machte nichts. Glücklich zu sein, bedeutete auch, dass es nicht so wichtig war, verstanden zu werden.

Jojo
    Jojo wachte auf – dachte die zwei Gedanken, die sie jeden Morgen dachte – und wusste, dass dieser Tag der Tag war, der eine Veränderung bringen würde.
    In der ersten Woche seit ihrem Weggang von Lipman Haigh hatte sie alle Hände voll zu tun gehabt. Das Telefon klingelte unentwegt – Autoren, die ihr mitteilten, dass sie zu Richie Gant wechseln würden, Mark, der sie anflehte zurückzukommen, Leute aus den Verlagen, die die ganze Geschichte hören wollten  –, und dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, wurde es sehr still. Fast war es wie eine Verschwörung. Die Stille war ohrenbetäubend, und die Zeit verging – sehr langsam.
    Für Jojo war es das Letzte, in ihrem Wohnzimmer zu sitzen und zu versuchen, praktisch ohne Autoren eine Literaturagentur aufzubauen. Bei der letzten Zählung hatte sie einundzwanzig von ihren neunundzwanzig Autoren an Richie Gant verloren, nur die kleinen, nicht sehr lukrativen, waren ihr geblieben.
    Es kam kein Geld herein – überhaupt keins –, und das machte sie fertig.
    Seit sie fünfzehn war, hatte sie immer gearbeitet. Nichts zu verdienen war wie Seiltanzen ohne Netz.
    Dreizehn Wochen lang war das der zweite Gedanke, den sie jeden Morgen hatte. Den ganzen Februar, den ganzen März, den ganzen April hindurch. Jetzt war es Anfang Mai, und alles war unverändert.
    Sie brauchte neue Autoren, aber niemand wusste von ihr, und natürlich schickte man ihr von der Agentur auch solche Manuskripte nicht nach, die an sie persönlich adressiert waren.
    Aufgrund eines Artikels über sie in der Times , den Magda Wyatt organisiert hatte, waren ein paar Bücher reingekommen. Die meisten waren schrecklich, aber wenigstens war sie noch im Spiel. Allerdings hatte sie bisher noch keins verkaufen können.
    Die Tage, an denen sie in ihrer Wohnung hockte und wartete, während doch nichts passierte, waren viel zu lang. Kaum ein Verleger führte sie noch zum Lunch in schicke Restaurants aus, und es war eine bewusste Entscheidung ihrerseits, nicht zu großen Branchenereignissen zu gehen, bei denen sie möglicherweise Mark treffen könnte. Andererseits konnte sie nicht alle meiden, denn sie musste den Verlagen zeigen, dass es sie noch gab.
    Sie mied sie dennoch, so weit das ging, weil ihr erster Gedanke jeden Morgen Mark galt. Noch jetzt, drei Monate nach ihrer Trennung, war der Schmerz zuweilen so groß, dass sie kaum atmen konnte.
    Aber dies war der Tag, an dem sich etwas ergeben musste.
    Das Geld war alle. Sie hatte ihre paar Aktien verkauft, eine Rentenversicherung aufgelöst und ihren Dispokredit und die Kreditkarten bis zum Anschlag belastet. Sie hatte alles aufgebraucht, sie musste die Hypothekenzahlungen

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