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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war, uns zu sehen. Das Desaster von Glasklar hatte in uns allen Spuren hinterlassen.
    Aber sie nahm mein Manuskript und versprach, es »bald« zu lesen. Dann ging ich zurück zu Irina und wartete auf Jojos Anruf. Er kam um Viertel vor acht am nächsten Morgen.
    »Herr im Himmel«, kreischte sie so laut, dass Irina es im nächsten Zimmer hörte. »Wir sitzen auf einer Bombe. Nennen Sie Ihren Preis! Wir müssen es nicht als Erstes Dalkin Emery anbieten. Die haben uns letzte Weihnachten hängen gelassen. Wir könnten es mit Thor versuchen. Die würden über Leichen gehen, um es zu bekommen, und der Verlag fährt einen Erfolg nach dem anderen ein, zurzeit. Oder wie wäre es mit …«
    Ich hatte mir einen Plan gemacht. Ich war mir nicht sicher, ob ich je wieder ein Buch schreiben würde. Anscheinend musste erst etwas Schreckliches passieren, bevor ich etwas Gutes zustande brachte, und ehrlich gesagt, ich wollte lieber glücklich sein. Und dies war meine Chance für eine Anzahlung auf eine gesicherte Zukunft.
    »Verkaufen Sie es an den Verlag, der das höchste Gebot macht«, sagte ich zu Jojo.
    »Das klingt doch gut! Ich gehe jetzt zum Kopieren, dann mache ich die Telefonate, bestelle die Kuriere, setze mich gemütlich hin und gucke zu, wie sie uns mit Geld bewerfen.«

Gemma
    Als ich zurückkam von meinem Urlaub voller Gratis-Piña-coladas, verging fast eine Woche, bevor ich meine Eltern sah – wie in der guten, alten Zeit. Als ich endlich zu ihnen fuhr, sagte Mam: »Das ist für dich gekommen.«
    Sie gab mir einen Umschlag, der mehrfach umadressiert worden war. Ursprünglich war er an Dalkin Emery gegangen, von dort an Lipman Haigh, von wo er an meine Eltern weitergesandt worden war. Aber er war mit einer irischen Briefmarke frankiert.
    »Vielleicht ein Fanbrief«, meinte Dad.
    Ich sagte nichts. Mein Erweckungserlebnis in Antigua hatte größtenteils den Übergang zurück ins richtige Leben überstanden, aber meine Gefühle für Dad waren nach wie vor getrübt.
    Ich machte den Brief auf.
     
    Liebe Gemma,
    ich wollte Ihnen nur sagen, wie sehr mir Jagd auf Regenbogen gefallen hat. (Ich habe es am Flughafen auf dem Weg nach Fuerteventura gekauft.) Herzlichen Glückwunsch zu einem gelungenen Buch. Ich war erfreut, dass Will und Izzy am Schluss zusammenfinden, nach all ihren Irrungen und Wirrungen. Eigentlich hatte ich nicht geglaubt, dass es dazu kommen würde, besonders solange der andere Mann noch im Spiel war. Ich hatte Sorgen, dass Izzy sich rächen wollte, aber jetzt bin ich überzeugt – die beiden sind ein gutes Paar.
     
    Liebe Grüße
    Johnny
     
    PS Kommen Sie doch mal vorbei. Ich habe neue Mullbinden, die Sie interessieren könnten.
     
    Johnny. Johnny der Apotheker. Ich kannte keinen anderen Johnny. Und er hatte »liebe Grüße« geschrieben. Eine riesige Erleichterung erfüllte mich. Er hatte das Buch gelesen. Er hasste mich nicht. Er hatte mir verziehen, dass ich ihn wie einen Lückenbüßer behandelt hatte. Mir war gar nicht klar geworden, wie schwer meine Verfehlung auf mir gelastet hatte.
    Er wollte mich sehen …
    Wie fand ich das? Ich fand, ich würde auf dem Weg nach Hause bei ihm vorbeifahren, das fand ich! Ich begriff, dass ich endlich bereit war. Das ganze vergangene Jahr – länger noch – war ich viel zu zornig gewesen, um die Sache mit Johnny zu verfolgen, und ich glaube, ich wollte einfach warten, bis ich wieder ich selbst war, bevor ich mich mit ihm einließ. Ich vermutete, das war der Grund, warum ich mit Owen zusammengeblieben war – solange ich bei ihm war, konnte ich mit Johnny nicht zusammenkommen. Owen hatte als eine Art Gefühlspuffer funktioniert.
    Ich hatte keine Schuldgefühle, dass ich Owen benutzt hatte; ich hatte für ihn eine ähnliche Rolle gespielt.
    Dann fiel mir das Datum auf Johnnys Brief auf: neunzehnter März, das war jetzt sechs Wochen her. Der Brief hatte so lange gebraucht, um vom Verlag zur Agentur und zu meinen Eltern zu gelangen. Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis zu gehen.
    »Was ist es denn? Ein Fanbrief?«, fragte Dad.
    »Ich muss gehen.«
    »Aber du bist gerade erst gekommen.«
    »Ich komme wieder.«
    Ich fuhr so schnell wie an dem ersten Abend vor so langer Zeit, als ich den Auftrag hatte, Medikamente für Mam zu besorgen, damit sie nicht völlig überschnappte. Ich parkte, stieß die Tür auf, und da war er, in seinem weißen Kittel, und beugte sich teilnahmsvoll über die Hand einer alten Dame und begutachtete ihr Ekzem oder was es war. Ich

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