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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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SCHLAFEN?«
    »Richtig. Furchtbar dröge.«
    Sie saßen da und schwiegen. (Ein entspanntes, freundliches Schweigen natürlich.)
    »Und die beiden Kleinen von Claudette? Wie geht es denen? Die reinsten Energiebündel in dem Alter, was?«
    »Allerdings«, sagte er düster.
    »Kleine Monster ist wahrscheinlich eher richtig.«
    »Tja.« Er sah sie überrascht an. Sie hatte sich nicht immer so unumwunden ausgedrückt.
    »Und es wird noch schlimmer. Warte nur, bis das kleine Fräulein in die Pubertät kommt! Dann wird sie dir erst richtig auf der Nase herumtanzen!«
    Noel war so schon dauernd auf Trab, und plötzlich machte ihn der Gedanke, dass er zu Colette zurückkehren müsste, regelrecht verzweifelt.
    »Ich muss gehen. Ich muss Geri von ihrem Hip-Hop-Kurs abholen.«
    Als sie im Flur waren, hätte er beinahe seine Post liegen gelassen, doch Mam erinnerte ihn daran.
    »Du würdest noch deinen Kopf liegen lassen, wenn er nicht angewachsen wäre«, sagte sie zärtlich. In dem schattigen Flur sah sie in ihrem blau-grün-gemusterten Badeanzug wie das junge Mädchen aus, das er geheiratet hatte.
    »War schön, dass du hier warst«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. »Grüß Claudette recht herzlich von mir. Und denk dran«, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Kein Wort über den Käse – ich sage nichts, wenn du nichts sagst. Dann haben wir ein Geheimnis.«

JOJO
    12
    Montagnachmittag, 14.35 Uhr
    Manoj steckte den Kopf durch die Tür. »Jojo, Keith Stein ist hier.«
    »Wer?«
    »Der Fotograf von Book News . Für die Fotos zu dem Artikel über dich.«
    »Ach so, gut. In zwei Minuten«, sagte Jojo. Sie schwang die Füße vom Schreibtisch und warf das Kreuzworträtsel, das ihr den letzten Nerv raubte, zur Seite. Sie zog den Kugelschreiber, mit dem sie ihr Haar zu einem improvisierten Knoten hochgesteckt hatte, heraus. Die kastanienroten Locken fielen ihr auf die Schultern.
    »Aber Miss Harvey, wie schön Sie sind«, sagte Manoj. »Nur dass die Wimperntusche etwas abblättert.«
    Er reichte ihr ihre Handtasche. »Unser schönstes Gesicht.«
    Jojo brauchte diese Ermutigung nicht. Jeder in der Buchbranche las den Fragebogen in Book News , es war die erste Seite, die man aufschlug.
    Sie klappte ihr Schminkkästchen auf und zog sich die Lippen mit vampirrotem Lippenstift, ihrem Erkennungszeichen, nach. Sie wünschte, es wäre nicht ihr Erkennungszeichen, sie würde liebend gern blassrosa Lipgloss tragen oder neutrale Farben. Aber einmal war sie mit »Crushed Sorbet« zur Arbeit gekommen, und die Leute hatten sie seltsam angesehen. Mark Avery hatte gesagt, sie sehe ›etwas spitz‹ aus, und Richard Gant behauptete frech, sie habe einen Kater.
    Dasselbe mit den Haaren; dies war die einzige Frisur, die ihr stand. Waren sie zu lang, dann sah sie aus wie eine ungepflegte Töpferin, waren sie zu kurz … Mit Anfang zwanzig, sie war gerade in London angekommen, hatte sie sich eine jungenhafte Kurzhaarfrisur zugelegt, und als sie damit in ein Pub ging, beäugte der Barkeeper sie misstrauisch und sagte: »Und wie alt bist du, mein Kleiner?«
    Das war das Ende des Kurzhaarexperiments – und des frischen, ungeschminkten Gesichts.
    »Mehr Wimperntusche«, regte Manoj an.
    »Du bist so schwul«, sagte Jojo nachsichtig.
    »Und du politisch unkorrekt. Ich meine es ernst mit der Wimperntusche. Zwei Wörter nur: Richie Gant. Er soll grün werden vor Neid.«
    Jojo begann mit Verve, sich die Wimpern zu tuschen.
    Nachdem sie ihr Gesicht, in verschiedene Felder unterteilt, mit Farbe versehen hatte – Rouge, Abdeckstift, Glow –, bürstete Jojo sich die Haare und war so weit.
    »Sehr sexy, Chef. Sehr noir.«
    »Schick ihn rein.«
    Keith kam, mit seiner Ausrüstung beladen, ins Büro, blieb stehen und lachte laut auf. »Sie sehen ja aus wie Jessica Rabbit!«, sagte er voller Bewunderung. »Oder dieser Rotschopf aus den Filmen der Fünfziger. Wie hieß sie noch?« Er klopfte ein paar Mal mit dem Fuß auf den Boden. »Katharine Hepburn? Nein.«
    »Spencer Tracy?«
    »War das nicht ein Typ?«
    Jojo zeigte sich gnädig. »Rita Hayworth.«
    »Genau! Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?«
    »Nein«, sagte sie lächelnd. »Niemand.« Er sah so unschuldig aus, dass es ihr schwer fiel, gemein zu sein.
    Keith packte seine Fotosachen aus, sah sich in dem kleinen Büro mit den Bücherwänden um, musterte Jojo und sah sich wieder um. »Vielleicht können wir es ein bisschen abwandeln«, überlegte er. »Statt der üblichen Komposition, wo

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