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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Konzentration durch die Liste der Produkte. »Ich habe gelesen, dass Reese Witherspoon einen hat.«
    Mam schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Wenn Reese Witherspoon sagen würde: Spring von den Klippen, würdest du das dann auch tun?«
     
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THEMA:  Ein schwarzer Tag
     
    Wir haben die letzten Schokoriegel von Dad aufgegessen. Vielleicht kann das Mam von ihrer Lethargie befreien. Oder zumindest aus ihrem Schokoriegelgrab, in dem sie sich versteckt.
    Ja, natürlich war das ein Witz über ihr verändertes Aussehen! Gott im Himmel. Ich glaube, sie hat ihren Frotteebademantel seit dem Morgen, als Dad sie verlassen hat, nicht ausgezogen, und die Porridgeschüssel hat sie seitdem auch nicht hergegeben. Was die zehn Kilo angeht, so hat sie die eher zugenommen. Sie isst die ganze Zeit Schokolade und sagt, sie »fühlt sich näher bei Dad«, wenn sie das isst, was seine Firma herstellt.
    Liebe Grüße
    Gemma
     
    PS Ich habe einen Toaster bestellt, jetzt will ich einen Barbie-Rucksack.
     
    PPS Helmut ist groß gewachsen, hat eine blonde Föhnfrisur (fast so wie Mam), Turbobräune und einen geschmeidigen Körper, den ich auf seltsame Weise abstoßend finde. Er benutzt La-Prairie-Hautcreme, die sündhaft teuer ist. Er hat eine Dose im Badezimmer stehen lassen, also habe ich davon probiert, und am nächsten Tag hat er mich zur Rede gestellt und mir mein »Stehlen«, wie er es nannte, vorgeworfen. Natürlich habe ich es geleugnet, aber er sagte, er wüsste, dass ich es war und dass meine Fingerabdrücke in der Creme zu sehen waren. Nur eine Wilde wie ich würde an seine Cremetöpfe gehen. Ich wollte von ihm nicht als Wilde tituliert werden, deswegen habe ich ihn bei Mam verpetzt. Sie saß im Bett in einem austerfarbenen seidenen Negligee und aß ihr Frühstück – eine Scheibe Toast mit einer unsichtbaren Schicht Honig. Ihr Haar und ihr Make-up waren schon gerichtet. Ich trug meine Beschwerde vor.
    »Ach, Liebling«, seufzte sie. Früher nannte sie mich nie »Liebling«. »Ich wünschte, ihr zwei würdet euch nicht immer meinetwegen in die Haare kriegen, vertragt euch doch bitte.«
    »Ich weiß gar nicht, was du an ihm findest!«
    »Tja, Liebling«, sagte sie und zog eine gezupfte Augenbraue hoch – seit wann ließ Mam sich die Augenbrauen zupfen? Seit wann zog sie eine hoch? »Sagen wir einfach, er ist … sehr, sehr gut im Bett.«
    »Das will ich gar nicht wissen! Ich bin deine Tochter.«
    Sie stieg aus dem Bett. Ihr Negligee bedeckte kaum ihren Hintern. Für eine Zweiundsechzigjährige hat sie ziemlich gute Beine. Obwohl sie angefangen hat, den Leuten zu erzählen, sie sei neunundvierzig und nächstes Jahr würde sie ihren großen runden Geburtstag feiern.
    Ich machte sie darauf aufmerksam, dass sie, wenn sie erst neunundvierzig war, mich mit sechzehn bekommen haben müsste. »Ich war eine Kindbraut, Liebling.«
    »Und Dad war erst dreizehn.«
    »Wer?« Sie lächelte zerstreut.
    »Dad. Mein Vater. Der Mann, den du geheiratet hast.«
    »Ach, der.« Sie machte eine kleine winkende Bewegung mit der Hand, die sowohl wegwerfend als auch bemitleidend war.
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    AN:   [email protected]
VON:  [email protected]
THEMA:  Ich lebe in einer Fantasiewelt
     
    Ich habe eine kleine Geschichte geschrieben. Ich dachte, vielleicht magst du sie lesen.
     
    Noel Hogan guckte sich in aller Ruhe im Fernsehen Golf an, als ein enormes Gepolter in dem Zimmer über ihm den unechten Kronleuchter zum Wackeln brachte. Geri und Robbie tobten wild im Zimmer über ihm, aber er war viel zu müde, um hochzugehen und sie zusammenzustauchen. Er könnte sowieso nichts ausrichten, sie würden ihn nur auslachen. Er konzentrierte sich wieder auf das Golfturnier und sagte sich, es sei ganz normal, dass Kinder Fernsehgeräte von ihren Etagenbetten runterschmissen.
    Colette hatte ihn mit den Kindern allein gelassen und war in die Stadt gegangen. Sie hatte gesagt, so könnten er und die kleinen gestörten Bastarde (seine Worte, nicht ihre) mal unter sich sein, aber er wurde den Verdacht nicht los, dass sie einfach einen Einkaufsbummel machen wollte, ohne die Kinder dauernd mit sich zerren zu müssen.
    Nach einer Weile bemerkte er, dass das Gepolter aufgehört hatte. Verdammt. Was sollte das heißen? Sein Herz setzte einen Schlag aus, als die Tür aufging und Robbie und Geri ins Zimmer schlichen. Die reine Bosheit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Komisch, die beiden waren ihrer Mutter

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