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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wie aus dem Gesicht geschnitten, aber Colette sah nicht böse aus. War sie vielleicht doch böse …?
    Geri schnappte sich die Fernbedienung und wechselte das Programm.
    »Ich wollte das sehen«, sagte Noel.
    »Pech gehabt. Das ist nicht dein Haus.«
    Geri zappte durch die Programme, überging die interessanten Sachen, bis sie etwas fand, was wohl das Staatsbegräbnis von einem Kardinal war; andächtig und trauervoll.
    Sie saßen schweigend und hörten sich den monotonen Gesang an, bis Robbie sagte: »Wir finden dich doof.«
    »Ja, du bist nicht unser Dad.«
    »Eher unser Grandad, nur älter.«
    Wieder Schweigen. Noel konnte nicht sagen, dass er sie auch doof fand. Er versuchte immer noch, ihre Zuneigung zu gewinnen.
    »Sie ist in der Stadt und gibt dein Geld aus«, sagte Geri. »Das ist der einzige Grund, warum sie mit dir zusammen ist. Sie kauft schöne Sachen, für sich und für mich und Robbie und für unseren Dad. Und wenn das ganze Geld weg ist, dann macht sie mit dir Schluss. Falls du dann noch lebst.«
    Es schien etwas dran zu sein an Geris hässlicher Bemerkung: Colette brachte die grünen Scheine in atemberaubender Geschwindigkeit durch.
    »Hier ist Schokolade für euch.« Alle Kinder mochten Schokolade.
    »Nee, das Zeug ist doch abscheulich. Wir mögen nur Ferrero Rochers.«
    Endlich hörte er Colettes Schlüssel in der Tür. Gott sei Dank. Sie kam rein und warf dutzende, so schien es ihm, Marks-&-Spencer-Tüten auf den Tisch.
    »Hallo, Schatz.« Sie küsste ihn auf die Nase. »Ich habe«, sagte sie neckend, »ein kleines Geschenk für dich.«
    Schweinepastete, dachte Noel. Bei Marks & Spencer gab es die beste überhaupt, nicht die kalorienarme. Was für eine Frau! Er hatte Recht gehabt, seine hübsche, treue Ehefrau nach fünfunddreißig Jahren Ehe zu verlassen und zu Colette zu ziehen.
    Colette griff in eine Tüte und zog langsam etwas heraus. Es knisterte wie die Verpackung der Schweinepasteten – aber es waren keine. Es war ein BH. Nylon, schwarz und türkis. Heiß. Dann fuhr ihre Hand wieder in die Tüte und kam mit einem passenden Höschen heraus.
    »Nettes Höschen«, sagte er gutmütig.
    »Kein Höschen.« Neckisch warf Colette ihm das Nichts aus Spitze zu und drapierte es ihm auf dem Kopf, was seine quer gekämmte Strähne durcheinander brachte und die dünnen Schläfenhaare ganz elektrisch auflud. »Ein Tangaslip !«
    Ein Tangaslip. Noel wusste, was ein Tangaslip bedeutete. Es bedeutete, dass sie heute Abend vögeln wollte. Schon wieder. Aber zuerst müssten sie die Modenschau machen, bei der sie mit ihren hübschen Höschen auf und ab ging und ihren Po rausstreckte und um die Hosenpresse tänzelte, weil sie keinen Totempfahl hatten. Jeden Abend das Gleiche.
    Sie war unersättlich und er wie ausgelutscht.
    »Ist noch was in der Tüte?«, fragte er. Ganz hatte er die Hoffnung auf die Schweinepastete noch nicht aufgegeben.
    »Aber natürlich!« Sie brachte einen passenden Straps zum Vorschein.
    Noel nickte unglücklich. Es war verrückt von ihm, zu denken, dass sie ihm Schweinepastete mitgebracht haben könnte. Sie würde ihm nie wieder gestatten, eine zu essen. Sie hatte gesagt, er sei alt und verbraucht und seine Arterien seien verstopft.
    Aber diese gesunde, fettarme Diät, die sie ihm verordnet hatte, brachte ihn noch um.
    ENDE
    Wie findest du das? So könnte es doch sein, oder? Wäre das nicht toll? Wenn er doch bloß wieder nach Hause kommen würde.
     
     
    Und wieder musste ich mich aufmachen zu Johnny, dem Apotheker. Er unterhielt sich mit einer Frau, die etwas gegen einen hartnäckigen Husten brauchte.
    »Hier kommt Gemma, die weiß das bestimmt.«
    »Was weiß ich?«
    »Wie viel Geld sollte man dabei haben für ein Wochenende in Paris?«
    »Reichlich«, sagte ich. »Massenhaft.«
    »Er meint, vierhundert«, sagte die Hüstelfrau und zeigte mit dem Kopf auf Johnny.
    »Ach, mindestens. In Paris gibt es wunderhübsche Schuhe. Und Schmuck. Und Klamotten. Und dann will man essen gehen.« Oh, Mann. »Ich würde wahnsinnig gern nach Paris fahren.«
    »Ich auch«, sagte Johnny.
    Unsere Blicke begegneten sich. »Ich lade Sie ein«, sagte er. »Zwei Wochen Paris.«
    »Geht auch ein Monat?« Und dann krümmten wir uns beide vor Lachen. Die Hüstelfrau sah uns lächelnd an. Aber als Johnny und ich uns beruhigt hatten und uns ansahen, mussten wir von neuem lachen, und ihr Lächeln verschwand. »Was gibt es da zu lachen?«
    »Nichts«, keuchte Johnny. »Gar nichts.« Genau das war der

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