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neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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Das kannte sich mit den Arbeitsabläufen auf der Farm gut aus. Er rief einen Vorarbeiter, der die beiden Männer auf ihrem Rundgang begleitete, ein kluger junger Mann, kaum älter als ein Student, der schweigen mußte, während Bihari Das Tatsachen und Zahlen herunterrasselte. Mit besonderem Stolz bekam Slansky einen kleinen Weingarten vorgeführt.
    »Aus einem Morgen Wein sind fünfzehntausend Rupien Gewinn herauszuholen«, sagte der Vorarbeiter stolz.
    »Oh, natürlich nicht alles Gewinn«, sagte Bihari Das hastig.
    Warum sollte es mir etwas ausmachen, wieviel du verdienst? Was passiert mit uns, wenn die Russen bleiben? Die alte Zensur von neuem, die unterdrückte Wahrheit, die Ungewißheit, ob dein Kollege ein Freund oder Feind ist. Das alte schwerfällige Korruptionssystem, das die einzige Möglichkeit bot, an die nötige Ausrüstung heranzukommen. Und du, mein Liebling, die du unsere Zukunft trägst – wir hatten gehofft, den Kommunismus befreit zu sehen von seiner alten stalinistischen Paranoia-Zwangsjacke …
    Sie gingen endlich zurück, schweigend, durch die Mauer in den Garten. Ehe er das Tor hinter ihnen schloß, nahm der alte Wächter seinen kleinen Freund auf und drückte seine gesprungenen Lippen so liebevoll auf die Wange des Kleinen, daß seine Brille auf der Nase hochgeschoben wurde. Als der Junge abgesetzt war, rannte er auf dem Pfad davon und rief seiner Mutter zu: »Mutter, Mutter, jetzt bin ich endlich fertig zum Schlafen!«
    Und der Traktor war ein russisches Modell, ein Belarus, in Minsk hergestellt. Davon habe ich schon viele in den lehmigen Feldern Böhmens oder Mährens pflügen sehen. Und nicht einmal so gut wie unsere tschechischen Traktoren …
    »Antonin, du weißt, daß ich viel zu tun habe – nachmittags Gastgeber, Bauer am Abend und morgen wieder Künstler. Ich fliege nach Agra, um dort weiter zu drehen, und ich hatte gehofft, daß du mich begleitest. Wir müssen uns also verabschieden. Mein Sekretär wird dir gleich morgen früh die Flugkarte übermitteln. Die Ereignisse in deinem Land tun mir natürlich sehr leid, und ich hoffe, daß du wiederkommen kannst, wenn sich die Lage hier beruhigt hat.«
    »Das hoffe ich auch, Sadal, und beim nächstenmal bringe ich Gordana mit. Ich hoffe dann auch ein etwas aufgeschlossenerer Gast zu sein. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft. Bitte sag mir noch eins, ehe du gehst …«
    »Ja, ja, natürlich.«
    »Wer ist der Gast in dem Appartement unter mir?«
    Langsam zeigte sich wieder das berühmte Lächeln, äußerte sich in den Augenfältchen und den vollkommenen Zähnen. Du hast gesagt, er sei der bestaussehende Mann der Welt, als ich dich ihm in Prag vorstellte, aber ich glaube, sein Lächeln würde dich heute nicht ganz so für ihn einnehmen, mein Liebes.
    »Er wird dich nicht stören, Antonin. Er legt sich sofort nach dem Essen schlafen und bricht vor Morgengrauen auf.«
    »Noch ein Gast, der nicht bei der Party war?«
    »Weil er nicht gerade eingeladen war, verstehst du, mein Lieber, er ist mehr ein Geschäftsfreund, Eine Art Vertreter, der lukrative Geschäfte mit den Großbauern des Delhi-Gebietes abschließt.«
    »Er ist Russe, nicht wahr?«
    Das Lächeln erlosch und kehrte zurück.
    »Er ist Geschäftsmann, wie ich schon sagte. Er ist müde wie du und spricht kein Englisch, nur Hindi, also könntest du dich mit ihm nicht unterhalten. Du solltest ihn in Ruhe lassen und dich früh schlafen legen. Immerhin mußt du morgen ziemlich früh wieder heraus.«
    »Er ist also Russe!«
    »Nur ein Geschäftsmann aus Moskau.«
    In der Tür des Privathotels gaben sie sich die Hand. Winkend, lächelnd. Bihari Das ging die Treppe hinab zu seinem Wagen, neben dem ein Chauffeur geduldig wartete. Slansky schloß die Hoteltür und blieb einen Augenblick in der Vorhalle stehen. Er zitterte. Der Mann am Empfangstisch beobachtete ihn höflich.
    »Gute Nacht«, sagte Slansky und machte Anstalten, nach oben zu gehen, die düsteren Marmorstufen hinauf; er sah zu, wie seine Füße über den Teppich schritten.
    Mit schnellen Bewegungen ging er auf den Balkon und schaute hinab. Die Veranda des Russen lag unmittelbar unter ihm. Er beugte sich hinüber, hing einen Augenblick am Geländer, ließ sich fallen. Aus seinem vollgestellten Zimmer fragte der Russe: »Wer ist da?« Eine alte Stehlampe warf Licht und Schatten auf sein Gesicht. Er saß in Hemdsärmeln an einem Tisch und schrieb. Ich zog meine Pistole und betrat das Zimmer. »Sie sind also der Bursche, der Bihari

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