Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
treffen«, hatte der Stabs-unteroffzier gesagt, »immer geradeaus«, aber geradeaus war niemand zu sehen, der Wald war düster und still, und bis zur anderen Seite war es weit, und Frank beschloß, es mal mit etwas anderem als der niedrigsten Gangart zu versuchen. Er nahm das Gewehr in die Faust und lief geduckt hinter den nächsten Baum. Dabei fiel ihm der Stahlhelm vom Kopf. Er hob ihn auf, behielt ihn in der Hand und hüpfte schnell hinter den nächsten Baum und dann wieder ein Stückchen weiter hinter den nächsten, die Bäume standen hier dicht an dicht, und Frank schlängelte sich schließlich zwischen ihnen hindurch wie durch Slalomstangen. Zu schnell darf man auch nicht sein, dann fällt das auf, dachte er und ging in die Hocke und verschnaufte ein wenig. Bis zum anderen Ende des Waldes waren es jetzt noch ungefähr hundert Meter, und Frank beschloß, die nächsten fünfzig Meter noch zu laufen und sich dann vorsichtshalber wieder auf den Boden zu legen und zu kriechen.Er eilte geduckt zum nächsten Baum. Hinter dem sprang Feldwebel Meyer hervor und brüllte ihn an. Frank zuckte zusammen, er erschreckte sich so dermaßen mordsmäßig, daß er dem Feldwebel im Affekt fast eine runtergehauen hätte, nahe genug war der Feldwebel dafür, er landete genau vor Frank und brüllte so laut, daß Frank die einzelnen Worte auf diese kurze Entfernung schon gar nicht mehr verstehen konnte, aber das war auch nicht nötig, er wußte ja, worum es ging, er sollte nicht laufen, sondern kriechen, aber er lief trotzdem noch ein paar Schritte, einfach nur, um dem Gebrüll zu entkommen, das genau das Gebrüll war, das er die ganze Zeit vom Kornfeld aus immer wieder gehört hatte, und der Feldwebel kam hinterher und brüllte weiter, und Frank warf sich auf die Erde, setzte sich den Stahlhelm auf und kroch auf dem Boden weiter, nur weg hier, dachte er, während das Gebrüll des Feldwebels ihm nachfolgte, er kroch und kroch so schnell es ging und atmete erst ein bißchen auf, als das Gebrüll verstummte, warum auch immer.
    Hat sich also auch das aufgeklärt, dachte Frank, dem immer noch das Herz bis zum Halse schlug, kriechend, Arschloch, Arschloch, Arschloch, dachte er. Aber dann hatte er eine Idee. Sie hatte mit dem Verweigerungsantrag in seiner Tasche und Feldwebel Meyer zu tun. Das würde ihn aus der Bahn werfen, dachte er, das wäre die einzige und nie mehr wiederkehrende Gelegenheit, Feldwebel Meyer eine zu verpassen, dachte er, und dieser Gedanke hatte etwas so Unwiderstehliches, daß er den mahnenden Stimmen unter seinen verwirrten Gedanken zum Trotz umkehrte und zu Feldwebel Meyer zurückkroch.
    »Feldwebel Meyer«, rief Frank halblaut, als er nur noch wenige Meter von dem Vorgesetzten entfernt war, der wieder hinter seinem Baum stand und nach dem nächsten Kameraden Ausschau hielt.
    Der Feldwebel zuckte zusammen und fuhr herum.
    »Ruhe«, preßte er leise hervor. »Was wollen Sie denn?«
    Frank stand auf. »Ich wollte …« Er verstummte. Es ist doch keine so gute Idee, dachte er plötzlich, es wäre ein Fehler!
    »Was wollten Sie?« Feldwebel Meyer sah ihn nicht eigentlich böse an, eher schon ein bißchen besorgt. »Geht’s Ihnen nicht gut, oder was?«
    »Ich habe noch was vergessen«, sagte Frank, um etwas Zeit zu gewinnen. Es ist keine gute Idee, dachte er, das ist unernst, ein billiger Triumph, der sich später rächt. »Ich wollte, äh … « »Was haben Sie vergessen?«
    »Äh …«
    »Sind Sie verrückt geworden, Lehmann«, preßte Feldwebel Meyer leise hervor. »Hauen Sie ab.«
    In diesem Moment kroch POA Neuhaus an ihnen vorbei. Er sah sie, stand auf, grüßte und sagte: »Pionier OA Neuhaus, ich melde, die Kompanie hat … «
    »Halten Sie die Klappe und kriechen Sie weiter, Neuhaus«, brüllte Feldwebel Meyer ihn an. Neuhaus zuckte zusammen. »Diese Richtung hundertfünzig, da können Sie Ihre Meldung loswerden, nicht bei mir, kennen Sie Ihre Befehle nicht, Neuhaus?«
    »Ich dachte …« Neuhaus stutzte. Er sah Frank an, dann den Feldwebel, dann wieder Frank, und dann grüßte er und sagte: »Pionier OA Neuhaus, ich melde mich ab.«
    »Ja, ja, hauen Sie ab, Neuhaus«, sagte der Feldwebel. Dann schaute er Frank an. »Und Sie?«
    Neuhaus stand noch immer bei ihnen und sah ihnen neugierig zu.
    »Neuhaus, hauen Sie ab, oder Sie werden nie Offizier, das schwöre ich Ihnen.«
    Neuhaus warf sich auf den Boden und schlängelte davon.
    »Was wollen Sie denn nun?« wandte sich der Feldwebel an Frank, und es klang

Weitere Kostenlose Bücher