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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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durchaus zivil und freundlich. Er muß zwischendurch nur mal ein bißchen brüllen können, dann geht’s gleich wieder, dachte Frank.
    »Ich wollte eigentlich auch bloß melden, daß die Kompanie ihren Gefechtsraum bezogen hat«, sagte er und war erleichtert, daß ihm diese Möglichkeit, aus der Sache heil wieder rauszukommen, dank Neuhaus noch in den Sinn gekommen war. »Das hatte ich ja vorhin vergessen.«
    »Hauen Sie ab«, sagte Feldwebel Meyer, »hauen Sie bloß ab, Lehmann, und wenn Sie nicht in einer Sekunde weg sind, dann vergesse ich mich.«
    Frank ging zu Boden und kroch von dem Feldwebel weg.
    Weiter vorn sah er Neuhaus aus dem Wald heraus und ins nächste Kornfeld hineinkriechen. Es wäre ein Fehler gewesen, dem Feldwebel den Zettel zu geben, dachte er, ein schlimmer Fehler, vielleicht zuerst ein großer Lacher, aber später dann umso bereuenswerter, dachte er, man darf sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen, dachte er, man darf nicht um einer Feldwebelverarschung willen das große Ganze aus dem Auge verlieren. Noch vierundzwanzig Stunden, dachte er, dann ist das hier vorbei. Und dann, dachte er, während er weiterkroch, Neuhaus hinterher, zum in der Sonne leuchtenden, windgestreichelten Kornfeld hinüber, dann wird verweigert, Kameraden, daß die Schwarte kracht.
    Vierundzwanzig Stunden später, als sie nach einer Nacht im Zelt und vielen weiteren Übungen endlich wieder in der Kaserne waren, kamen Frank aber doch einige Zweifel. Nicht darüber, daß er verweigern sollte, das, dachte er, während er, in der Stube sitzend, mit Waffenöl, Docht und Kette sein Gewehr reinigte, ist abgemachte Sache. Aber der von ihm am Sonntag mit dem entsprechenden Datum getippte Brief schien ihm dafür untauglich, das überzeugt nicht, dachte er, den Brief hätte man sofort abgeben müssen, das kommt unernst rüber, wenn man eine Verweigerung vier Tage später abgibt, als sie datiert ist, dachte er, da lachen sie einen gleich aus. Und deshalb beschloß er, den Brief mit dem Datum des heutigen Donnerstags noch einmal abzuschreiben und am Freitagmorgen abzugeben. Soviel Einsatz muß sein, dachte er, und bis Montag darf man damit nicht warten, sonst schlafft man wieder ab, und dann wird das nie was, das muß jetzt raus, das muß festgeklopft werden, vollendete Tatsachen müssen geschaffen werden, dachte er, während er mit dem Fingernagel im Rohr vor dem Verschluß des Gewehrs nachprüfte, ob an der Stelle, an der die Fahnenjunker immer nachprüften, ob alles sauber war, auch alles sauber war.
    Etwa eine Stunde später, es war etwa acht Uhr am Abend, hatten sie frei. Hoppe, Schmidt und Leppert wollten noch einmal schnell ins Outpost gehen. »Bloß raus aus der Scheiße«, sagte Hoppe, »Happy Hour ist zu spät, aber scheißegal«, und Frank lehnte dankend ab, als sie ihn fragten, ob er mitkäme, was sie schade fanden. »Zu viert ist besser als zu dritt«, sagte Hoppe, und Frank hatte ein schlechtes Gewissen, nicht nur, weil er nicht mitkam, sondern auch, weil er zur selben Zeit sogar dafür sorgen wollte, daß er überhaupt nie mehr mit ihnen ins Outpost gehen mußte.
    Denn so könnte man es natürlich auch sehen: daß ich sie im Stich lasse, dachte er, als er ins Mannschaftsheim ging, um sich dort einen Kugelschreiber und einen Block Papier zu kaufen, sie führten dort solche Sachen, und Frank war etwas aufgeregt, als er danach verlangte, darauf kommt jetzt keiner, dachte er und schaute sich im Mannschaftsheim um, daß hier einer Schreibkram kauft, um einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu schreiben, das haben sie nicht auf der Rechnung, dachte er, einen Brief an Mutti oder so, zum Geburtstag vielleicht, dachte er, aber nicht das. Es war nicht viel los im Mannschaftsheim, nur in der Ecke lärmten wieder die Vizes von neulich, aber sie beachteten ihn nicht, wer merkt sich schon das Gesicht eines Schnüffels, dachte Frank und setzte sich dennoch vorsichtshalber so weit wie möglich von ihnen weg. Außerdem hatte er sich, um nicht aufzufallen und weil sich das natürlich so gehörte, zusammen mit Stift und Papier auch ein Bier geben lassen, und davon trank er erst einmal die Hälfte, bevor er den Schreibblock aufschlug, die Vorlage aus der Tasche zog, sie entfaltete und den Text noch einmal abzuschreiben begann.
    Leider schrieb der Kugelschreiber nicht so gut, deshalb mußte er aufstehen und ihn gegen einen anderen eintauschen. Der Wirt des Mannschaftsheims guckte ein wenig böse, und um ihn gnädiger zu stimmen

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