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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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hätte dich ja angerufen«, schnaufte sein Bruder, »aber du hast ja kein Telefon. Warum eigentlich nicht?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Frank. »Außerdem habe ich jetzt mal was gefragt.«
    »Ach so«, sagte sein Bruder, »ich hab hier ein paar Termine wegen einer Ausstellung.«
    »Was für eine Ausstellung?«
    »Im Sankt-Jürgen-Krankenhaus.«
    Frank mußte lachen. »Im Sankt-Jürgen-Krankenhaus? Du willst deinen Kram in einem Krankenhaus ausstellen?«
    »Wieso denn nicht?« sagte Karl.
    »Ich dachte, du bist da so ‘ne große Kunstnummer in Berlin«, ging Frank auf den anderen gar nicht ein. »Wieso mußt du dann deinen Kram in ein Krankenhaus bringen?«
    »In Berlin ja«, sagte sein Bruder, und Frank hatte das Gefühl, daß sein Bruder das Thema genausowenig mochte wie er, Frank, das mit dem Klo.
    »Ich finde das gut«, sagte Karl, »das ist doch mal was ganz Neues, Ausstellungen im Krankenhaus. Das ist doch ein geniales Konzept.«
    »Wir müssen leider gleich weiter«, sagte sein Bruder, »wir müssen noch zu einem Galeristen in die Innenstadt. Ich wollte eigentlich nur kurz bei dir vorbeikommen und fragen, wann du mal Zeit hast, ich meine, daß wir mal einen trinken oder so.«
    »Okay«, sagte Frank, dem das alles ziemlich komisch vorkam. Er öffnete mit der Zange die Tür zur Wohnung. »Dann mal rein hier.«
    Sie betraten den Wohnungsflur, der zu gleichen Teilen von Punkmusik, die aus Wollis Zimmer kam, und irgendwelcher Popmusik mit Frauenstimme, wahrscheinlich Kate Bush, im Zweifel ist es immer Kate Bush, dachte Frank, die aus Martin Klapps Zimmer heraustönte, beschallt wurde, wodurch Frank sofort wußte, wer mindestens alles zu Hause war. Er ging schnell in sein Zimmer, um sich umzuziehen. Manfred und sein Kumpel blieben in der Tür stehen. Halb sahen sie ihm beim Umziehen zu, halb schauten sie sich im Flur um.
    »Ich bin gleich fertig, dann können wir ja wieder rausgehen«, rief er den beiden zu, damit sie sich gar nicht erst breitmachten, am Ende noch irgendwo hinsetzten, je schnel-ler wir hier wieder raus sind, desto besser, dachte Frank.
    »Was ist das für Musik?« rief sein Bruder.
    »Punkmusik«, rief Frank zurück. »Und das andere ist wahrscheinlich Kate Bush, ich hab da keine Ahnung von.«
    »Und hier kannst du wohnen?« rief sein Bruder.
    Frank ging darauf nicht ein.
    »Hey, Freddie, schau dir das mal an«, rief Karl.
    Frank zog sich fertig um und ging ebenfalls wieder hinaus auf den Flur. Er fand seinen Bruder und dessen Kumpel vor dem Stück Tapete, das er seinerzeit mit Martin Klapp zusammen im Flur aufgeklebt hatte.
    »Mann«, rief Karl.
    »Nicht schlecht, Frankie«, sagte Franks Bruder. »Wer hat denn das gemacht?«
    »Wieso?« fragte Frank. Die Tapete war mittlerweile mit allerhand Zeichnungen und kleinen Klosprüchen und dergleichen bekritzelt, das hatte sich mit der Zeit so ergeben.
    »Das ist stark«, sagte Manfred. Er fummelte ein bißchen an einer Ecke der Tapete. »Ist das fest verklebt, oder kann man das abmachen?«
    »Das ist fest verklebt«, sagte Frank. »Da garantier ich für.«
    »Stark«, sagte Karl. Er zeigte auf eine kleine pornografische Kritzelei. »Schau mal das hier, Freddie, das ist ja wie von der Endart-Galerie!«
    »Okay, Leute, verarschen kann ich mich auch alleine«, sagte Frank.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Küche, und Mike, der Punk mit dem Irokesenschnitt, kam heraus. Er trug eine Schürze und hielt ein Backblech mit Keksen in der Hand, damit verschwand er in Wollis Zimmer. Als er das tat, sahen Frank, sein Bruder und dessen Kumpel durch die geöffnete Tür, daß dahinter die gewohnten fünf bis sechs Punks auf dem Boden hockten und Bier tranken.
    »Habe ich das eben wirklich gesehen?« fragte Manfred.
    »Hat der dich eben wirklich Freddie genannt?« lenkte Frank mit einer Gegenfrage ab.
    »Hatte der da eben selbstgebackene Kekse?«
    In diesem Moment kam Martin Klapp aus seinem Zimmer.
    »Hallo Frankie«, sagte er. »Was liegt an?«
    »Wieso, was soll anliegen?« sagte Frank. »Meinen Bruder kennst du ja noch, oder?«
    »Nein!« sagte Franks Bruder affektiert, »bist du etwa Martin Klapp?«
    »Ja«, sagte Martin Klapp uninteressiert. »Alles klar.«
    »Mein Gott, was bist du groß geworden«, sagte Franks Bruder.
    »Alles klar«, sagte Martin Klapp.
    »Was ist das denn?« fragte Frank und zeigte auf das, was Martin Klapp in der Hand hielt. Im Halbdunkel des Flurs war es nicht genau zu erkennen.
    »Eine Axt«, sagte Martin Klapp.

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