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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Dienstausweis abschrieb.
    »Wieso?«
    »Wieso was?«
    »Wieso haben Sie sich das schon gedacht?«
    »Nun werden Sie mal nicht frech, Kamerad, das gibt so schon genug Ärger für Sie, da wird Ihr Spieß sich freuen, es ist ja nicht nur die Grünzeugkarte, die fehlt, bei Ihnen stimmt ja gar nichts. Stopfen Sie sich erst mal das Hemd in die Hose. Haben Sie keine Kopfbedeckung dabei?«
    »Doch.« Frank zog das neue Barett aus der rechten Beintasche und setzte es auf.
    »Schon besser.«
    »Hier«, sagte der andere Feldjäger und gab Frank den Dienstausweis zurück. »Wohnen Sie hier in der Nähe?«
    »Ja.«
    »Dann begeben Sie sich so schnell wie möglich da hin und ziehen Sie sich um. Wir sind heute noch länger hier in der Gegend. Und wenn wir Sie hier noch einmal im Grünzeug sehen, nehmen wir Sie mit, dann wird’s ganz bitter für Sie. Und jetzt hauen Sie ab, wir haben eigentlich überhaupt keine Zeit, uns mit Ihnen abzugeben.«
    Damit ließen sie ihn stehen. Frank sah ihnen verblüfft hinterher, während sie den Sielwall entlangliefen.
    Sein Bruder starrte Frank an. »Was war das denn?« fragte er.
    »Das waren Feldjäger«, sagte Frank betont gelassen, er hatte keine Lust, sich vor seinem Bruder eine Blöße zu geben, und vor dem Fremden, der bei ihm war, schon gar nicht.
    »Was haben die gegen dich? Und was ist eine Heimschlaferlaubnis? Und was ist eine Grünzeugkarte?«
    Frank seufzte. »Das ist dasselbe. Das ist nicht so einfach zu erklären. Außerdem muß ich jetzt wohl schnell nach Hause.«
    »Kein Problem«, sagte sein Bruder, »wir kommen mit. Ich wollte da sowieso gerade hin, die Alten haben mir davon erzählt, daß du hier jetzt wohnst, mein Gott, mein kleiner Bruder läuft im Kampfanzug rum und wohnt im Ostertor, ich faß es nicht.«
    »Schicke Mütze«, sagte Karl. »Hätte ich auch gerne.«
    »Sag mal«, sagte Frank zu seinem Bruder, »wer ist der Typ? Wieso quatscht der mich von der Seite an?«
    »Hab ich doch gesagt, das ist Karl.«
    »Der soll mich nicht von der Seite anquatschen.«
    »Okay«, sagte Karl, »ich sag gar nichts mehr.«
    »Jetzt hör mal auf, Frankie, er hat doch gar nichts getan. Los, gehen wir zu dir, ich muß dringend aufs Klo«, sagte sein Bruder, »die ganze Zeit schon.«
    »Das wird bei uns nicht gehen«, sagte Frank.
    »Warum das denn nicht?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Frank. Er hätte seinen Bruder und vor allem diesen Karl lieber von seiner Wohnung ferngehalten. Wenn es überhaupt meine Wohnung ist, dachte er bei dieser Gelegenheit. Wenn es überhaupt eine Wohnung ist, dachte er. Wenn man das, was wir da machen, überhaupt noch wohnen nennen kann, dachte er.
    »Gehen wir erst mal los«, sagte er und rückte sein Barett zurecht. »Aber Klo ist nicht. Da mußt du irgendwo anders gehen.«
    »Wie du meinst, Frankie, du bist der Boß.«
    »So würde ich das nicht sagen«, sagte Frank, der plötzlich gute Laune bekam. Er freute sich, seinen Bruder wiederzusehen. Vielleicht wird es ja nicht so schlimm, dachte er, vielleicht ist ja keiner zu Hause.
    »Was machst du eigentlich in Bremen«, fragte Frank über die Schulter hinweg seinen Bruder, als sie nach einem Umweg über das Eiscafe, in das er seinen Bruder zum Pinkeln geschickt hatte, die Treppen zu der Wohnung im Ostertor-steinweg hochstiegen. Es war Zeit, fand er, auch mal selbst ein paar Fragen zu stellen, statt immer nur die Fragen seines Bruders zu beantworten, denn das hatte er auf dem ganzen Weg zur Wohnung machen müssen, zum Beispiel Fragen zur Kleiderordnung der Bundeswehr, die er nun wirklich nicht erfunden hatte, oder die, warum das Klo in seiner Wohnung verstopft war, denn das war es, seit irgend ein Vollidiot die Katzenstreu ins Klo geschüttet hatte, wahrscheinlich einer von Wollis Punks, wie alle vermuteten, »ein Punk mit Putzfimmel«, wie Martin Klapp, der deshalb wieder auf dem Kriegspfad gegen Wolli war, es ausgedrückt hatte. Das sind Sachen, dachte Frank in diesem Moment, von denen man nicht gern erzählt, und wenn, dann will man zur Abwechslung auch mal von den anderen was wissen, dachte er, und wenn es auch nur was ganz Banales ist.
    »Was hast du gesagt?« rief sein Bruder keuchend.
    »Warum du in Bremen bist«, wiederholte Frank. »Und wieso hast du nicht mal vorher Bescheid gesagt?«
    »Hatte ich doch, Anfang der Woche, bei den Alten«, sagte sein Bruder.
    »Ach so«, sagte Frank, der seine Eltern immer nur sonntags zum Mittagessen sah. »Dann habe ich das nicht mehr mitbekommen.«
    »Ich

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