Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
»Die habe ich an der Uni gefunden.«
»Wie findet man an der Uni denn eine Axt?«
»Ist doch scheißegal«, sagte Martin Klapp. Er trat einige Schritte vor und haute die Axt in die Tür zu Wollis Zimmer. »Das wird ihm zu denken geben.« Damit verschwand er wieder in seinem Zimmer.
»Hm …«, sagte Franks Bruder, »sehr interessant, Frankie.« Er lachte, und Frank ärgerte sich darüber, und er ärgerte sich umso mehr, als der andere, Karl, ebenfalls lachte.
»Und dich nennen sie jetzt Freddie, ja?« sagte er so boshaft, wie er nur konnte.
»Ja«, sagte sein Bruder. »Freddie. Gar nicht schlecht, finde ich besser als Manni. Hätte man auch mal früher drauf kommen können.«
»Genau«, sagte Karl. »Frankie und Freddie, Freddie und Frankie, nicht schlecht.«
Die Tür zu Wollis Zimmer ging auf, und Wolli schaute heraus. Er blickte auf die Axt in der Tür und dann zu Frank.
»Ich war’s nicht«, sagte Frank.
»Schon klar«, sagte Wolli, »ich weiß schon, wer das war.«
»Nicht schwer zu erraten«, sagte Frank, »aber vielleicht sollte man mal wieder aufhören mit dem Scheiß.«
»Schon klar«, sagte Wolli. »Die schöne Tür.« Er zog die Axt aus dem Türblatt. Dann schloß er die Tür wieder.
»Ich kann nicht sagen, daß ich das begreife, was hier läuft«, sagte Karl.
Frank wurde gereizt.
»Wieso willst du hier irgendwas begreifen? Wohnst du hier?«
»Nein, Gottseidank nicht«, sagte Karl und lachte. Franks Bruder lachte mit. Frank wurde jetzt richtig sauer.
»Wer hat dich denn um deine Meinung gefragt? Wer bist du überhaupt, du Penner, und wieso lasse ich dich hier rein? Damit ich mir deine Kommentare anhöre? Ich kenn dich überhaupt nicht, du Spasti.«
»He, he«, sagte Franks Bruder, »he, Frankie, jetzt mal ganz ruhig.«
»Der soll die Klappe halten«, sagte Frank. »Was tauchst du hier mit einem auf, der die Fresse aufreißt, wenn er in meiner Wohnung ist? Was soll das?«
»Schon gut, schon gut«, sagte Franks Bruder. »Er macht’s nicht wieder.«
»Woher willst du das denn wissen?« fragte Frank. »Ist der dein Leibeigener oder sowas?«
»Nein«, sagte Franks Bruder. Und zu Karl sagte er: »Entschuldige dich mal!«
»Okay«, sagte Karl, »tut mir leid.«
»Aha«, sagte Frank verblüfft.
»Ja, tut mir leid, echt.«
»Frankie, echt mal, jetzt hat er sich entschuldigt.«
»Der soll sich benehmen. Ich will hier keine Kommentare hören, von dir nicht und von dem schon gar nicht.«
In diesem Moment kam Ralf Müller aus seinem Zimmer.
»Ach, du bist das, Frankie!« rief er.
»Ja«, rief Frank.
»Was ist denn mit Martin?« rief Ralf Müller. »Hat er das schon gemacht?«
»Was?«
»Hat er das mit der Axt schon gemacht?«
»In die Tür, meinst du?«
»Wie?«
»Er hat eine Axt in die Tür von Wolli gehauen, ja.«
»Echt? Scheiße«, sagte Ralf Müller enttäuscht, »ich wollte doch dabeisein.«
»Tut mir leid«, rief Frank, »die Axt hat jetzt Wolli.«
»Scheiße«, rief Ralf Müller und ging wieder in sein Zimmer. Frank hörte, wie er von drinnen den Schlüssel umdrehte.
Frank schaute seinen Bruder an, und dann Karl. Die beiden sagten nichts. Sein Bruder spitzte sogar betont beiläufig die Lippen, als würde er pfeifen, und schaute hoch zur Zimmerdecke. Sein Kumpel Karl kratzte sich ausgiebig hinter dem Ohr und spielte mit den Füßen an den Steinen herum, die noch vom Türdurchbruch stammten.
»Okay«, sagte Frank, »gehen wir.«
33. AUF DER COUCH
»Wieso denn ausgerechnet ins Storyville?« fragte Martin Klapp, als er zu Beginn des Abends mit Frank ein Gyros aß. »Das Storyville ist doch scheiße.«
»Ja«, sagte Frank, »hat mein Bruder auch gesagt.«
»Und warum gehen wir dann trotzdem hin?«
»Weil ich das vorgeschlagen hab«, sagte Frank.
»Seit wann willst du ins Storyville? Du willst doch immer ins Bremer Eck!«
»Ja, aber ich wollte gerne, daß du mitkommst, und ich hab gedacht, du würdest lieber ins Storyville gehen.«
»Wieso sollte ich ins Storyville gehen wollen?« fragte Martin Klapp.
»Du wolltest doch immer ins Storyville gehen, viel lieber als ins Bremer Eck.«
»Frankie!« Martin Klapp sah von seinem Gyros auf. »Mal ehrlich: Wie lange waren wir beide jetzt nicht mehr zusammen im Storyville?«
»Keine Ahnung, ein paar Wochen vielleicht.«
»Wie kommst du dann darauf, daß ich da immer hingehen will.«
»Weiß nicht, eine Zeitlang wolltest du da immer hin. Eine Zeitlang wollte ich eigentlich lieber ins Bremer Eck, und du wolltest immer ins
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