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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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waren Martin Klapp und Karl verschwunden und Frank war mit seinem Bruder allein. Es entstand eine peinliche Stille, in der Frank überlegte, ob das jetzt nicht doch ein guter Moment wäre, sich mal eine Zigarette zu drehen, er hatte das Päckchen Tabak dabei, das er sich vor Wochen gekauft hatte, es steckte in seiner Jacke und trocknete dort vor sich hin, so stellte er sich das jedenfalls vor, er hatte schon lange nicht mehr nachgeguckt. Das tat er jetzt, während er zugleich fieberhaft überlegte, wie er es anstellen konnte, mit seinem Bruder endlich mal vernünftig ins Gespräch zu kommen, das wäre jetzt eigentlich eine gute Gelegenheit, dachte er, wo die beiden Idioten weg sind, aber vielleicht geht das auch gar nicht mehr, dachte er, während er in den Tabak starrte, der wirklich sehr ausgetrocknet war, ihm fiel jedenfalls kein guter Anfang ein.
    »Ah, sehr gut, dann hast du ja auch Blättchen«, rief sein Bruder herüber. »Hätte ich nicht gedacht, daß du Blättchen hättest. Jetzt brauchen wir nur noch ein bißchen Hasch.«
    »Ich wollte eigentlich bloß eine rauchen«, sagte Frank und dachte zugleich, daß sein Bruder auch nicht klüger war als er selbst. So einen Scheiß hätte ich auch noch reden können, dachte er. Es ist nun sowieso schon alles egal, dachte er und begann die Zigarette zu drehen, während in diesem Moment Karl wiederkam, der sich neben Franks Bruder in seinen Sessel fallen ließ und nun auch noch dabei zuschaute, wie Frank sich eine Zigarette drehte. Das lief nicht sehr gut, der Tabak war so trocken und krümelig, daß das Papier sich einfach nicht einschlagen ließ, die Krümel fielen links und rechts heraus, es war alles ziemlich unangenehm.
    »Soll ich helfen?« fragte Karl schließlich trocken.
    »Nein«, sagte Frank. »Nein, sollst du nicht.«
    »Ich hab gar nicht gewußt, daß du rauchst, Frankie«, sagte sein Bruder.
    »Woher hättest du das auch wissen sollen«, sagte Frank, »wir haben uns ja über ein Jahr nicht gesehen.«
    »Ja«, sagte sein Bruder, »in einem Jahr kann viel passieren. Wobei ich überhaupt mal sagen muß, Frankie …« Er machte eine Kunstpause.
    »Wo ist überhaupt Martin Klapp hin?« fragte Frank in diese
    Kunstpause hinein, er wollte nicht, daß sein Bruder Kunstpausen machte, denn er hatte irgendwie das Gefühl, daß sein Bruder nach dieser Kunstpause und in Anwesenheit von diesem Karl nichts Vernünftiges sagen würde, eher etwas, das zu Streit führen würde, und das wollte er nun überhaupt nicht, es war auch so schon alles schlimm genug, fand er.
    »Der andere?« fragte Karl.
    »Ja.«
    »Der ist abgehauen.«
    »Wieso ist der abgehauen? Das kann doch nicht sein!«
    »Doch, der hat gesagt, er muß mal weg, und ich soll euch schön grüßen.«
    »Schön grüßen?« sagte Frank irritiert, während er neue Tabakkrümel auf sein halbgefaltetes Blättchen streute, »was ist das denn für ein Scheiß, einfach abhauen und schön grüßen, ich scheiß auf schön grüßen!«
    »Nicht meine Schuld«, sagte Karl, »der wollte plötzlich ganz dringend weg.«
    »Hallo Frank!«
    Er schaute auf und Sibille stand neben ihm.
    »Lange nicht gesehen«, sagte sie. »Wie geht’s denn so?«
    »Geht so«, sagte Frank. »Nicht so schlecht.«
    »Bist du noch beim Bund?«
    »Ja, ich bin damals durchgefallen.«
    »Ja, ich weiß«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Frank, obwohl er sich fragte, woher sie das eigentlich wußte. Sie hatten sich seit jenem Abend, an dem er sich mit Horst die kleine Schlägerei geliefert hatte, nicht mehr gesehen, und der Grund dafür hatte sicher in Sibilles gestörtem Verhältnis zu Martin Klapp gelegen, sie war einfach nicht mehr aufgetaucht, was Frank, weil ihm die Horst-Geschichte so peinlich gewesen war, eine Zeitlang ganz recht gewesen war, aber jetzt, Monate später, war das alles Geschichte, und er freute sich nur noch, sie wiederzusehen.
    »Setz dich doch«, sagte er und klopfte neben sich auf das Sofapolster.
    Sie lächelte und kletterte auf das Sofa.
    »Was machst du denn da?« fragte sie.
    »Ich versuche, mir eine Zigarette zu drehen«, sagte Frank.
    »Und das schon eine ziemliche Zeit lang«, rief sein Bruder von seinem Sessel aus herüber.
    »Das ist mein Bruder«, sagte Frank, »und der andere da ist irgendwie auch hier.«
    »Echt, dein Bruder?«
    »Hallo, hallo, hallo«, rief sein Bruder und winkte. »Willkommen in der Hippiehölle. Ich bin der große Bruder. «
    »Soll ich nicht doch lieber helfen?« fragte Karl und zeigte dabei auf Franks

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