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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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nicht, und mit dir auch nicht, du bist mir sowas von scheißegal, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Und deshalb hältst du sowieso schon mal schön die Schnauze!«
    Frank lehnte sich zurück und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Dabei verbrannte er sich die Finger, weil die Zigarette schneller und ungleichmäßiger brannte, als er erwartet hatte, und das tat höllisch weh, er biß die Zähne zusammen und merkte, wie sich vor Schmerz seine Augen mit Wasser füllten, und er versuchte, sich um Himmels willen nichts anmerken zu lassen, dies ist nicht der Moment, um aua aua zu schreien, dachte er, das führt nur zu Mißverständnissen. Was er gesagt hatte, tat ihm zwar schon wieder ein bißchen leid, das war vielleicht ein bißchen hart, dachte er, aber jetzt gab es kein Zurück mehr, und diese Erkenntnis hatte etwas Erleichterndes, das war’s jetzt wahrscheinlich, dachte er, jetzt sehe ich ihn wahrscheinlich erst einmal ziemlich lange nicht mehr wieder. Er hatte zwei Großonkel, die schon seit Jahren nicht mehr miteinander sprachen, und das nur, weil der eine mal beim Skat geschummelt hatte, und das hier ist sogar noch schlimmer, dachte Frank.
    Sein Bruder sah ihn derweil verdutzt über die Kerze und seine eigene Zigarette hinweg an. »Mensch, Frankie«, sagte er.
    »Also«, begann Karl neben ihm, aber Franks Bruder hob eine Hand und hielt sie ihm vor die Brust.
    »Nee«, unterbrach er ihn, »er hat schon recht, sei du mal ruhig.«
    »Aber … «
    »Nee, er hat schon recht. Tut mir leid, Frankie.«
    »Hm …«, sagte Frank.
    »Nee, wirklich.«
    »Ich meine«, begann Frank den Ernst der Lage zu erklären, obwohl er eigentlich dagegen war, das zu tun, das ist gleich schon wieder zu defensiv, dachte er, »ich habe einiges versucht, ich habe versucht, die Scheiße zu verweigern, ich bin immerhin bei den Alten ausgezogen, ich habe alles so gemacht, wie ich es gerade irgendwie machen konnte, mehr war nicht drin, und wenn einer meint, er kann sich darüber lustig machen, dann …« Er brach ab, denn er ärgerte sich über das, was er da sagte. Es gibt nichts, wofür ich mich entschuldigen muß, schärfte er sich ein, und bei den beiden da schon gar nicht.
    »Ja, ja, ist ja schon gut«, sagte sein Bruder. »Ist ja alles klar, Frankie, es tut mir leid, du hast ja recht, tut mir leid, ehrlich.« »Hm …« Frank leckte an seinen Fingern und pustete dann darauf. Es tat noch immer sehr weh, und er konnte spüren, wie sich eine Brandblase zu bilden begann.
    »Und ihm auch!« Sein Bruder zeigte auf Karl. »Ihm tut das auch leid. Oder, Karl?« Er stieß seinen Sitznachbarn mit dem Finger in die Seite. »Los, sag ihm schon, daß es dir leid tut.«
    »Braucht er nicht«, sagte Frank. »Interessiert mich nicht.«
    »Tut mir leid«, sagte Karl trotzdem. »Hab ich nicht so gemeint. Ich meine, ich konnte ja nicht wissen, daß das … «
    »Keine Ausreden«, unterbrach ihn Franks Bruder. »Entweder entschuldigt man sich, oder nicht. Wenn man Scheiße gebaut hat, dann entschuldigt man sich, und zwar ohne Wenn und Aber. Da ist nichts mit konnte ja nicht wissen, das gilt dann nicht.«
    »Nun laß ihn schon«, sagte Frank.
    »Nix, keine Ausreden, das ist wichtig.«
    »Hör auf mit dem Scheiß«, sagte Frank. »Laß ihn in Ruhe.«
    »Ich sage jedenfalls: Entschuldigung, Frankie. Tut mir leid, ehrlich.«
    »Mir auch«, sagte Karl.
    »Alles klar«, sagte Frank, »das reicht.«
    »Okay«, sagte sein Bruder. »Das reicht«, sagte er zu Karl.
    Karl sah etwas verwirrt aus. »Ah …«, sagte er.
    »Schon gut«, sagte Franks Bruder, »ist okay. Das reicht, hat Frankie gesagt.«
    »Das reicht jetzt aber auch«, sagte Frank.
    »Okay, okay«, sagte Manfred.
    Dann schwiegen sie eine Zeitlang. Frank rauchte pro for-ma und sehr vorsichtig noch einige Züge von seiner Zigarette und warf sie dann weg. Dann trank er etwas von seinem Bier. Die Stille war förmlich mit den Händen zu greifen, sein Bruder rauchte vor sich hin, sein Kumpel Karl schaute betreten zur Seite, und Frank begann sich erst langsam wieder abzuregen, während Sibille, die die ganze Zeit schweigend dabeigesessen hatte, ihn von der Seite beobachtete.
    So ging das eine elend lange Minute, dann sagte sein Bruder plötzlich zu Karl: »Hol doch mal Bier. Willst du auch noch was, Sibille?«
    »Ja, warum nicht«, sagte sie. »Einen Rotwein vielleicht.«
    »Dann kannst du ja vielleicht mal eben mitgehen.«
    »Ja, okay«, sagte Sibille sofort zu Franks Überraschung. Sie stand auf und

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