Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
ging mit Karl zusammen zum Tresen.
»Tut mir verdammt leid«, sagte sein Bruder, als sie außer Hörweite waren.
»Schon okay«, sagte Frank. »Und du mußt gleich weg?«
»Ja, wir haben wirklich noch einen Termin im Litfasz. Mit einem Galeristen. Obwohl ich auch nicht mehr weiß, was das bringen soll«, fügte er hinzu, und es klang ziemlich resigniert.
»Sieht’s nicht gut aus?« erkundigte sich Frank.
Sein Bruder winkte ab. »Ein andermal.«
»Was hat denn jetzt dieser Karl überhaupt dabei zu suchen? Was macht der denn hier?«
»Naja, der will auch Kunst machen«, sagte Franks Bruder, und er sagte es in einem ziemlich abschätzigen Tonfall. »Wollen ja jetzt alle. Ich krieg den kaum von der Backe.«
»Wie jetzt?« sagte Frank. »Ist das jetzt ein Freund von dir oder nicht?«
»Naja, Freund …«, sagte Franks Bruder.
»Ja oder nein?«
»Schwer zu sagen.«
»Aha …«, sagte Frank, dem das irgendwie von seinem Bruder nicht ganz astrein vorkam. »Kann der denn was? Ich meine so kunstmäßig?«
»Ja«, sagte Franks Bruder. »Ja, kann sein, was weiß ich, vielleicht … «
»Aha«, sagte Frank.
»Tut mir jedenfalls leid«, sagte Manfred. »Tut mir leid, Frankie. Das ist jetzt alles ein bißchen schiefgelaufen. Ich hatte mich gefreut, dich zu sehen, aber das ist jetzt irgendwie blöd gelaufen.« »Ja, ja, jetzt hör schon auf damit.«
»Okay. Was machst du eigentlich morgen mittag?«
»Wieso?«
»Da bin ich bei den Alten zum Mittagessen eingeladen. Mama hat gesagt, wenn ich dich sehe, soll ich sagen, daß du auch eingeladen bist.«
»Hm … «
»Um Gottes willen, Frankie, du mußt da auch hinkommen, alleine schaff ich das nicht.«
»Was gibt’s denn da groß zu schaffen? Ich bin da immer alleine gewesen in den letzten Jahren.«
Franks Bruder seufzte. »Echt mal, Frankie, jetzt hör aber auch mal auf!«
»Okay«, sagte Frank, »okay, ich sag nichts mehr. Ich komm hin.«
»Alles klar«, sagte sein Bruder. »Bist n guter Bruder.«
»Ja, ja … «
»Morgen um eins bei den Alten.«
»Okay!«
Karl und Sibille kamen zurück.
»Gib das Bier mal Frankie«, sagte Franks Bruder.
»Ja, aber … «
»Nix, wir müssen jetzt los, ins Litfasz.«
»Wieso, da wäre doch noch… «
»Nee, wir gehen jetzt los. Bis morgen, Frankie.«
»Bis morgen«, sagte Frank.
Die beiden gingen. Frank schaute ihnen nach, während Sibille wieder neben ihm auf das Sofa kletterte.
»Das ist dein Bruder, ja?« sagte Sibille.
»Ja.«
»Komischer Typ.«
»Nein«, sagte Frank. »Mein Bruder ist nicht komisch, mein Bruder ist in Ordnung.«
»Klar«, sagte sie amüsiert, »deshalb hattest du ja eben auch ordentlich Stunk mit ihm.« »Man kann mit einem Stunk haben, der in Ordnung ist«, sagte Frank.
»Ja«, sagte sie und nuckelte an ihrem Rotwein und schaute ihn von der Seite an.
Frank fühlte sich ein bißchen unwohl, er wußte nicht genau, ob es besser war, Sibille anzuschauen oder bloß vor sich hin zu starren.
»Wie läuft’s denn sonst so?« fragte er. »Zu Hause alles in Ordnung?«
»Naja«, sagte sie süffisant, »Birgit wohnt jetzt in Braunschweig, wenn du das meinst.«
»Ah ja«, sagte er und war froh, daß man in der gewohnt schummrigen Beleuchtung des Storyville, nicht sehen konnte, wie er rot wurde. »Was macht sie denn da so in Braunschweig«, heuchelte er ein Interesse, das er nicht hatte. Er konnte sich schon denken, was sie tat, sich mit Horst amüsieren, das macht sie, dachte er, und er hatte, wenn er ehrlich war, nicht viel dagegen, solange er nur Horst niemals wiedersehen mußte.
»Was soll die da schon machen«, sagte Sibille, »die studiert da jetzt. Und lebt mit Horst zusammen.«
»Horst, das ist gut«, sagte Frank. »Das ist sicher eine gute Sache, mit Horst wohnen und so.«
»Naja«, sagte Sibille, »ich kann mir was Schöneres vorstellen.«
»Kommt Horst eigentlich aus Bremen oder aus Braunschweig?«
»Wieso?«
»Naja, er war ja wegen dem Fußballspiel da, als ich ihn … « Frank suchte nach dem richtigen Wort, »kennengelernt habe, und da frage ich mich, ob er nun Braunschweig- oder Werder-Fan ist.«
»Nein«, sagte Sibille und lächelte. »Das fragst du dich nicht.«
»Nein«, gab Frank zu, »das frage ich mich nicht. Ich hatte mich nur gefragt, was man zum Thema Horst sagen kann, das noch nicht gesagt wurde.«
»Ich glaube, du fragst dich was ganz anderes«, sagte Sibille.
»Soso«, sagte Frank. »Und was wäre das?«
»Das frage ich dich«, sagte Sibille.
»Komischer
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