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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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blieben an der Tür stehen und blickten sich um. Es waren die Feldjäger, und sie hätten nicht in Zivil zu kommen brauchen, so fremd, wie sie hier wirkten.
    »Da drüben«, sagte er, »siehst du die beiden Typen da?«
    »Ja«, sagte sie. »Freunde von dir?«
    »Das sind die Feldjäger, von denen mein Bruder gesprochen hat.«
    »Was sind denn Feldjäger gleich noch mal?« fragte sie amüsiert.
    »Militärpolizisten«, sagte Frank. »Die haben mich heute kontrolliert. Ich möchte echt mal wissen, was die hier drinnen wollen.«
    »Vielleicht suchen sie dich«, sagte sie. »Hast du denn irgendwas ausgefressen?«
    »Im Augenblick nicht«, sagte Frank.
    »Naja«, sagte sie und schaute ihm direkt in die Augen, und Frank hatte nicht mehr das Gefühl, ihrem Blick ausweichen zu müssen, er war plötzlich mit allem einverstanden, und sie, das konnte er in ihren Augen sehen, war es auch. Da müßte man mal in Ruhe drüber nachdenken, dachte er kurz, woran man das eigentlich erkennen kann.
    »Das kann sich natürlich jederzeit ändern«, sagte sie. Dann strich sie sich das Haar hinter die Ohren und rückte auf dem Sofa zu ihm hinüber, bis sie ganz dicht an ihn gedrängt neben ihm saß. Sie strich ihm mit einer Hand über den Kopf.
    Frank versuchte an ihrem Haar zu riechen, das hatte er immer schon machen wollen, jedes Mal, wenn er sie gesehen hatte, hatte er das machen wollen, das wurde ihm mit einem Mal klar, komisch, daß einem das vorher nie aufgefallen ist, dachte er, plötzlich steht man da, dachte er, und will an jemandes Haaren riechen. Ihre Haare rochen nach Heu. Sie schaute zu ihm hoch, und sie küßten sich.
    »Das hätte man damals gleich machen sollen«, sagte sie zwischen zwei Küssen.
    »Ja«, sagte Frank.
    »Du hättest die anderen Idioten nicht mitnehmen sollen«, sagte sie. »Ich wäre trotzdem vorne eingestiegen.«
    »Ja«, sagte Frank. »Aber ich bin halt mehr so der Hippietyp.«
    Sie lachte, und dann gingen sie zu ihr.
34. BÜCKLING
    »Schon wieder verweigern!« sagte Franks Mutter. »Müssen wir da auch wieder ran?«
    »Nein«, sagte Frank, »das ist doch was ganz anderes.«
    Sie saßen zu viert am Eßtisch im Wohnzimmer und aßen Kohlrouladen, Frank, sein Bruder und seine Eltern. Franks Bruder hatte »Ah, Kohlrouladen, phantastisch«, gerufen, als seine Mutter die Kohlrouladen aufgetan hatte, und Frank hatte wieder einmal gedacht, was für ein verdammter Schleimer sein Bruder doch sein konnte, und dann hatten Franks Eltern versucht herauszufinden, wie es Manfred so ging, und Manfred hatte gesagt »Gut«, und dann hatten sie Frank gefragt, was es bei ihm so Neues gab, und er hatte den Fehler gemacht, ihnen von der Sache mit dem Feierlichen Gelöbnis zu erzählen, und da war er nun und durfte den ganzen Quatsch erklären. Warum lerne ich nicht endlich von meinem Bruder und sage einfach nur gut, oder alles klar, oder ähnlichen Quatsch, dachte Frank und fing an, seine Kohlroulade auszuwickeln.
    »Wieso mußt du denn dauernd immer irgendwas verweigern?« sagte seine Mutter. »Die anderen machen das doch auch nicht alle, oder? Oder doch?«
    »Nein«, sagte Frank, »die anderen machen das wohl nicht, aber das ist doch mal egal, ich wollte ja nur sagen, daß die wollten, daß ich bei der Vereidigung im Weserstadion dabei bin, und ich habe das halt verweigert, dazu kann man nicht gezwungen werden.«
    »Wieso machen die das eigentlich im Weserstadion?« sagte sein Bruder. »Da reden ja hier alle von, daß das so ein Skandal wäre, auch die Leute, bei denen ich wohne, die regen sich total auf, aber warum machen die das überhaupt? Und was ist das überhaupt für eine Vereidigung?«
    »Im Weserstadion? Geht das um dieses Ding im Weser-
    Stadion?« rief Franks Mutter. »Das ist ja wohl das Allerneueste.«
    »Wieso das Allerneueste?« fragte Frank gereizt. Man ist schon mit den Nerven fertig, bevor man überhaupt seine Kohlroulade ganz ausgewickelt hat, dachte er.
    »Das ist ja wohl das allerletzte, so mit im Stadion«, ließ sich Franks Mutter nicht beirren. »Also ich brauche sowas ja nicht. Ich habe den Krieg noch erlebt. Wer braucht denn sowas? Im Weserstadion!«
    »Naja, Martha, nun steht aber auch nirgendwo geschrieben, daß man da nur Fußball spielen darf«, sagte Franks Vater. »Und nun gibt’s den Verein nun mal, da dürfen die das auch mieten.«
    »Welchen Verein?«
    »Na, die Bundeswehr natürlich. Das Stadion dürfen die mieten, so wie jeder andere, das kannst du denen ja wohl nicht verwehren.«
    »Das

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