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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Ärger von Martin und dem anderen da.«
    »Was willst du, Mike? Daß ich dir auch noch Ärger mache?«
    »Nein, aber was bist du eigentlich für ein Typ? Auf welcher Seite bist du eigentlich?«
    »Was soll das denn? Wieso muß ich auf irgendeiner Seite stehen? Und wer definiert die Seiten? Du und Martin Klapp oder Wolli oder Ralf Müller? Und da soll ich mich entscheiden? Zwischen eurer Punkmucke und Kate Bush, oder was?«
    »Wer ist denn Kate Bush?«
    »Mann, Mike, das ist das Zeug, das Martin immer spielt«, sagte Wolli.
    »Ist doch egal«, sagte Mike. »Jedenfalls weiß doch keiner, wo der eigentlich steht.«
    »Wieso habe ich irgendwo zu stehen?« sagte Frank. »Was redest du da für einen Scheiß, Mike. Was ist das hier, irgend so ‘ne Klassenkampfnummer, oder was?«
    »Sag mir doch mal eine Sache«, sagte Mike, »die dir wirklich wichtig ist.«
    Frank stutzte.
    »Nur eine Sache«, sagte Mike.
    Frank hätte eine gewußt, er dachte ja schon die ganze Zeit nur noch an Sibille, und daran, daß es langsam mal wieder Zeit wurde, sie anzurufen, aber Mike und seine Kumpels waren die letzten Menschen, denen er davon erzählen würde.
    »Sag mir nur eine Sache!«, wiederholte Mike.
    Jetzt begann Frank sich zu ärgern, er mochte den herrischen, fordernden Ton nicht, den Mike dabei anschlug, ich bin dem Arsch keine Rechenschaft schuldig, dachte er und überlegte fieberhaft, wie er Mike eins auswischen konnte.
    »Die mir nicht scheißegal ist?«
    »Genau.«
    Frank überlegte hektisch.
    »Nur eine Sache«, wiederholte Mike.
    »Eine Sache, die mir nicht scheißegal ist?« wiederholte Frank, um Zeit zu gewinnen.
    »Genau!«
    »Etwas, das mir nicht scheißegal ist?«
    »Genau.«
    »Oder lieber gleich etwas, das mir richtig wichtig ist?«
    »Das ist doch das gleiche.«
    »Nein, ist es nicht. Etwas kann einem nicht scheißegal sein, ohne daß es richtig wichtig wäre. Ich meine, nicht scheißegal sind mir viele Sachen, aber nur wenige Sachen sind mir richtig wichtig.«
    »Na gut, dann eben was, was dir richtig wichtig ist«, lenkte Mike ein, und das ist ja schon mal die halbe Miete, dachte Frank, jetzt hat er schon nicht mehr ganz so Oberwasser.
    »Was mir richtig wichtig ist, ja?«
    »Ja, meinetwegen«, sagte Mike.
    »Meinetwegen ist Quatsch, Mike, ich meine, du hast gefragt, nicht ich!«
    »Okay, okay, Frankie.«
    »Sag nicht Frankie, Mike«, sagte Frank. »Das ist schon mal was, das mir nicht scheißegal ist. Sag nicht Frankie. Wolli meinetwegen, aber du nicht.«
    »Soso, das ist dir also nicht scheißegal.«
    »Genau.«
    »Und was ist dir richtig wichtig?«
    »Das brauchst du gar nicht mehr zu wissen, du wolltest doch nur wissen, was mir nicht scheißegal ist! Und das ist so was!«
    »Moment mal, du hast damit angefangen«, rief Mike, aber die Luft war bei ihm jetzt ein bißchen raus, und die anderen wirkten alle schon ziemlich gelangweilt, Frank konnte das spüren, sehen konnte man es nicht, außer Wolli und Mike hatte von den anderen Punkleuten noch keiner was gesagt, sie saßen nur im Dunkeln und starrten vor sich
    hin und lauschten der Musik, die weiter aus dem Kassettenrecorder plärrte.
    »Okay, Mike«, sagte Frank, »willst du wissen, was mir wirklich wichtig ist?«
    »Ja, nun sag’s schon. Was denn?«
    »Willst du’s wirklich wissen?«
    »Ja was denn nun?«
    »Meine Essenmarken.«
    »Aha«, sagte Mike ratlos.
    »Meine Essenmarken, Mike. So wie das bei uns zu Hause aussieht, und weil mir niemand Kekse backt, Mike, brauche ich die Essenmarken, um zu überleben!«
    »Aha …« Mike dachte kurz nach. »Kann ich verstehen«, sagte er dann.
    »Ich auch«, sagte Wolli. Die anderen nickten ebenfalls.
    »Okay«, sagte Frank überrascht und ratlos. »Ich geh dann mal, ich hab noch was vor.« »Was denn?« fragte Wolli.
    »Weiß nicht«, sagte Frank, »mal sehen.«
    Damit ging er. Und als er von ihnen wegging, dachte er, daß die Antwort mit den Essenmarken vielleicht besser gewesen war, als er gedacht hatte. Irgendwie wollen doch alle Essenmarken, dachte er, auch Wolli, auch Mike, auch die Punks, dachte er, irgendwelche Essenmarken, von irgend-wem, für irgendwas.
    Er ließ den Fluß hinter sich und kam von der anderen Seite, vom Wall her, wieder in das Ostertorviertel hinein. Am Goethetheater fand er eine Telefonzelle, aber bei Sibille meldete sich wieder nur Sonja.
    »Ach, du bist das schon wieder«, sagte sie. »Ja, ich hatte ja gesagt, daß ich nochmal anrufe.«
    »Mir ist jetzt auch wieder eingefallen, wo sie hin ist«,

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