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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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machen, was du hier nicht machen kannst?«
    »Mann«, sagte Wolli, »du hast ja keine Ahnung, Frankie, was da alles läuft, mit den Hausbesetzungen und allern, ich meine, echt mal, auch mit Musik und so, mit allem, was meinst du, was da alles läuft, Konzerte, Randale, der ganze Kram …!«
    »Quatsch«, sagte Frank, »das ist doch Quatsch, die kochen doch auch nur mit Wasser.«
    »Hast du nie daran gedacht, mal wegzugehen?« sagte Wolli. »Willst du immer in Bremen bleiben?«
    »Weiß nicht«, sagte Frank. »Ich müßte erstmal wissen, wozu. Ich meine, einfach nur um irgendwo anders zu sein und wieder den gleichen Kram wie immer zu machen, das ist doch Quatsch.«
    »Wieso ist das Quatsch.«
    »Naja, ich habe nicht das Gefühl, hier in Bremen schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben«, sagte Frank.
    Das war ein großer Lacherfolg. Wolli lachte sogar so sehr, daß er sich verschluckte. Frank wollte ihm auf den Rücken hauen, aber Mike war schneller.
    »Mann, Frankie«, sagte Wolli, als er wieder Luft bekam. »Mann, Frankie, du hast wirklich gute Sprüche drauf.«
    »Nein, wieso?« ereiferte sich Frank. Wenn er irgendwas nicht leiden konnte, dann war es, wenn andere über ihn lachten, vor allem, wenn sie in der Überzahl waren, das ist, dachte er, wie wenn sie einen in Überzahl verprügeln.
    »Das mag ja lustig sein«, rief er energisch in ihr Gelächter hinein, »aber vielleicht solltet ihr erstmal darüber nachdenken, bevor ihr lacht. Ich meine, nehmen wir mal an, du gehst von hier weg, Wolli, nehmen wir mal an, du gehst nach Berlin: Was willst du denn da anstellen, was du nicht auch hier hättest anstellen können? Ich meine, gibt’s da irgendwie bessere Flüsse, an denen du hocken kannst? Oder bessere Brücken, unter denen du Feuer machen kannst? Ich meine, wenn dir hier in Bremen nichts Besseres einfällt als so ein Scheiß, was soll das dann bringen, nach Berlin zu gehen?«
    »Warum sollte mir was Besseres einfallen?« sagte Wolli. »Es ist überhaupt nichts Schlechtes daran, am Fluß zu sitzen, das macht man ja nicht, weil einem nichts Besseres einfällt, im Gegenteil, man macht das, weil es einem Spaß macht.«
    »So gesehen«, meldete sich Mike von hinten, »machen wir das Beste aus den Möglichkeiten, die Bremen zu bieten hat.«
    Daraufhin lachten alle wieder.
    »Okay«, sagte Frank, »aber wenn euch das Spaß macht, wieso wollt ihr dann noch nach Berlin?«
    Daraufhin schwiegen sie alle einen Moment.
    »Ich meine«, setzte Frank nach, »wenn das hier Spaß macht, wieso habt ihr dann von Bremen die Schnauze voll?«
    »Du kapierst das nicht, Frankie«, sagte Wolli, »ich sage ja nicht, daß ich immer nur hier sitzen will, das wäre ja noch mal was anderes, man will ja auch mal was erleben und so. Und in Berlin ist einfach mehr los, da sind einfach viel mehr Konzerte und die anderen Punks und die Hausbesetzer und so, das ist schon noch mal was anderes.«
    »Dann weiß ich nicht, was es bei dem zu lachen gibt, was ich da vorhin gesagt habe, so gesehen willst du ja einfach auch nur mehr Möglichkeiten, irgendwas zu machen.«
    »Hör mal«, sagte Mike von hinten, »wir haben nicht über dich gelacht oder so. Das war nichts Persönliches. Du gehst nur von den falschen Voraussetzungen aus. Möglichkeiten ist kein Wort, das mich interessiert, ich scheiß auf Möglichkeiten, ich will keine Möglichkeiten oder so, da kann man doch drauf scheißen, auf alles eigentlich.«
    »Das stimmt sowieso immer«, stimmte Wolli zu.
    »Okay«, sagte Frank, »dann kannst du erst recht in Bremen bleiben. Komische Sache mit euch, ihr sagt, ihr scheißt auf alles, aber dann wollt ihr unbedingt aus Bremen weg. Das verstehe ich nicht. Ich scheiße nicht auf alles, aber mir ist es egal, in welcher Stadt ich wohne.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Mike. »Ich glaub das nicht.«
    »Was glaubst du nicht?«
    »Daß du nicht auf alles scheißt«, sagte Mike. »Ich glaube, du bist von uns allen derjenige, der am meisten auf alles scheißt, Frankie, ich glaube, dir ist wirklich alles scheißegal, du bist der Schlimmste von uns allen.«
    »Nie und nimmer«, sagte Frank überrascht, auch davon, daß Mike ihn Frankie nannte, das fand er irgendwie unangebracht.
    »Doch«, fuhr Mike unbeirrt fort, »guck dich doch mal an, ich meine, du bist beim Bund, obwohl du da keinen Bock drauf hast, das geht doch nur, wenn einem alles scheißegal ist.«
    »Was weißt du denn davon?«
    »Und in der Wohnung hältst du dich auch immer raus, da kommt immer nur

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