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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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so auftreten, daß sie das Auftreten nach außen hin verteidigen, das heißt …«, der Major setzte kurz aus und blickte wieder auf seinen Spickzettel, aber da stand wohl nicht, was er sagen wollte, »das heißt …, was ich sagen will ist dies, Kameraden: …« — der Major machte eine Pause — »… was ich sagen will, ist dies, Kameraden: … « wiederholte er wie eine hängengebliebene Schallplatte, und Frank konnte die Spannung, die seine Kameraden erfaßt hatte, förmlich spüren, wie elektrisiert wartete die ganze Kompanie darauf, daß der Major dabei scheiterte, zu sagen, was es sei, das er sagen wollte, »… was ich sagen will, ist dies: …«, sagte der Major wieder, »das ist nämlich so, im Grunde genommen ist das nämlich so, und das will ich sagen, also …« - die Kompanie war mucksmäuschenstill, es war Frank, als hätten alle vor Aufregung sogar das Atmen eingestellt - »… was ich sagen will, ist dies: … « setzte der Major wieder an, und plötzlich hellte sein Gesicht sich auf, er hatte den Faden wiedergefunden, »… die
    Sache ist nämlich dies: Wir machen keine halben Sachen!« Der Major blickte sich triumphierend um. »Das ist der Punkt, Männer, das will ich eigentlich sagen: Wir machen keine halben Sachen! Wir sind die Bundeswehr, und entweder es gibt uns oder es gibt uns nicht. Und wenn es uns gibt, dann sind wir da, und dann verstecken wir uns nicht. Und dasselbe gilt für das Feierliche Gelöbnis. Das Feierliche Gelöbnis existiert, und es ist kein Selbstzweck, es ist nichts, das wir uns an langen, dunklen Abenden gegenseitig erzählen wollen, sondern es ist ein Versprechen an die Gesellschaft, in deren Mitte wir leben und deren Staat wir dienen, es ist unser Versprechen, sie zu beschützen und zu verteidigen, und damit verstecken wir uns nicht, und dessen schämen wir uns nicht, und dafür brauchen wir uns auch nicht zu verteidigen und Gott sei Dank!« rief der Major aus, denn er war jetzt sehr laut geworden, hatte sich geradezu in Rage geredet, »Gott sei Dank …«, wiederholte er, »… gibt es immer noch in dieser Gesellschaft eine große Mehrheit, die das verstanden hat, und deshalb brauche ich hier eigentlich nichts dazu zu sagen, ich hätte das Thema eigentlich überhaupt nicht anzusprechen brauchen, denn ich glaube nicht, daß es hier jemanden geben kann, der dem widersprechen wollte, und wenn, dann glaube ich nicht, daß er es hier tun würde, und überhaupt ist das hier kein Debattierclub, damit das mal klar ist, wir haben Aufgaben, die müssen erfüllt werden, und damit komme ich zu dem, was ich eigentlich sagen will, Männer, was ich nämlich eigentlich sagen will!«
    Das ist nun doch erstaunlich, dachte Frank, der alte Fuchs! Irgendwie war ihm der Major, den sie in der Kompanie immer nur englisch major nannten, wenn er nicht dabei war, nicht ganz unsympathisch, er hat das gewisse Etwas, dachte Frank, und sei es nur deshalb, weil er vollkommen verrückt ist.
    »Denn auch unser Beitrag ist gefordert«, sprach der Kompaniechef unterdessen weiter, »unsere Kompanie ist aufgefordert, und dadurch, daß unser Standort mitten in Bremen liegt, ist das weder überraschend noch zuviel verlangt, denke ich, zuviel verlangt sowieso nicht, im Gegenteil, es ist eher zu wenig, und wäre es gefragt, oder wäre ich gefragt, ich würde anbieten … - egal, jedenfalls werden fünfzehn Kameraden von unserer Kompanie gebraucht, um bei der Zeremonie im Weserstadion als Fackelträger zur Verfügung zu stehen, und bis heute nachmittag, bis zum Beginn des Standortrundlaufs, hängen die Namen der betreffenden Kameraden am Schwarzen Brett, da sollte es dann keiner versäumen, noch einmal nachzugucken, ob er nicht vielleicht dabei ist. Ich denke, man wird das gleichmäßig über die Gruppen verteilen können, so daß die Belastung überall gleich ist, wobei ich mir nicht sicher bin, ob man hier überhaupt von Belastung sprechen kann. Es ist durchaus eine Ehre, diese Aufgabe für die Kameraden, die das Gelöbnis ablegen, zu erledigen, und damit hat sich das, und nun noch was, Kameraden: das Barett!«
    Der Major hob einen Arm und zeigte mit dem Zeigefinger auf das Barett auf seinem Kopf.
    »Das ist das Barett, Kameraden! Das habt ihr in der letzten Woche alle bekommen. Und jetzt schaut mich genau an, Männer! So wie ich das trage, Männer, so tragen das ab jetzt alle. Ich will da keine verwegenen Dinger mehr sehen. Das wird nicht in den Nacken geschoben und auch nicht über die Nase. Das ist keine

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