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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Baskenmütze, Männer, und auch nicht der Kapotthut von Oma. Das ist ein Barett. So wie ich es trage! Genau so! Und kein bißchen anders, Männer. Ich will das nie wieder sehen, daß irgend jemand das anders trägt. Und in diesem Sinne, Männer: Wir sehen uns alle heute nachmittag zum Standortrundlauf wieder. Fast alle«, fügte der Major nach kurzer Überlegung hinzu, »die einzigen, die wir vermissen werden, sind die, die auf ihren Stationen unabkömmlich sind, und die Kameraden, die die Nacht im San-Bereich verbringen wollen!«
    Damit ließ der Major sie wegtreten, und das war, wie Frank und mit ihm wohl alle seine Kameraden dachten, keine Minute zu früh.
    »Lehmann, was wollen Sie denn jetzt hier?«
    Der Spieß stand hinter dem Tresen der Schreibstube und ließ sich von einem seiner Gehilfen eine Tasse Kaffee einschenken. Frank hatte schon geahnt, daß er den Spieß so kurz nach dem Antreten nur stören würde, aber er hatte keine andere Wahl gehabt, er mußte so schnell wie möglich auf die Tankstelle und die Peilung machen, bevor Groß oder Meyer das taten. Er hatte Stuffz Aster erst vor kurzem versprechen müssen, daß Groß und Meyer nie, nie, nie wieder in die Peilschächte gehen und irgendwelche Peilstände ermitteln würden, »das könnte das Ende sein«, hatte Stuffz Aster gesagt, und es war ihm ernst damit gewesen.
    »Ich wollte das schriftlich abgeben, daß ich bei der Verweigerung, nein Vereidigung, also bei dem Gelöbnis nicht dabeisein will.«
    »Wie, nicht dabeisein?«
    »Aber Hauptfeld, Sie hatten doch gewollt, daß ich da mit hingehe.«
    »Das können sie nicht verweigern.«
    »Wie, das kann ich nicht verweigern?«
    »Daß Sie da hinmüssen.«
    »Wieso, ich kann doch wohl das Feierliche Gelöbnis verweigern. Dazu können Sie mich nicht zwingen, Hauptfeld.«
    »Ach das«, sagte der Spieß, bei dem jetzt endlich der Groschen gefallen war, »das meinen Sie! Kein Problem. Ich hatte mich schon gewundert, die Liste hängt ja noch gar nicht draußen.«
    »Welche Liste?«
    »Egal. Geben Sie mal her.«
    Frank gab dem Spieß den Zettel, den er am Sonntagabend, nachdem er ein letztes Mal an diesem Wochenende versucht hatte, Sibille zu erreichen, und Sonja ihm ein letztes Mal genervt versichert hatte, daß Sibille nun wirklich nicht da war, mit der Hand aufgeschrieben hatte. Martin Klapps Schreibmaschine war schon seit Wochen verschwunden.
    »Das kann man ja gar nicht lesen«, sagte der Spieß. »Das kann ich unmöglich zu den Akten geben.«
    »Wieso?« sagte Frank und nahm es ihm wieder aus der Hand. »Das ist doch total in Ordnung. Da steht: >Hiermit verweigere ich das Ablegen des Feierlichen Gelöbnisses. Frank Lehmann, Nachschubkompanie 210.< Das ist doch ganz deutlich.«
    »Na gut«, sagte der Spieß und nahm ihm das Schreiben wieder ab. »Mir soll’s recht sein.«
    Er stellte seine Kaffeetasse ab, nahm einen Kugelschreiber und kritzelte auf dem Papier herum.
    »Da mach ich mir einfach einen Vermerk dran, dann geht’s«, sagte er.
    »Okay«, sagte Frank und wollte gerade gehen, als die Tür zum Büro des Kompaniechefs aufging und der Major herausschaute.
    »Ich muß mit Lehmann zwei sprechen«, sagte er zum Spieß.
    »Ist gerade hier«, sagte der Spieß. »Aber Lehmann eins ist seit sechs Wochen entlassen.«
    »Gut«, sagte der Major und sah Frank dabei an. »Sind Sie Lehmann zwei?«
    Frank nickte.
    Der Major kam näher. »Wußte ich’s doch.«
    Er wandte sich an den Spieß und zeigte dabei auf Franks Zettel. »Was will er denn?«
    »Das Gelöbnis verweigern.«
    »Was gibt’s denn da zu verweigern?«
    »Er will es nicht ablegen.«
    »Ablegen? Ablegen?« wiederholte der Hauptmann, so als würde er das Wort zum ersten Mal ausprobieren. »Hat der denn noch nicht das Gelöbnis abgelegt?«
    »Nein, das ist irgendwie untergegangen«, sagte der Spieß.
    »Und jetzt will er das verweigern?« sagte der Major ungläu bi g.
    Frank hüstelte. Die beiden blickten ihn an. »Ich bin noch hier«, sagte Frank. »Sie können auch mich direkt fragen.«
    »Mit Ihnen habe ich sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen«, sagte der Major. »Wir haben da eine Meldung von den Feldjägern … «
    »Ach ja«, warf der Spieß ein, »das hatte ich ja noch vergessen … «
    »Die sagen«, fuhr der Major unbeirrt fort, »daß Sie ohne Heimschlaferlaubnis im Grünzeug draußen herumgelaufen sind.«
    »Ich hatte die nicht dabei«, sagte Frank in der Hoffnung, daß der Spieß und der Major sich nicht mehr daran erinnerten, daß sie ihm

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