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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Versammlungsleiters und wollte, wie er sagte, zunächst etwas zum Verfahren sagen, daß es nämlich eine vorläufige Tagesordnung gebe, die er, und damit wäre man gleich bei Punkt eins dieser Tagesordnung, zunächst zur Diskussion stellen wollte, wobei, das wollte er für alle Neuankömmlinge noch einmal zum Verfahren sagen, Geschäftsordnungsanträge vorgezogen würden, allerdings müßten sie deutlich gemacht werden, indem bei einer Meldung zur Geschäftsordnung beide Hände gehoben werden müßten.
    Daraufhin flogen schon einmal viele Hände hoch, und es gab viel Geschrei und Gebrüll, auch Martin Klapp hatte beide Hände oben und schrie etwas von »Gegenkandidat«, und in diesem Moment verlor Frank das Interesse, denn er hatte Sibille entdeckt, sie stand auf der anderen Seite des Saales in einem Pulk von Leuten und hopste ein bißchen herum, wohl um auch mal etwas zu sehen von dem, was vorne im Saal so passierte, wobei Frank sich schon fragte, wozu es gut sein sollte, Wolfgang zu sehen, der in diesem Moment sagte, daß er keine Lust habe, daß die ganze VV mal wieder durch Geschäftsordnungsanträge blockiert würde, oder so ähnlich, Frank hörte nicht mehr genau hin, er sah nur noch Sibille und wie sie herumhopste und dabei eine rauchte und mit jemandem sprach, der neben ihr stand, und Frank dachte, daß er auch gerne so neben ihr stehen würde und daß er sie dann auch gerne, falls sie das wollte, einmal hochheben würde, nur damit sie sehen konnte, wie Wolfgang sich mit jemandem herumrangelte, der an sein Mikrofon wollte.
    Neben ihm holte Achim seinen Flachmann raus, nahm einen Schluck und reichte ihn Frank. »Auch was?« fragte er, und Frank nahm einen Schluck gegen die Aufregung, denn daß er Sibille endlich wiedersah, ließ ihm das Herz bis zum Halse schlagen.
    »Schau dir das gut an«, brüllte Achim in Franks Ohr, denn um sie herum war es jetzt schon sehr laut geworden, »das ist das letzte Gefecht der K-Gruppen, ich sag’s dir!«
    Frank nickte gleichgültig, gab ihm die Flasche zurück und schaute wieder zu Sibille, und in genau diesem Moment trafen sich ihre Blicke, und Frank lächelte und winkte, und sie lächelte und winkte zurück, und Frank machte mit dem Daumen ein Zeichen zur nächstgelegenen Tür, und sie nickte und machte ein ähnliches Zeichen zu der Tür in ihrer Nähe, und Frank sagte »Bis gleich« zu Achim, aber der hörte sowieso nicht zu, sondern rief »Holla, holla, holla« in die Gegend und lachte dabei, und auch die anderen schienen schwer beschäftigt, also ging Frank ohne weitere Verabschiedungen zur nächsten Tür hinaus.
    Dann stand er draußen auf dem Gang, der die Aula umfaßte und hatte ein Problem: Die Aula hatte mehrere Eingänge, und der, den Sibille nehmen würde, wenn sie ebenfalls die Aula verließ, lag genau auf der anderen Seite der Aula, und Frank fragte sich, ob er den die Aula umfassenden Gang nun links- oder rechtsherum gehen sollte, um sie zu treffen, das ist heikel, dachte er, wenn ich linksherum gehe, also oben herum, dachte er, und sie geht, wenn sie die Aula verläßt, ebenfalls links, damit aber unten herum, dachte er, dann könnten wir theoretisch immer im Kreis um die Aula herumlaufen, ohne uns zu treffen, dachte er, und umgekehrt ist es genauso, wenn ich aber einfach hier stehenbleibe in der Hoffnung, daß sie kommt, und weil ich nicht riskieren will, falsch herum zu gehen, dachte er, dann könnte es passieren, daß sie genauso denkt wie ich und auch bei ihrem Ausgang stehenbleibt, und dann könnten wir theoretisch ewig da stehenbleiben, und das bringt dann auch nichts, dachte er und kam zu der Erkenntnis, daß der einzig sichere Weg, sie zu finden, darin bestünde, so schnell auf dem Gang um die Aula herumzulaufen, daß man sie, für den Fall, daß sie in derselben Drehrichtung um die Aula herumging, dennoch irgendwann einholen und also abfangen konnte, und kaum hatte er das gedacht, sprintete er auch schon los und stieß, als er um die erste Ecke kam, fast mit Sibille zusammen, die erschrocken aufschrie, als er direkt vor ihr mit rudernden Armen zum Stehen kam.
    »Hallo«, sagte Frank atemlos, »du also auch hier!«
    »Ja«, sagte sie, »obwohl ich das eher zu dir sagen würde.«
    »Ich also auch hier?«
    »Ja«, sagte sie, »das finde ich irgendwie logischer.«
    »Das kann sein«, sagte er, »obwohl ich nicht glaube, daß Logik hier eine große Rolle spielt.«
    Sie nickte und lächelte und blickte zu ihm hoch, und das irritierte ihn, das sollte sie

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