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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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kann?«
    Das schien den Spieß auf dem falschen Fuß zu erwischen. Er schwieg eine Weile und musterte dabei die Kompanie. Schließlich fragte er: »Wer war das.«
    Ein Soldat meldete sich.
    »Ich.« »Wie? Wer?« brüllte der Spieß. »Wie heißt das?«
    »Pionier Seidel, Herr Hauptfeld.«
    »Soso. Und wie heißt das, wenn Sie fragen wollen, was ist, wenn man nicht schwimmen kann?«
    Der Rekrut schwieg.
    »Also, nochmal: Wie sollen Sie sagen, wenn Sie fragen, was ist, wenn man nicht schwimmen kann?«
    »Was ist, wenn man nicht schwimmen kann, Herr Hauptfeld.«
    Der Spieß nickte zufrieden.
    »Das sollten Sie sich mal lieber merken, Herr Pionier. Es kostet mich ein müdes Arschrunzeln, Ihnen das am Wochenende beizubringen.«
    Er schwieg eine Weile.
    »Und Sie können nicht schwimmen?« fragte er dann ungläubig.
    »Nein.«
    »Wie heißt das?«
    »Nein, Herr Hauptfeld.«
    »Warum haben Sie das denn bei der Musterung nicht gesagt?«
    »Es hat ja keiner gefragt, Herr Hauptfeld.«
    »Hm …«, sagte der Spieß. »Wird mir schon was einfallen. Vorläufig gehen Sie am besten erstmal nicht ins Wasser.«
    Die Ausbilder lachten.
    »Werden Sie halt kein Brückenpionier, Seidel. Zum Minenschleppen wird’s reichen.«
    Jetzt lachten die Ausbilder noch mehr.
    »Und Vorsicht beim Duschen«, fügte der Spieß hinzu und lachte selber mit. Auch einzelne Rekruten lachten.
    »Sie haben hier gar nichts zu lachen«, brüllte der Spieß. »Ihre Ausbilder dürfen lachen. Ich darf lachen. Der Kompaniechef darf lachen, und der Bataillonskommandeur darf auch lachen. Und wenn wir Sie gegen alle Wahrscheinlichkeit am Wochenende rauslassen, dann dürfen Sie bei sich zu
    Hause, in Zivil, auch mal lachen. Hier lachen Sie erst, wenn Sie was zu lachen haben. Und das wird dauern, Männer. So, wie ich das sehe, wird das sogar verdammt lange dauern!«
    Der Spieß machte eine Kunstpause, dann seufzte er und schaute wieder auf den kleinen Zettel in seiner Hand.
    »So. Nach dem Frühstück geht der 3. Zug zur Einstellungsuntersuchung. Der hat noch nicht. Die anderen werden irgendwas anderes machen. Vor allem werden wir dafür sorgen, daß Sie mal ins Grünzeug kommen, ich kann dieses Sportzeug nicht mehr sehen. Und jetzt melde ich Sie dem Kompaniechef, macht mir da bloß keine Schande, Männer. Kompanie … Stillgestanden!«
    Schlurfend und unbeholfen zogen die Rekruten den linken Fuß an den rechten heran, legten die Fäuste an die Hosennaht und drückten das Kreuz durch.
    »Männer, mir wird übel, mir wird speiübel. Das wird das schlimmste Quartal, das ich jemals hatte, und ich bin schon lange bei der Ausbildungskompanie, schon länger, als mir guttut. Und jetzt: Achtung! Die Augen - links!«
    »Hierher schauen, Männer, hierher schauen, nicht nach links, hierher schauen, zu mir schauen, hierher, Himmeldonnerwetter noch mal.«
    Der Kompaniechef kam hinter einer Hecke hervor wie ein Theaterschauspieler, der auf das Stichwort für seinen Auftritt gewartet hatte.
    »Hierher sehen, Männer. >Die Augen links!< heißt nicht, daß ihr nach links gucken sollt, >Die Augen links! < heißt, daß ihr zu mir gucken sollt, immer dahin schauen, wo ich gerade bin, so, genau, die Köpfe wandern mit, Herrgott, ist das denn so schwierig.«
    Der Spieß grüßte den Kompaniechef und meldete, daß die Kompanie angetreten sei. Der Kompaniechef grüßte zurück, dankte und wandte sich dann den Rekruten zu.
    »Augen geradeaus! Guten Morgen, Kompanie!«
    »Guten Morgen, Herr Hauptmann!«
    »Wie? Habe ich was gehört? Ich sag’s noch einmal: Guten Morgen, Kompanie!«
    »Guten Morgen, Herr Hauptmann!«
    »Na gut, rührt euch.« Der Hauptmann, ein drahtiger, sportlicher Mann mit kahlem Schädel, schaute lächelnd auf die Kompanie.
    »Männer, ihr habt’s gut. Es ist ein herrlicher Morgen, und das wird ein herrlicher Tag. Der Wetterbericht sagt, daß es heute heiß und trocken wird, ein Wetter, bei dem man gerne draußen ist, an der frischen Luft, um Dinge zu lernen, die der moderne Soldat braucht, um im Krieg zu überleben. Ich freue mich darauf, und eure Ausbilder freuen sich auch. Und ich weiß, ich bin ganz sicher, ihr freut euch auch. Und das macht mich stolz. Ihr seid ja auch ein herrlicher Anblick.«
    Die Ausbilder lachten ein bißchen, und auch der Kompaniechef ließ ein trockenes »Haha« hören. Von den Rekruten lachte keiner. Der Spieß hatte es verboten …
    »Auf den Befehl >Marsch!< treten alle gleichzeitig mit dem linken Fuß vor, gleichzeitig, Männer,

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